Veröffentlicht in Thailand

Von Stadt zu Stadt

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In Samut Songkhram bekomme ich nochmal das Flair einer größeren thailändischen Provinzstadt präsentiert, nach einem langen sonnigen Tag auf dem Rad und einer etwas unfreundlicher werdenden Landschaft. Von den nordwestlichen Stränden des Golfs von Thailand habe ich mich nun verabschiedet. Chao Samran war das letzte Nest, in dem mehrere Strandresorts um Gäste buhlen und wo die First Class-Reisebusse aus Bangkok in Richtung Süden offenbar als erstes Halt machen, um ihre Insassen bei einem großen Strandrestaurant mit Massenabfertigung für etwa eine Dreiviertelstunde zum Essen abzuladen.

Der Bus fuhr dann weiter in Richtung Süden, für mich wurde in nördlicher Richtung die Landschaft karger. Auf großen Flächen wird dort aus einem umfangreichen Grabensystem Wasser vom Meer her verteilt und verdunstet und das zurückgebliebene Salz dann mühsam gewonnen. Auf manchen Flächen steht einfach nur Wasser, auf anderen wird der bereits durch die Verdunstung zurück gebliebene Salzschlamm mit kleinen Walzen gleichmäßig planiert. Kein Baum, kein Schatten, über viele Kilometer.

Die Stadt Samut Songkhram liegt etwas nördlich der Fernverbindung 4, auf der ich zuletzt mangels Alternative einige Kilometer fahren musste. Der Seitenstreifen ist dort zwar breit, aber der ständig vorbeiziehende Verkehr mit seinem permanenten Lärm nervt und belastet doch recht stark. Da ist es beinah schon wieder erholsam, langsam durch die mit schmucklosen, herunter gekommenen Betonbauten gesäumten Straßen zu rollen. Dabei muss ich hier noch aufmerksamer fahren, als am Rand der Fernstraße, denn die vielen Motorräder, Sammeltaxis, Kleintransporter, die immer mal abrupt am Straßenrand halten oder aus einer Einfahrt oder Seitenstraße kommen, sind keine Ausnahme sondern eher die Regel. Mopedfahrer fahren zudem gerne auch in die falsche Richtung.
Die Straßen der Stadt sind hoffnungslos verstopft, als ich am späten Nachmittag dort ankomme, aber über die Wochen habe ich mir angewöhnt, mit dem Fahrrad genauso frech und beharrlich am Stau vorbei zu rollen, wie es die Motorradfahrer tun und dabei nötigenfalls zwischen den stehenden Autos die Spur zu wechseln, um bis zur nächsten Ampel vorwärts zu kommen. Später werde ich von illegal am Straßenrand haltenden Fahrzeugen eh wieder geschnitten oder ‚abgeklemmt‘.
Ich finde mein Hotel in der Nähe eines Sportstadions aber trotzdem recht gut und bekomme dort ein Zimmer in einer der oberen Etagen für auch einmal wieder deutlich unter 1000 Baht. In den Ferienorten lagen die Preise zuletzt doch deutlich höher.


Viel Zeit für eine Stadterkundung bleibt mir wegen der einsetzenden Dämmerung nicht. Rund um das Wat Phet Samut ist bereits ein Nachtmarkt im Gange, die Straßen sind voller Menschen und für den Verkehr nur teilweise gesperrt. So ist das Durchkommen auch zu Fuß gar nicht so einfach, aber höchst spannend. Die Geräuschkulisse ist unbeschreiblich, wo sich in der Dämmerung nun auch noch tausende Vögel auf den Häuserdächern und in den vielen Kabeln, die überall in den Straßen oberirdisch geführt werden, niederlassen.

Zum Abendessen lasse ich mir in einem sehr stark von Einheimischen frequentierten Straßenrestaurant am Rand des Zentrums erst eine, später eine zweite Portion Reisnudeln mit Meeresfrüchten, Gemüse und Ei aus dem Wok zaubern. Da ich wiedermal um eine Version ’not so spicy‘ gebeten habe, verzichtet die Köchin ganz auf scharfe Gewürze, so dass ich ein Schälchen frisches Chili doch noch nachbestellen muss. Das esse ich dann auch leer, denn inzwischen bin ich ja eine gewisse Schärfe gewöhnt, die ich auch gar nicht missen will.

Nachts ist es ja im Moment einigermaßen kühl, die Temperatur fällt auf unter 26° C ab, aber der nächste Morgen bringt wieder viel Sonne und ich habe eine etwa 80 km-Etappe zu fahren. Aus Samut Songkhram hinaus fahre ich zunächst auf der kleineren Route 3092 für nicht ganz 20 km fast schnurgerade mit wenigen Kilometern Abstand parallel zur breit ausgebauten Fernroute 35. Weiterhin sind es Salinen, die beiderseits der Straße Flächen verbrauchen. Nach etwa halber Strecke hört hier jedoch der Asphalt plötzlich auf – die schöne Straße geht in eine Baustelle über. Zum Glück nur für ein kurzes Stück.
Doch die Nebenroute mündet dann in die Fernstraße, kurz bevor diese den Fluss Sunak Hon überquert, und am Randstreifen dieser 2x dreispurigen, einer Autobahn ähnlichen Straße radele ich dann der Hauptstadt Bangkok entgegen. Wenn nicht der Lärm und die Abgase der vielen Fahrzeuge wären, eigentlich auch nicht weiter schlimm. Vom LKW-Verkehr profitiere ich am Rand der breiten Straße insofern, als dass mir die Luftwirbel, die diese Fahrzeuge mit sich mitziehen, ein wenig den Windwiderstand nehmen, so komme ich letztlich viel schneller vorwärts als wenn ich allein die Luft vor mir herschieben würde. Der Lärm un der Staub sind aber auf Dauer sehr unangenehm.

Entlang der breiten Fernstraße befinden sich dann Industrie- und Gewerbegebiete, Autohändler, eine Art von Vergnügungspark, eine Shopping-Mall, aber auch eine großflächige Tempelanlage und nach etwa 40 km mache ich in Samut Sakhon eine längere Pause und esse in einer Seitenstraße mal wieder frisch aus dem Wok. Die Frauen, die solch kleine Garküchen betreiben, lachen immer wieder, wenn ich versuche, durch Zeigen auf ihre teils in Schüsseln liegenden, teils ausgebreiteten Zutaten ein Gericht zusammenzustellen.
Auch Samut Sakhon liegt nicht direkt an dieser Schnellstraße und es führt auch kein direkter Abzweig dorthin. Ich muss mit dem Verkehr eine Ausfahrt nehmen, die zunächst in eine andere Richtung führt und dann an einem größeren Kreisverkehr den richtigen Weg erwischen. Bei Spurwechseln bin ich natürlich vorsichtig, aber fahre bestimmt, dränge mich mit Handzeichen auch zwischen die Fahrzeuge, was nicht so schwierig ist, da man in Kolonne nicht schnell fahren kann. Denn nichts ist schlimmer, als mit dem schwer bepackten Rad irgendwo am linken Rand halten zu müssen, um dann aus dem Stillstand heraus über mehrere Spuren zur anderen Seite zu queren, weil die gewünschte Ausfahrt dort liegt.
An dieser Stelle geht es aus dem Keisverkehr heraus gleich auf die Rampe einer Brücke, die dann die Autobahn quert. Hinter mir fährt ein Polizei-Pickup, auf dessen Ladefläche mehrere Beamte sitzen, von denen später einer, als der Wagen an mir vorbei zieht, meine Gesten beim Manövrieren über die verschiedenen Fahrstreifen hinweg winkend und mit hochgerecktem Daumen honoriert.

Bangkok erreiche ich dann am Nachmittag. Von Singapur her sind es doch etwas mehr als 2600 Kilometer geworden, die ich in den letzten sechs Wochen auf dem Rad zurückgelegt habe. Die Fernstraße 35, entlang welcher ich von Samut Songkhram hauptsächlich weitergefahren bin, wurde dabei zu einer 2x fünfstreifigen Zumutung, wobei der Verkehr aus der Stadt heraus offenbar noch dichter war, als der in meiner Richtung auf Bangkok zu.
Aber ich setze mich etwa 15 km vor dem Zentrum von dieser Straße ab, fahre auf einer der kleineren Vorortstraßen, die ebenfalls gerade aufs Zentrum zulaufen, in Richtung Chom Thong bzw. Thon Buri, wo ich letztlich in einem der kleineren Hotels ein schönes Zimmer für drei Nächte finde. Beine ausstrecken auf einer wunderbar angelegten, gepolsterten Fensterbank.

 

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