Veröffentlicht in Laos

Inseln im Mekong

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Auf der Insel Don Som

Es gibt viele Inseln in diesem längsten Fluss Asiens, allein hier im Süden von Laos sollen es 4000 sein. Was alles dazu zählt, ob jede einzelne Grassode, die aus dem Wasser ragt, oder ob nur bewohnte Inseln dazu zählen – ich kann es nicht sagen. Drei davon sehe ich mir näher an – Don Det, Don Som und Don Khong – und springe dazu mit unterschiedlichen Booten von Insel zu Insel, denn die Verbindungen zwischen den besiedelten Inseln sind gut organisiert, zu Preisen zwischen 10.000 und 20.000 Kip, je nach Streckenlänge. Don Det ist z.B. sehr beliebt bei Backpackern und der Ticket-Verkauf für die Überfahrt läuft in Nakasong am östlichen Ufer des Flusses an einem eigens errichteten Counter. In Nakasong enden all die Busverbindungen, die Leute zu den Inseln bringen, und um die frühe Mittagszeit ziehen dort Dutzende von Touristen mit bunten Rucksäcken bepackt die schattenfreie Hauptstraße entlang vom Sammelparkplatz der Busse zum Flussufer und zu den dort liegenden, bzw. pendelnden Booten.

Zwischen all diese Rucksackträger will ich mich mit dem Fahrrad nun nicht gerade drängen und setze mich in den Schatten eines kleinen Restaurants oberhalb des Flussufers und esse erst eine – Nudelsuppe, es gibt hier mal wieder eine. Kurz zuvor hatte ich am Ortseingang von Nakasong, im Laden eines Smartphone-Händlers Esther und Vassiliy getroffen, eine Vietnamesin und einen jungen Russen auf gemeinsamer Radreise von Jakarta nach Hanoi. Die beiden hatten das gleiche Problem wie ich, nämlich eine hiesige SIM-Karte für den mobilen Internet-Zugang gekauft, die nicht richtig funktionierte, und ließen sich nun helfen. Meine Karte, die ich schon gestern gekauft hatte, musste lediglich für das gewünschte Internet-Package aktiviert werden. Das dauerte nur wenige Minuten, aber bei den Beiden schien das Problem etwas größer zu sein.

Südlich von Ban Thakho, wo ich meine erste Nacht in Laos verbracht habe, tosen die Wassermassen des Mekong einige Stromschnellen und kleinere Wasserfälle hinunter. Ein nettes Naturschauspiel, das hier touristisch noch eher bescheiden aufgezogen wird, abgesehen, dass man selbst fürs Fahrrad eine Parkgebühr bezahlen und dann für den Zugang zu den Aussichtspunkten ein Ticket kaufen muss. Es gibt ein View-Restaurant und ein Café und wenn man früh am Morgen dorthin kommt, dann hat man den kleinen Park fast für sich alleine. Selbst die Souvenir-Händler sind dann noch nicht alle am Start.

Die Aussicht ist jetzt nicht so übermäßig spektakulär, der Wasserstand des Mekong auch verhältnismäßig niedrig, trotzdem wollte ich die Wasserfälle einmal gesehen haben, wenn ich schon hier in der Nähe bin. So habe ich heute einen eher geruhsamen Tag, denn auch auf den Inseln mache ich nur wenig Strecke und komme nicht besonders schnell vorwärts, denn Straßen sind rar, schmale Wirtschaftspfade bilden dort das Verbindungsnetz, das sich über die verschiedenen Bootsverbindungen über eine ganze Reihe von Inseln erstreckt.

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Khone Pha Pheng

Gestern Nachmittag war ich nach einer harten Etappe entlang der NR7, die Teil des Asia-Highways AH-11 ist, nach Laos eingereist und nur wenige Kilometer hinter der Grenze in einem einfachen Motel abgestiegen. Diese NR7 ist größtenteils eine schlechte Piste aus losem Laterit-Granulat und sich auflösendem Betonunterbau, manchmal ist die Straße vorübergehend auch asphaltiert,oft ist es ein ständiger Wechsel.

Glücklicherweise ist das Verkehrsaufkommen aber relativ gering, dafür, dass es sich um eine internationale Fernverbindung handelt. Deswegen lassen sich die etwa 60 km zwischen Stung Treng und der Grenzstation auch ganz gut fahren, trotz schlechter Versorgungslage. Restaurants gibt es wenige entlang dieser Strecke und eines, dass mir auch tatsächlich etwas zu essen bieten konnte, habe ich erst nach rund 50 km gefunden. Ein karger Landstrich, in dem die eine größere Bananen-Plantage, an der ich vorbeikomme, irgendwie fehlplatziert wirkt.

Der Grenzübergang von Kambodscha nach Laos wirkte dann irgendwie auch wie tot. Der Schlagbaum blieb unten, als ich mich näherte. Also Kopf einziehen und drunter durchrollen, ein einheimischer Mopedfahrer macht es in umgekehrter Richtung genauso. Die Ausreise aus Kambodscha geht schnell vonstatten. Nochmal die Fingerabdrücke scannen, Abschiedsfoto und Tschüss. Auch auf der Seite von Laos bleibt der Schlagbaum unten und hier stehen auch noch einige Personen aus dem thailändischen Reisebus, der einige Minuten bevor ich die Grenze erreicht hatte, an mir vorbei gefahren war, an den beiden Schaltern an. Aber ich habe Zeit, muss noch einen Einreisezettel ausfüllen, der dann später in meinen Pass geheftet wird. Als erstes wird aber von einer Sanitäterin meine Körpertemperatur erfasst – ich könnte ja Fieber haben.

Ich erinnere mich, dass vor sechs Jahren, als ich die Grenze zwischen Simbabwe und Sambia überquert hatte auch als erstes jemand im weißen Kittel die Körpertemperatur aller Einreisenden kontrolliert hatte. Das Gleiche später am Flughafen von Windhoek in Namibia. Schon komisch: irgendeine Epidemie ist immer.

Hier verlangt man nach kurzer Prüfung des ausgefüllten Zettels und des Visums in meinem Pass noch 2 Dollar Stempelgebühr, eine interessante Erfindung. Als ich noch um einen Stempel für mein Tagebuch bitte, macht man mir klar, dass ich doch weiterfahre solle. Schade.

Die Qualität der Straße wird dann geringfügig besser und kurz hinter der Grenze weist ein Kilometerstein darauf hin, dass es noch 823 km bis nach Vientiane sind. Eine Strecke, die ich mir auf die kommenden zwei Wochen aufteile, nicht immer nur der Fernstraße 13 nach, als die sie hier in Laos ausgewiesen ist. Der Mekong hat schließlich zwei Uferseiten und eben viele Inseln, auf denen ich heute schon mal angefangen habe.

Veröffentlicht in Kambodscha

Zur Brücke am Mekong

Fünf Tage nachdem ich Siem Reap verlassen habe, komme ich heute bei Stung Treng über den Mekong. Die Brücke sieht nicht sehr spektakulär aus, obwohl der Fluss hier eine Breite von etwa 1,5 Kilometern hat, aber der Fluss macht was her – und er sieht so unberührt aus. Da der Mekong nur bis zur Grenze zu Laos schiffbar ist, ist er als Wasserstraße in dieser Region wirtschaftlich nicht interessant, und deshalb sind keine großen Schiffe zu sehen. Die Stadt ist auch nicht besonders groß, gilt aber als Grenzstadt zum etwa 50 km entfernten Laos und ist Verwaltungssitz für den Bezirk Stung Treng, außerdem Knotenpunkt für verschiedene Busverbindungen weiter ins Land oder ins benachbarte Laos.

Nach den drei Tagen mit Fahrrad und Tuk-Tuk in Angkor Wat, war es beinahe wie ein Neuanfang und ein gutes Gefühl, mit all dem Gepäck wieder ‚auf die Strecke‘ zu gehen. Ich wollte aber Siem Reap nicht verlassen, ohne noch einmal durch den großen Park von Angkor Wat zu rollen. Der Banteay Kdei Tempel fehlte mir noch und lag mit einem nur kurzen Umweg gut auf meiner Strecke. Eine kleine Tempelruine, die auf den kürzeren Rundtouren durch den Park nicht angefahren wird und deshalb nur verhältnismäßig wenige Besucher hat, obwohl sie z.B. vom Ta Phrom Tempel gar nicht so weit entfernt liegt.

Durch diesen kleinen Umweg kam ich auch gar nicht in die Versuchung, die stark befahrene NR6 in Richtung Osten zu benutzen, um von Siem Reap weg und in Richtung Preah Vihear zu kommen, sondern folgte einfach der aus dem Park hinaus führenden Straße und konnte noch für einige Kilometer vom Schatten spendenden Wald profitieren.

Eine kleine (touristisch aufbereitete) Siedlung befindet sich dort, die ein wenig das rurale Leben der Region demonstrieren soll und mit einigen Restaurants auf Besucher aus dem Park von Angkor wartet. Um die frühe Mittagszeit war dort aber nicht allzu viel los und ich habe mich auch nicht aufhalten lassen, meine Strecke bis nach Svay Leu war noch lang genug.
Weit ab der Hauptverbindungsstraße und fern der Touristenspots änderte sich dann das Bild auch ein wenig. Diese Nebenstrecke brachte mich durch langgezogene Siedlungen mit teils modernen im Khmerstil errichteten Wohnhäusern und auch einfacheren Holzbauten, aber eigentlich immer sauberen Grundstücken, ganz im Gegensatz zu den ersten Tagen zwischen Poipet und Siem Reap.

Oft betreiben die Leute Landwirtschaft im kleinen Stil, mit ein paar Rindern, oder mit ein paar Parzellen Reis, wobei die Felder zur Zeit trocken liegen. Geschäfte sind allerdings rar, finden sich fast nur noch an Kreuzungspunkten verschiedener Straßen. Aber fast immer befindet sich unverhofft und zum richtigen Zeitpunkt eine Straßenküche am Fahrbahnrand, die Suppe mit Nudeln oder gebratenen Reis mit Ei bietet oder schnell zaubern kann.
Auf der relativ kurzen Etappe von Svay Leu nach Moreal am zweiten Tag gibt’s Nudelsuppe zum Frühstück und esse ich am späten Vormittag noch einmal (dann allerdings kalt) eine Gurken-Nudelsuppe, die mich irgendwie an Estland und eine Gurkensuppe erinnert, die ich dort einmal vor einigen Jahren gegessen habe.

Schön ist, dass man die freundlichen Leute immer direkt ansprechen kann und sie selbst auch keine Scheu haben, selbst wenn die Verständigung überhaupt nicht funktioniert. Die Auswahl in den Töpfen ist nie besonders groß und trotzdem bekomme ich oft mehr, als ich erwartet hätte auf den Teller. In Svay Leu wollte ich am Abend schon aufgeben, da ich gegen 19 Uhr schon zu spät dran war und einige der kleinen Restaurants im Ort bereits beim Aufräumen waren. Ein junger Koch sagte mir, ich könne ja zu ihm frühstücken kommen, aber jetzt hätte er schon geschlossen. Zwei andere überdachte Hallen mit Tischen und Stühlen waren zwar voller Gäste, aber dort war Selbstkochen mit Hotpot angesagt. Die Betreiber verkaufen einem dort nur die Zutaten und man muss wissen was man will. Nichts für eine hungrige Einzelperson.

Bei einem sehr beschäftigten Koch mit Wok und Grill, der nur zwei Tische in seinem offenen Raum zu stehen hatte, habe ich dann letztlich noch eine leckere Portion gebratene Nudel mit viel Gemüse bekommen. Während ich dort gegessen habe, kamen ständig Leute vorbei um jeweils ihre telefonische Bestellung abzuholen und setzten sich zwei junge Mädchen mit an meinen Tisch, die gemeinsam eine große Portion Papaya-Salat (zumindest ja es danach aus) mit Krebsen genüsslich und mit intensiver Unterhaltung gegessen haben. Offenbar die Spezialität aus dem großen hölzernen Mörser des Kochs, in dem er immer neue Gerichte zubereitet hat. Unter lautem Knacken und Krachen haben die beiden Mädchen die Panzer der Krebse klein geknabbert – auch eine Eigenheit der Khmer, Meeresfrüchte und auch Fleisch immer mit möglich viel und splittrigen Knochen zu essen. Wenn man Reis mit Huhn bestellt, dann kann man sich häufig (nicht immer) auf viel Knorpel und Knochen, aber wenig Fleisch einstellen.

Die letzten fünf Tage haben viel Kraft gekostet, da ich nun fast immer gegen den teils böigen Ostwind anfahren musste, durch ein manchmal auch profiliertes Gelände. Besondere Highlights sind entlang der Strecke auch nicht zu sehen, eigentlich das ideale Terrain, um Strecke zu machen. Leute, die mir entgegen kamen, haben vom Wind jedenfalls profitiert. Das waren allein heute zwei Holländerinnen gegen Mittag auf halber Strecke, und etwas später am Nachmittag noch ein junger Brite auf Weltreise. D.h. auch, dass ich keine unbekannte Strecke fahre. Vielleicht haben auch deswegen die Polizisten an ihrem Checkpoint so verschmitzt gelächelt – ach schon wieder so ein Irrer auf ’nem Fahrrad.

Kinder am Straßenrand freuen sich jedenfalls nach wie vor über jeden hellhäutigen Radfahrer der vorbeikommt und rufen ihr manchmal schrilles „Helloo!“ meist bevor ich sie überhaupt registriere. SchülerInnen winken oft etwas zurückhaltender, aber wahrgenommen werde ich bunter Tourist von offenbar viel mehr Menschen, als ich im Vorbeirollen an ihrem oft grauen Alltag selbst sehe.

Mir drängen sich eher die Gerüche auf, vom verbrennenden Plastikmüll, vom Holzkohlenfeuer, von kochendem Reis, von am Straßenrand trocknenden Maniokwurzeln, denn etwa zwei Tage lang komme ich durch eine Gegend in der davon viel angebaut wird. Die Ernte ist offenbar gerade gelaufen, denn ich sehe einerseits viele einachsige Hänger mit Zugmaschine, die mit Maniokwurzeln beladen zu den nächsten Sammelpunkten fahren. Die Wurzeln werden in Handarbeit in Streifen gehackt und großflächig zum Trocknen in die Sonne gelegt. Diese weißen Wurzeln strömen in der Wärme einen typischen süßlichen Geruch aus, der mir natürlich im Vorbeirollen in die Nase steigt.

Die trockenen Wurzeln werden in Säcke verpackt und wieder mit den in ganz Kambodscha verbreiteten, einachsigen Zugmaschinen zu Lagern gebracht von wo aus sie mit größeren LKW zur weiteren Verarbeitung abtransportiert werden.
In Moreal war unweit des Gästehauses, in dem ich übernachtet hatte, solch ein Lager und abends wurden dort fleißig einige LKW beladen.

Tagsüber die Wärme, abends der aufsteigende Rauch und Dunst, nachts kläffende Hunde beinahe überall, und morgens ab sechs Uhr Xylophon-ähnliche Musik und sphärische Klänge vom nächstgelegenen Kloster. Die Geräusche hören fast nie auf, und doch ist irgendwann in der Nacht Stille. In Moreal gab es irgendwo im Ort eine Familienfeier und Partymusik spielte bereits am Nachmittag und hielt beinahe die ganze Nacht über an, bis sie nach nur kurzer Pause am Morgen von den Mönchen und ihren Xylophon-Klängen ‚übernommen‘ wurde.

Diese Musik kann sehr beruhigend wirken, wenn sie nicht zu laut gespielt wird, was leider meist der Fall ist. Hier in Stung Treng habe ich allerdings noch nichts vom etwa 400 m entfernt gelegenen Kloster /Tempel gehört.
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Veröffentlicht in Kambodscha

Pausentage in Ruinen

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Siem Reap ist eine sehr geschäftige Stadt, die Dank der einmaligen mittelalterlichen Tempelanlagen von Angkor Wat von Touristen aus aller Welt überflutet wird. Damit arrangiert man sich, darauf ist man eingerichtet und davon lebt man. Wer will, kann sich in eines der vielen, an westlichen Bedürfnissen orientierten Restaurants oder Cafés setzen und die Beine hochlegen, oder dem kambodschanischen Alltag ins Auge blicken und das Treiben in Nebenstraßen und auf Märkten erkunden. Man kann sich aber auch eine Mehrtageskarte für den Besuch des archäologischen Parks von Angkor Wat besorgen und entweder mit Fahrrad oder Tuk-Tuk das riesige Gelände auf eigene Faust erkunden.


Die Tickets bekommt man in einem eigens errichteten Gebäude außerhalb der Stadt, auf etwa halber Strecke vom Zentrum zum Park, und nachdem wir den Freitag als ersten Pausentag ruhig haben beginnen lassen und tatsächlich erstmal die Füße etwas hochgelegt und später uns nach Fahrradgeschäften erkundigt haben, um eine Verpackung für Maiks Fahrrad für die Rückreise zu finden, sind wir am Nachmittag doch noch mit den Rädern zu den Tempelanlagen gefahren, um einen ersten Eindruck zu bekommen.

Die über mehrere Jahrhunderte einzuordnenden Tempel, die unter verschiedenen Königen der Khmer im Mittelalter errichtet wurden und mal hinduistisch, mal buddhistisch ausgerichtet waren, manchmal nach religiöser Neuorientierung eines nachfolgenden Königs auch umgewidmet wurden, bieten viel Stoff, den man an geeigneterer Stelle – z.B. bei Wikipedia – nachlesen kann.

Es ist faszinierend, wieviel Fläche diese Tempel teilweise beanspruchen, manchmal mit einem breiten Wassergraben umgeben, wie die Tempel Angkor Wat und Preah Khan, ebenso der deutlich kleinere Ta Phrom Tempel, verglichen mit der später errichteten Stadt Angkor Thom, die auf ihrer ummauerten Fläche von 3 x 3 km eine Million Menschen beherbergt haben soll. Nichts ist von der hölzernen Wohnbebauung geblieben, nur die Reste der steinernen Tempel zeugen von einer einst blühenden Kultur, die allerdings den Eroberungszügen der Könige von Siam im 13ten Jahrhundert nicht allzu viel entgegensetzen konnte. Die Stadt Angkor Thom wurde wohl fluchtartig verlassen.
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Natürlich nutze ich die Tage hier auch, um vom Radfahren auf andere Gedanken zu kommen und um mal wieder anderes als Nudelsuppe oder gebratenen Reis zu essen. Ab und an ein Omlett oder Müsli zum Frühstück nehme ich auch gerne. In der Star Bar unweit des kleinen Hotels wird am Sonntagmorgen ab 6 Uhr eine Übertragung vom Super Bowl der American Football League auf einer großen Leinwand gezeigt und allen Ernstes verkauft das Restaurant dafür Tickets und ist sogar ziemlich gut besucht, als wir um 8 Uhr daran vorbei spazieren. Das Omlett schmeckt aber auch im „Viva“ am alten Markt.


Am Fahrrad bekommt die Kette nach den inzwischen rund 800 gefahrenen Kilometern frisches Öl und neue Spannung. Die Kette längt sich im Laufe der Zeit leicht, und ab und zu ist deshalb ein Nachjustieren der Hinterachse bzw. der Getriebenabe nötig. Dabei stelle ich fest, dass ich mir im Hinterrad einen breiten Riss im Profil eingefahren habe. Der geht offenbar nicht bis in die Karkasse des Reifens durch, aber lässt mich an meinem letzten Tag in der Stadt noch nach einem Ersatzreifen suchen. Wie sich herausstellt, sind 28“-Räder gar nicht so verbreitet, bei den doch recht zahlreichen Fahrradhändlern, die wir auf der Suche nach einem Karton für Maiks Fahrrad kennengelernt haben.
Bei einem Specialized-Händler, der neben einzelnen Rennrädern auch klassische Modelle im Angebot hat, finde ich aber einen passenden Trekkingreifen aus chinesischer Produktion, den ich auf der Weiterreise mitnehmen werde.
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Veröffentlicht in Kambodscha

Über Sisophon gen Osten

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Das nächste größere Ziel ist nun die Stadt Siem Reap, wo ich einige Tage Pause eingeplant habe. Das Land bietet zunächst wenig Abwechslung und auch wenig Schatten entlang der stark befahrenen Nationalstraße 5. Tagsüber ist es in Kambodscha heißer als in Thailand, obwohl das Thermometer nicht mehr anzeigt, als dort. Die Luftfeuchte ist offenbar geringer, dafür kühlt es nachts sogar etwas weiter ab. Die NR 5 führt schnurgerade in Richtung Osten. An einem Verkehrskreisel etwa 7 km außerhalb von Poipet, können wir im Laden einer modern eingerichteten Tankstelle noch einmal Saft nachkaufen. Damit lässt sich das ansonsten sehr geschmacklose Wasser für unterwegs etwas aufpeppen.


Entlang der Straße wird es später nur schlichte Verkaufsstände geben, die zwar auch alles mögliche bieten, Wasser aber meist nur in kleinen Flaschen und Obstsaft ist dort gar nicht zu sehen. Einen komfortablen Seitenstreifen am Fahrbahnrand, wie an vielen Straßen in Thailand, gibt es hier nicht, oder zumindest ist die Markierung längst verschwunden. Also immer schön rechts halten und auf Hindernisse achten, denn gern hält jemand mal eben am Rand an. Ansonsten ist die Hupe hierzulande ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Abgesehen von der Hitze, mit der ich zurecht kommen muss, drückt hier auch noch leichter Wind von vorn gegen den Fahrkomfort. So wechseln wir uns gelegentlich mit dem Geben von Windschatten ab, was durchaus etwas bringt. Für einige Kilometer hänge ich mich sogar hinter einen der kleinen Lastenhänger mit einachsiger Zugmaschine, der Zuckerrohr geladen hat und mit knapp 18 km/h unterwegs ist, Maik hinter mir. Oben auf dem Stapel Zuckerrohr hat sich eine Frau in Arbeitskleidung mit Sonnenhut ausgestreckt, die dort döst.

Das ist für eine kurze Zeit ein zwar etwas langsameres Vorwärtskommen, aber dafür ein ziemlich entspanntes Fahren. Die schnelleren von hinten kommenden Fahrzeuge fahren so auch ganz automatisch mit genügend Abstand an uns vorbei. Leider hält der Fahrer schon im nächsten Dorf an einer Kreuzung an und wir müssen uns wieder selbst mit dem leichten Gegenwind beschäftigen.

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Restaurants an der Straße sehe ich nun nicht mehr so häufig, und als ich in Nimitt auf etwa halber Strecke bis Sisophon eine etwas von der Straße zurückgesetzte Überdachung mit Tischen und Stühlen darunter sehe, halten wir dort an und nach kurzem Fragen macht uns der Chef auch eine schöne Portion Fried Rice mit etwas Gemüse und Shrimps.

Kurz vor dem Zentrum von Sisophon weist ein ganz neu und in Sandstein errichteter Torbogen auf einen sich dahinter befindenden Buddhistischen Tempel hin. Aus Sandstein habe ich solch einen Torbogen bisher weder in Thailand noch hier in Kambodscha gesehen, meist sind sie schlicht gemauert, mit Zement ausmodelliert und verziert, und dann mit viel leuchtender Farbe geschmückt. Dieser hier scheint eine Ausnahme zu sein Die sonstigen Tempelgebäude tragen selbst keinen Sandsteinschmuck. Von dem Gelände kommen einzelne Leute auf ihren Mopeds durch den Torbogen entgegen gefahren. Ein freundlicher Herr erklärt uns, dass es kein Problem wäre die Anlage zu besichtigen. Besonders spektakulär ist sie aber nicht, außer, dass alle Gebäude noch neu aussehen.


Am Tag drauf halten wir in der Gegend um Rohal an einem anderen Tempel, der etwa 500m abseits der Fernstraße und am Rande eines Dorfes liegt. Auch dieser ist erst vor einigen Jahren saniert worden und eine Tafel erklärt in welchen Jahren wieviele Spendengelder und aus welchen Ländern dafür verwendet wurden. Das Gelände des Tempels wirkt aufgeräumt, in einem größeren Teich sehen einige Lotuspflanzen in Blüte und an einige Ecken stehen sogar Mülleimer. Ob damit dem sonst überall sichtbaren Müllproblem begegnet werden soll?

Schon in Poipet lag viel Müll entlang der Straßen, und je weiter von der Hauptstraße entfernt, desto schlimmer. Entlang der Fernstraße, die auf einer hohen Böschung gebaut ist, liegt der Müll entlang der Böschung, oder unterhalb davon im Graben. Dort wird er dann offenbar von Zeit zu Zeit mitsamt dem trockenen Gras verbrannt. Spuren davon sind deutlich zu sehen. Abbrennen von trockenem Gras oder von Ernteresten auf Feldern ist hierzulande tägliche Praxis. Und es ist immer wieder auch Flugasche in der Luft unterwegs, die vermutlich von Bränden stammt, die weit ab der Straße auf Feldern für die Beseitigung der Erntereste kontrolliert gelegt werden. In der Ferne ist zumindest die eine oder andere Rauchsäule zu sehen und im Schweiß auf meinen Armen sammeln sich immer wieder kleine Ascheflocken.

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Das setzt sich in den Siedlungen entlang der Straße fort, wo manchmal auch offene Behältnisse aus alten Autoreifen als Sammelstellen dienen. Oft liegt der Müll jedoch drum herum. Ein Bewusstsein für den Dreck, bzw. ihn zu vermeiden, scheint es nicht zu geben. Das ist ziemlich traurig, zu sehen.

Kralanh ist ein deutlich kleineres Städtchen, eher ein Flecken mit großer Straßenkreuzung und einem Markt, der sich unweit dieser Kreuzung über mehrere schmale Gassen erstreckt. Außerdem gibt es dort eine große Schule.

Am Abend ist es gar nicht so leicht, noch etwas essbares zu finden. Manch kleines Straßenrestaurant schließt bereits am späten Nachmittag, dann wenn auch der Markt zur Ruhe kommt.

Am frühen Morgen werde ich vom Gesang eines Muezzins wach, der lange vor Sonnenaufgang zum Gebet ruft, und mit dem Sonnenaufgang ruft er später noch einmal. Am Abend war mir das nicht aufgefallen, aber vermutlich lag das an dem Straßenlärm vor dem Restaurant, in dem wir eine Weile gesessen hatten.

Schon vor Sonnenuntergang wurde die Luft leicht diesig von dem Rauch der dann plötzlich überall ist. Irgendwo zündet jemand den zusammengefegten Müll vor seinem Haus an, oder heizt den offenen kleinen Kohleherd zum Kochen des Abendessens an – und das natürlich überall in den kleinen Straßen.

Von Kralanh aus sind es dann keine 60 km mehr bis ins Zentrum von Siem Reap. Die Landschaft hatte sich schon gestern leicht verändert, in der Ferne war mehr dunkleres Grün zu sehen, dichtere Baumreihen zwischen größeren landwirtschaftlichen Flächen. Auch frisches Grün von Reisfeldern, so gesehen eine doch recht lebendige Landschaft, trotz der sengenden Hitze.

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Frischwasser-Reservoir östlich von Poipet
Veröffentlicht in Kambodscha

Kambodscha zum Zweiten

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Kambodscha empfängt mich mit viel Staub und schwüler Hitze. Die Stadt Poipet, gleich hinter der Grenze zu Thailand gelegen, ist voller Lärm und Verkehr, staubig, und Dank der vielen Werbetafeln und Straßenhändler, die sich direkt am Straßenrand aufreihen, sehr unübersichtlich. Überall wuselnde Mopeds, die sich teilweise auch in entgegengesetzter Fahrtrichtung ihren Weg bahnen, hupende Autos und LKW, die zwar relativ langsam rollen, aber sich unbeirrbar ihren Weg bahnen.

Die Einreiseformalitäten haben sich viel länger hingezogen, als ich erwartet hatte, allerdings sind wir auch direkt zur Mittagszeit an der Grenze angekommen, was vielleicht ein ungünstiger Zeitpunkt war. Obwohl alle vier Schalter in der kleinen Immigration-Baracke auf kambodschanischer Seite offen waren. Nicht alle diensttuenden Grenzbeamten waren gleich hoch motiviert, so dauerte es etwa eine Dreiviertelstunde, bis der Einreisestempel mit 30 Tagen Aufenthaltserlaubnis endlich in meinen Pass gedrückt wurde.

Es macht bei der Einreise übrigens keinen Unterschied, ob schon ein Visum im Pass klebt, oder ob man erst noch zur Visa-Stelle muss, an der man auf dem Weg durchs Niemandsland eh vorbeirollt. Das Einkleben dieses Visa on arrival geht schnell vonstatten, kostet zur Zeit noch 30 US$, und einen zusätzlichen Einreisezettel muss man so oder so immer ausfüllen und abstempeln lassen. Auch, wenn man mit elektronischem Visum ankommt. Dieses e-Visum bringt keinen Vorteil; man muss es ausgedruckt mitbringen, und es hält alle anderen Wartenden auf, da der Beamte den Barcode dieses Ausdrucks scannen muss, und um dies machen zu können, muss er seinen Schalter verlassen und an einem separaten Arbeitsplatz diesen Ausdruck scannen und ablegen.
In meiner Warteschlange standen einige Spanier vor mir, für die der recht gemütlich agierende Beamte einige Extraminuten angesammelt hatte, allein durch die Bearbeitung der vielen e-Visa.
Ungeduldig werden hilft an solcher Stelle aber gar nicht, und in der Baracke war es immerhin schattig und dank der vielen Ventilatoren auch erträglich.

In Poipet muss ich mich dann erstmal orientieren, obwohl die Straße nur geradeaus führt. Die Fülle der Eindrücke und die Wärme des frühen Nachmittags wirken ermüdend. Etwa 2,5 Kilometer müssen wir bis zu dem von mir favorisierten Hotel in die Stadt hineinfahren. Vor zwei Jahren habe ich dort schon einmal übernachtet und es hat sich nicht verändert. Einzig das angegliederte kleine Restaurant ist nicht mehr in Betrieb, was schade ist, denn auf der kleinen Veranda konnte man abends einigermaßen ungestört vom Straßenverkehr sitzen. Die Zimmer mit Balkon liegen zur von der Hauptstraße abgewandten Seite und in der Nachmittagshitze trocknet die schnell durchgespülte Wäsche auch noch bis zum Abend.
In der näheren Umgebung des Ly Heng Chhay Hotels gibt es dann genügend Restaurants, wie wir später bei einer kurzen Erkundungstour sehen. Aber erst will ich mich mit Geld versorgen und der Zweitwichtigste Schritt heutzutage ist die Beschaffung einer SIM-Karte mit genügend Datenvolumen für die nächsten Wochen. Banken mit phantasievollen Namen und mit ATM gibt es einige und der Geldautomat, den ich wähle, spuckt leider nur US-$ aus, die ich beim nächstgelegenen Geldwechsler in Kambodschanische Riel umtausche, was natürlich nur ein Verlustgeschäft sein kann.
Eine SIM-Karte mit 30 Tagen Gültigkeit und einem Datenvolumen, das ich auch zuhause niemals in einem Monat verbrauchen würde, bekommen wir dann jeder für 9 Dollar. Die junge Dame in dem Laden von SMART Mobile ist sehr kompetent und hilfsbereit beim Einrichten der Karte.

Später am Abend sitzen wir dann in einem Khmer-Restaurant, das offenbar ausschließlich von Einheimischen besucht wird. Es gibt leckeren gegrillten Squid und eine mit Eiswürfeln gekühlte Rohkostplatte, dazu bestellen wir noch gebratenen Reis mit Gemüse und thailändisches Bier. Die Einheimischen halten es genauso.

Kurzzeitig fällt der Strom aus und draußen ist es längst dunkel. Nach kurzer Zeit leuchten einige ‚Glühwürmchen‘ in dem großen, hohen Restaurant auf, die Leute leuchten sich mit ihren Smartphones auf die Tische. Für solche Situationen habe ich meine Stirnlampe dabei, aber die liegt nun im Hotel, in Thailand gab es bisher keinen Bedarf dafür. Die Unterbrechung dauert aber nur wenige Minuten, während der sich der Straßenverkehr draußen allein mit den Fahrzeugscheinwerfern durch Staub und Dunst arbeitet.

Das letzte Quartier in Thailand, am Rande des Dörfchens Khlong Hat, war dagegen nochmal ein sehr schönes Beispiel für einfache aber gepflegte Bungalows, die dort abseits der Durchgangsstraße in eine Art Gärtnereibetrieb integriert sind. Die Managerin machte nicht viel Federlesen, als wir dort am frühen Nachmittag ankamen, und begrüßte uns gleich mit dem Zimmerpreis – „you get a room for 600 Baht“, ohne dass wir auch nur fertig gefragt hätten. Ein sauberer Raum in ruhiger Umgebung. Praktisch, dass die Dame auch kochen kann und am Abend für uns immerhin noch eine Reispfanne mit Gemüse zaubert.

Auch die letzten beiden Tagesstrecken in Thailand hatten Spaß gemacht. Die bergige Landschaft in der südlichen Hälfte der Provinz Sa Kaeo bietet schon eine andere Abwechslung fürs Auge, als es die Küstenregionen können. Bewaldete Berghänge, Karstlandschaften und landwirtschaftliche Flächen, hauptsächlich Zuckerrohr und gelegentlich kleinere Kautschuk-Plantagen. Allerdings gab es auch plötzlich ein neues Problem an Maiks Fahrrad, das am Vortag in Ban Nam Ron, beim dortigen Café an der Tankstelle in einem Fahrradständer umgestürzt war. Wie das passieren konnte hatten wir nicht gesehen, nur dass es auf einmal dalag. Doch nun hat sich über Nacht offenbar eine Speiche gelöst und die ganze Felge ist verzogen. Das sieht zwar schlimmer aus als es ist, aber die Bremse am Vorderrad kann Maik nun nur noch eingeschränkt benutzen. Beim Fahren selbst gibt es keine Probleme.
Etwa 20 km nördlich von Ban Nam Ron waren bunte Zelte und so etwas wie ein Volksfest auf einem Klostergelände abseits der Straße 317 zu sehen und zu hören. Als würde ein Stadionsprecher Ansagen machen, dröhnte eine laute Stimme aus einem Lautsprecher auf dem Gelände. Vielleicht eine Sportveranstaltung? Als wir neugierig die Räder unterhalb der Zelte abstellen, werden wir sofort freundlich angesprochen und zum Essen und Probieren eingeladen. An einigen Tischen werden Obst und Getränke gereicht, frische Ananas und gefärbtes Wassereis an dünnen Holzstielen; irgendwo wird gegrillt. Ein freundlicher Herr versucht mit uns ins Gespräch zu kommen.
Der Grund der sonntäglichen Party ist offenbar der gemeinschaftliche Bau des Klostergebäudes. Das Dach wird gerade gedeckt und mehrere Stapel von Dachsteinen in zwei verschiedenen Farben liegen unter einem der bunten Zelte direkt vor dem Gebäude, das sich selbst noch im Rohbau befindet. Jeder kann sich mit Spenden beteiligen und einzelne Dachsteine mit Widmungen versehen, oder einfach nur signieren. Nach der freundlichen Einladung und der leckeren Ananas spenden wir auch und so kommt es, dass einer der orange gefärbten Steine jetzt meinen Namen trägt.
Wir bleiben nicht lange, denn was wir am Tag zuvor an Strecke gespart haben, müssen wir heute nachholen, bis nach Khlong Hat werden es etwa 75 Kilometer. Uns kommt dabei das wellige Straßenprofil etwas entgegen, denn es führt uns hauptsächlich abwärts und oft läuft das Rad wie von selbst.
In Soi Dao ziehen wir die Mittagspause nach etwa 35 km vor, da das Frühstück in Ban Nam Ron so spartanisch ausgefallen war. Ich habe längst Hunger und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, auf solch einer Reise zu wenig zu essen. Maik kann ich aber auch schnell überzeugen, außerdem wollen wir hier nochmal nach einem Fahrradwerkstatt Ausschau halten, der die Unwucht in seiner vorderen Felge bearbeiten kann. Das scheitert jedoch daran, dass an einem Sonntag zumindest in der Provinz viele Läden geschlossen bleiben. Auch später kommen wir noch in wunderschöner Landschaft an einer Fahrradwerkstatt vorbei, die der Eigentümer verschlossen und verlassen hat und wo uns auch die Nachbarin nicht helfen kann, ihn zu finden (obwohl er dort zu wohnen scheint).
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Also blieb nichts übrig, als bis heute und bis kurz vor die Grenze zu warten, denn die Stadt Aranya Prathet ist groß genug für mehrere Fahrradhändler und wir haben dort letztlich auch Glück und finden einen gut ausgebildeten und ausgestatteten Zweiradmechaniker, der sich sofort die Zeit nimmt, Maik zu helfen. Anschließend ist die Vorderfelge beinahe wieder wie neu und wir müssen uns keine weiteren Gedanken deswegen machen.

Auf der Strecke von Khlong Hat bis Aranya Prathet, die immer wieder mal recht nah an der Grenze zu Kambodscha verläuft, gibt es dann an beinahe jeder größeren Kreuzung Check-Points von der Polizei, die auch alle besetzt waren, ohne dass wir aber angehalten wurden.

Hier in Kambodscha fallen uns sofort das etwas reserviertere Verhalten der Leute gegenüber uns Fremden und die viel geringere Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf. Die Grundsituation ist offenbar auch eine andere, denn schon in den Seitenstraßen ist die Armut offensichtlich, sind Häuser verwahrlost und liegt überall Müll herum, wird direkt an der Straße auf offenem Feuer gekocht und ist die Qualität dieser Nebenstraßen teilweise katastrophal.
Wie sich die Nationalstraße 5 in Richtung Osten entwickelt, werden wir dann morgen sehen, diese Straße führt eigentlich fast schnurgerade bis hinunter nach Phnom Phen. Wegen des Felgenproblems hatte ich beschlossen, keine weiteren Umwege bis Siem Reap zu fahren, wo die Reise für Maik dann geplant endet.
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Veröffentlicht in Thailand

Von der Provinz Rayong nach Sa Kaeo

Inzwischen ist die Küste des Golfs von Thailand weit weg, das Landschaftsbild hat sich stark gewandelt, nur das heiße Klima ist geblieben. Allerdings war die erste Nacht am Rande eines mittelgebirgsähnlichen Höhenzugs gestern schon etwas kühler als die Nächte am Meer, auch wenn wir nur etwa 240 Meter hoch lagen, rund 50 km nördlich von Chantaburi. Der Aufstieg zum Ende der heutigen Tagesetappe am heißen Nachmittag war ganz schön hart, denn auch wenn die Temperatur nachts jetzt auf 25°C zurückgeht, so sind es nachmittags weiterhin 33°C – 35°C im Schatten – bei fast dauerhaftem Sonnenschein. Die eher sehr lockere Bewölkung ändert daran nicht viel. Kurze Pausen streue ich deshalb immer wieder mal ein, um das Wassertrinken nicht zu vernachlässigen, und an dieser Rampe von 6 – 9 % Steigung konnten wir dies sogar im Schatten eines wandernden Buddha tun.

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Die Streckenlängen liegen jetzt zwischen 60 und 100 km und wegen eines Reifenschadens an Maiks Fahrrad hatte ich etwas umgeplant, damit wir in Chantaburi genügend Zeit hatten, um uns von einem Fahrradhändler dort helfen zu lassen. Ein netter junger Mann, der allerdings mehr seine gerade ankommende Lieferung von Neuware im Kopf hatte, als einige Dinge von Maiks Rad, die wir nach der Reparatur erstmal in seinem Laden suchen mussten. Nördlich dieser Provinzstadt erstrecken sich entlang der kleineren Landstraßen viele kleine Siedlungen, die mehr oder weniger ineinander übergehen, gelegentlich sind Kautschuk-Plantagen und auch kleinere Pflanzungen von Ölpalmen zu sehen. Entlang der Küste fiel mir das dortige Bisschen Landwirtschaft kaum in die Augen; Maniok wird dort angebaut, manchmal Ananas. Vielmehr mussten wir westlich von Rayong eine große Chemie- und Öl verarbeitende Anlage durchqueren, die offenbar die Ölversorgung für einen Teil des Landes bewerkstelligt.

Von Phala Beach aus führte die Straße beinahe geradlinig in geringem Abstand parallel zur Küste und auf die Chemie- bzw. Raffinerie-Anlagen zu, die vom dortigen Strand in der Ferne schon zu sehen waren. Der kürzeste Weg, daran vorbei zu kommen, ist derjenige hindurch, und auch wenn es ein Anlagenkomplex auf der Fläche einer Kleinstadt ist, nach nicht mal einer halben Stunde lag dieses Areal wieder hinter uns. In den anschließenden Vororten von Rayong war dieses Bild aber schnell wieder vergessen. Stattdessen dörfliches Flair mit den üblichen Geschäften, Straßenhändlern – einem offenen Friseurgeschäft. Die junge Dame gibt sich geduldig mit dem Schnitt des Jungen auf ihrem Stuhl. Eher zufällig halte ich zum Trinken im Schatten genau gegenüber von ihrem Laden.

Nach Rayong hinein fährt man dann, ähnlich wie schon zwischen Chonburi und Pattaya, durch langsam dichter werdende Gewerbe- und Wohnbebauung. Touristen verirren sich in diese Region kaum, höchstens außerhalb von Rayong, weiter ostwärts dieser etwas größeren Provinzstadt, und natürlich eher in Küstennähe. Rayong selbst liegt einige Kilometer nördlich des Meeres. Es gibt dort einen großen Markt mit teils chaotischem Lieferverkehr, wie in anderen Städten auch. Und das dortige Postamt war einigermaßen schnell zu finden.

Die Strände weiter östlich sind dann schon deutlich einsamer, als sie es in der Gegend von Pattaya und selbst noch in Phala gewesen sind. Trotz des natürlich immer vorhandenen Verkehrs fährt es sich mit dem Rad dort prima, lange nicht mehr so stressend wie an den großen Touristenorten. Entlang des Lan Hin Khao Strandes liegen an einigen Stellen bunte, kleine Fischerboote am Strand und viele kleine improvisierte Restaurants unter Palmen bieten Krabben, Krebse, Meeresschnecken und andere Mollusken. Vorher kann man sie sich in großen Aquarien anschauen. Nichts für mich, aber die Nachfrage scheint groß zu sein.

Von Ban Phe aus, in dessen Nähe wir einen Tag pausiert haben, gehen zudem regelmäßige Fährschiffe zur Insel Ko Samet ab. Dort trifft man u.a. auf Überwinterer aus Europa, oder Rentner, die gleich ihren ganzen Lebensabend in Thailand verbringen, so z.B. ein freundlicher Schweizer, beruflich ehemals Koch, der bereits 7 Jahre mit seiner thailändischen Partnerin im Land lebt, seit 2 Jahren an diesem abgeschiedenen Küstenabschnitt.


In der Bucht von Klaeng, bei Ban Pak Nam Prasae mündet nicht nur ein breiter Fluss ins Meer, an dessen Ufer ein malerisches Fischerdörfchen mit mindestens so vielen Kuttern wie Einwohner liegt, die Gegend ist auch ein weitläufiges Feuchtgebiet, in dem Mangroven wachsen und offenbar über eine große Fläche auch neu angepflanzt werden. In einem Restaurant am Flussufer, wo es leckere Fischsuppe gibt, werden die Geister der Seefahrer mit Lebensmittelspenden wohlgesonnen gestimmt, so wie sonst auch die Geister, die sich ja hierzulande überall aufhalten – eine interessante Facette

Auf einem dem Restaurant nahe gelegenen Klostergelände brennt dann jemand unvermittelt ein Feuerwerk ab, denn das Chinesische Neujahrsfest steht ja kurz bevor. Was für ein Höllenlärm – ab und an hatten wir heute schon derartiges gehört, jedoch immer nur schwer zuordenbar und irgendwo weit weg.


Doch den Küstenbereich verlassen wir dann bald, Chantaburi liegt etwa 10 km landeinwärts in hügeligem Gelände und von dort aus ging es heute nun vorübergehend in die Berge. In Ban Nam Ron setzen wir uns nach der Anstrengung nun kurz in ein Café, das der großen Tankstelle an der dortigen Straßenkreuzung angegliedert ist und trinken Eiskaffee. Der Ort ist nicht groß, aber es gibt immerhin ein ordentliches Motel und dort treffen wir überraschender Weise auf einen weiteren Berliner – mit Fahrrad – nennen wir ihn Günter. Sein früheres Leben als BVG-Busfahrer hat er lange hinter sich gelassen und verbringt nun den Winter in Thailand. Er ist allerdings in umgekehrter Richtung unterwegs und will über Bangkok weiter in Richtung Süden fahren.
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Veröffentlicht in Thailand

Von Küste zu Küste

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Der gesamte Küstenbereich zwischen Chonburi und Bangsaen ist geprägt von Hotels und sogenannten Resorts, kleineren Hütten- oder Bungalow-Dörfern der verschiedensten Preiskategorien. Das setzt sich so ungefähr auch bis Pattaya fort, dessen Skyline schon von Bangsaen aus zu sehen ist. Das ist eine Ferienregion der Thailänder selbst, die aber auch bei vielen anderen Asiaten und Europäern beliebt ist.
Zwischen den Städten, die mit ihren Uferpromenaden bis ans Mehr reichen, gibt es immer wieder lange Sandstrände an denen ein schmaler Streifen von Schatten spendenden Kokospalmen angelegt ist, Ladenzeilen mit Schnellrestaurants und Garküchen, legen Fischeboote. Dort stehen immer wieder mal einfache Imbissbuden und in Richtung Wasser reihen sich die Liegestühle aneinander, die man mitsamt Sonnenschirm mieten kann. Besonders einladend ist das nicht, aber der Weg zu den Bettenburgen, oft gleich an der gegenüberliegenden Straßenseite, ist halt nicht weit.

Den Fehler, in einer solchen Touristenhochburg mit dem Fahrrad direkt an der Strandpromenade bzw. auf der Küstenstraße fahren zu wollen, mache ich nur einmal. Zu viele Reisebusse laden An- oder Abreisende ein oder aus oder warten auf Ausflügler. Sammeltaxis, Lieferwagen, oder Leute die einfach nur mit ihren Autos ans Meer fahren wollen und auf Parkplatzsuche sind blockieren immer wieder die linke Spur, auf der es Zweiradfahrer dann schwer haben.
Schneller kommt man z.B. in Pattaya mit etwas Abstand zum Meer vorwärts.

Von Bangsaen aus fahren wir an einem sonnigen Morgen in Richtung Süden für einige Kilometer noch die Küste entlang, vorbei an einem kleinen Fischerhafen und nachdem wir den Campus der Burapha Universität passiert haben, der sogar ein eigenes Postamt beherbergt, hoch zur Fernverkehrsstraße 3. Die Sonne meint es gut, so wie schon an den ersten Tagen und die 30-Grad-Marke ist schon am frühen Vormittag schnell überschritten. Gleich an der zweiten Ampelkreuzung, an der wir halten müssen, kommen zwei weitere europäisch aussehende Radreisende von der Küste her auf die Fernverkehrsstraße und biegen in unsere Richtung ein. Ein Niederländisches Ehepaar im Rentenalter, er schon an die 70 Jahre alt, wie er sagt, das den Winter in Thailand und angrenzenden Ländern verbringt. Wir unterhalten uns kurz über die gegenseitigen Reisepläne, fahren dann aber in unserem eigenen Tempo für wenige Kilometer auf der sechsspurigen Fernstraße und kürzen bald durch das Fischerdorf Bang Phra ab, das direkt an der Küste liegt.
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Später treffen wir die beiden aber nochmal wieder, denn sie sind auf der Fernstraße schneller unterwegs, als wir in den kurvigen Gassen von Bang Phra, wo wir einem Flusslauf folgen, an dessen Ufer einige Boote liegen.
In Sri Racha verlassen wir die Küstenregion vorübergehend ganz und fahren die nächsten ca. 35 Kilometer durch Gewerbegebiete, die sich mit Landwirtschaft (Maniok, Zuckerrohr) und mit meist aneinandergereihten Siedlungen abwechseln. Hier macht das Fahren Spaß und ist der Straßenverkehr viel überschaubarer. Lediglich an zwei Kreuzungspunkten mit einer Autobahn ist der LKW-Verkehr dann wieder heftiger.

Erst am späten Nachmittag kommen wir an die Küste zurück und mitten nach Pattaya hinein. Hier ist nicht nur Rush-hour entlang der Uferstraße und der Verkehr steht weitgehend still. Auf der Promenade kommen wir wegen der vielen Fußgänger und einer sich dort entlang ziehenden Baustelle auch nicht richtig vorwärts. Also zurück in die zweite und dritte Reihe und an einem Hügel oberhalb des Fährhafens, etwa 2 km von der Küste entfernt, finden wir sehr ruhig gelegene Zimmer für die Nacht.

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Am nächsten Tag ändert sich vor allem das Verkehrsaufkommen. Von Pattaya aus fahren wir zunächst in südlicher Richtung mit einigem Abstand parallel zu der hektischen Uferstraße, eine recht neu angelegte Ausfallstraße fast nur für uns Radfahrer, zumindest solange, bis sie uns erneut auf die Fernstraße 3 lenkt. Hier ist es zwar immer laut und der Verkehr fließt unaufhörlich, aber wegen des breiten Seitenstreifens kann man hier als Radfahrer beinahe unbehelligt fahren und kommt je nach Wind und Geländeprofil verhältnismäßig schnell vorwärts. So spulen wir die ersten 15 Kilometer entlang dieser Schnellstraße ab und biegen dann in eine hügelige Region ab, in der sich neben einem großen Golfareal auch ein für die Buddhisten Thailands wichtiges Ziel, the Big Buddha Hill, befindet. Hier ist die Kontur eines sitzenden Buddhas in Gold auf die steile Wand eines riesigen, einst abgebrochenen Granitfelsens gemalt.

Die Strecke führt entlang von Stauseen und an zwei Steinbrüchen vorbei, windet sich auch einmal unangenehm in die Höhe, und bringt uns nun weit weg von den touristischen Hochburgen an der östlichen Golfküste. An der weiter ostwärts führenden 332 kommen wir auch fast direkt in eine Baustelle an der wir einen Umweg von etwa 2 km in Kauf nehmen müssen, die uns dann aber genauso unerwartet für einige weitere Kilometer ein fast exklusives Asphaltband beschert.
Eine etwas längere Mittagspause machen wir dann kurz vor einer Straßenkreuzung im Schatten eines von dieser Straße etwas zurück gesetzten Straßenrestaurants. Es gibt eine leckere Suppe mit knusprigen Nudeln und die heiße Brühe tut richtig gut, auch wenn ich von der ständigen Sonnenbestrahlung während des Radfahrens schon recht aufgeheizt bin.
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Auf die Fernstraße 3 treffen wir am Nachmittag wieder und folgen ihr diesmal für wenige Kilometer in Richtung Osten, bevor wir die letzten 5 – 6 Kilometer wieder zurück zur Golfküste fahren. In Phala Beach ist die Auswahl an Gästehäusern nicht besonders groß und da Maik gerne noch ins Meer springen will, steigen wir in zwei Bungalows direkt auf dem Strand ab. Hier kann man die Menschen am Strand schon mit den Fingern nur einer Hand abzählen. Allerdings kann man in der dunstigen Ferne in Richtung Rayong auch die Silhouette eines riesigen Tanklagers und den weit ins Meer ragenden Pier für Tankschiffe erahnen, was diese Idylle dann doch etwas trübt.

Veröffentlicht in Thailand

Zur Ostküste des Golfs von Thailand

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Erst früh am Morgen verstummte die Antriebsmaschine der Pumpe, die Wasser aus dem Hauptkanal in einen der Seitenarme für die Versorgung der umliegenden Fischteiche gedrückt hat. Das monotone Tuckern begleitete den Schlaf, der sich bei der ungewohnten Wärme nur schwer und mit Unterbrechungen einstellte. Trotzdem starten wir vom Chai Khlong Resort einigermaßen ausgeruht bei etwa 28°C und leicht diesiger Sicht in den Morgen. Um die breite Fernstraße und vor allem die Baustelle dort zu meiden, fahren wir auf einer schmalen Nebenstrecke schon bald durch frisch-grüne Reisfelder und nach nicht einmal 2 Kilometern begegnen uns zwei ältere Damen auf bepackten Reiserädern genau auf der Spitze einer kleinen Kanalbrücke. Zwei radbegeisterte Damen aus Amsterdam, die seit etwa 8 Wochen durch Thailand reisen, und das nicht zum ersten Mal, wie sie sagen.

Kurz nach dieser zufälligen Begegnung halten wir an einem kleinen Straßenrestaurant, um zu frühstücken. Zumindest ist dies unser Wunsch. Die freundliche Köchin räumt zwar gerade zusammen, aber sie bedeutet uns auch, dass wir noch etwas zu essen bekommen können und macht dann zwei Portionen einer leckeren Reispfanne mit Gemüse und Schrimps. Ein guter Start in den schon am frühen Vormittag recht heißen Tag, und da wir nur bis nach Chachoengsao fahren wollen, rollen wir anschließend gemächlich durch die flache Landschaft, in der sich Reisfelder und trockenes Brachland abwechseln. Auch hier sorgen mobile Pumpen an einigen Feldern für die Wasserverteilung aus einem größeren Kanal, der parallel zur Straße verläuft, in die entlang der Felder führenden Stichkanäle. Viele Reiher und Herons lauern an diesen Kanälen auf offenbar reichlich vorhandene Beute im Wasser. Störche segeln über die Landschaft und landen manchmal eher unbeholfen auf den Kokospalmen.

Die Landschaft ist auch ein wenig geprägt von den vielen Buddhistischen Klöstern, die nie gleich angeordnet sind und manchmal direkt an der Straße liegen, manchmal aber auch deutlich abseits. So hatte ich den auf einmal aus unbestimmter Richtung wahrnehmbaren Singsang als von einem der Klöster kommend eingeordnet. Aber mit dem eher monotonen Singsang der Mönche hatte das nichts gemein und beim Näherkommen waren auch arabische Fragmente in dem Gesang einer Männerstimme herauszuhören. Ein Muezzin von einer der vier sich ebenfalls in dieser Gegend westlich von Chachoengsao befindenden Moscheen, der jetzt am Vormittag nicht zum Gebet ruft, sondern offenbar den gesamten Korans singend herunter betet, bzw. über ein verteiltes Netz von Lautsprechern in die Gegend hinaus singt.

An einer Koranschule rollen wir direkt vorbei, die Moscheen liegen jeweils etwas abseits der Nebenstraße auf nicht mal 10 km verteilt, wie ich später auf der Karte sehe. Eine interessante Abwechslung im sonst sehr buddhistisch dominierten Thailand, und wenn ich genau hinsehe, dann tragen einige der jungen Frauen in dieser Gegend auch lange Kopftücher, die den Hals mit einbeziehen, so wie es Frauen in Malaysia oder Indonesien tun.

Später am frühen Abend hören wir aber auch noch den tatsächlich sehr eintönigen Singsang der Buddhistischen Mönche, die im ‚Wat Sothon Wraram Wohawiran‘ ihre Art der Andacht zelebrieren, ein Kloster mit großer Tempelanlage, das in fußläufiger Nähe unseres Quartiers in dieser Stadt liegt. Dieser Tempel ist bei den Einheimischen offenbar sehr beliebt und am Nachmittag voller Besucher, als wir auf dem Weg zu dem Guesthouse, in dem wir hier übernachten, vorbei fahren.

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In Chachoengsao brauchen wir drei Anläufe, um ein Zimmer zu finden, da die ersten beiden Favoriten bereits ausgebucht sind. Damit hätte ich ja nicht gerechnet, aber auf diese Weise kommen wir in eine Ecke der Stadt, in der dieser Tempelbezirk und ein kleiner daran anschließender Nachtmarkt die Leute anzieht. An dem gegenüber liegenden Markt lassen wir uns in einem der Restaurants Nudelsuppe mit Seafood machen.

Am Sonntag fahren wir zeitig in Chachoengsao los, frühstücken nur schnell zwei Toasts, um überhaupt etwas im Magen zu haben, aber stehen dann erstmal eine Weile im Stau, weil vor dem Tempelbezirk, der gestern schon gut besucht war, die Autos heute in beiden Richtungen über eine weite Strecke anstehen, um an die Parkplätze auf dem Gelände zu kommen. Die bieten zwar viel Platz, das hatten wir gestern bei einem Rundgang auf dem weitläufigen Gelände noch gesehen, aber die Zufahrt ist umständlich und bei einem solchen Ansturm ein Nadelöhr. Nach etwa 10 Minuten sind wir aber daran vorbei und rollen bei morgendlichen 28°C zügig aus der Stadt heraus. Wenige Kilometer fahren wir am Rand der sechsspurig ausgebauten 314 gen Süden und zweigen schnell auf kleinere Verbindungsstraßen ab, die ebenfalls flach aber lange nicht mehr so geradlinig durch ehemalige Sumpfgebiete am Bang Pakong River führen.

Nach etwa 18 km befindet sich wie bestellt, offen aber überdacht und direkt oberhalb eines größeren Fischteichs, ein freundliches Restaurant, in dem wir eine Nudelsuppe mit Fisch (wen wundert’s?) bekommen. Dazu Eiskaffee und der Rest des Tages läuft gleich nochmal so gut.

Der einfachere, geradlinige Weg an die Küstengebiete nördlich von Pattaya hätte zwar eine deutlich kürzere Strecke bedeutet, aber diese 4- oder 6-spurigen Fernstraßen bedeuten auch viel Stress durch den permanenten Verkehr mit hohem LKW-Anteil. Wir fahren hier eine deutlich längere aber viel abwechslungsreichere Strecke, die immer zwar auch an die eine oder andere breite Straße heran und daran entlang führt, aber auch weniger Verkehr aufweist und auch viel mehr Einblicke ins Land bietet. An unseren Tagesziel Bang Saen kommen wir dann nach 71 Kilometern trotzdem nocht recht früh am Nachmittag an.


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Veröffentlicht in Allgemein, Thailand

Neustart in Bangkok

Die Fahrradtaschen sind immer schnell gepackt, kurz bevor es los geht. Das Fahrrad braucht etwas länger, aber am Vortag der Abreise habe ich es auch fertig verschnürt, jetzt muss nur das Großraumtaxi pünktlich sein und dann kann es eigentlich losgehen. Wohin? Zunächst fliege ich nach Bangkok und will dann mit dem Fahrrad noch einmal in Richtung Kambodscha und darüber hinaus weiter in Richtung Nordosten reisen. Für die angrenzenden Länder habe ich jeweils Visa beantragt und bekommen, sogar für China, was ein recht aufwändiger Prozess war, da man beim Visa-Center persönlich erscheinen muss, um nicht nur den Antrag sondern auch noch seine Fingerabdrücke abzugeben. Als Individualreisender muss man außerdem jede Übernachtung belegen, und wenn man über Land reisen will, so wie ich es vorhabe, muss man auch noch einigermaßen detailliert seine Pläne darlegen – ohne jedoch das Fahrrad zu erwähnen.

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Also ungefähr dort, wo ich vor zwei Jahren meine Reise beendet habe, will ich wieder einsteigen und der Flug von Amsterdam her ist sogar pünktlich in Bangkok. Früher Vormittag, es ist diesig und natürlich sehr warm, eigentlich ein herrlicher Tag, aber an die hochstehende Sonne und die drückende Hitze muss ich mich erst gewöhnen. Im Schatten sind es etwa 32°C, als Maik und ich an einem der vielen Ausgänge des Terminals starten. Maik wird mich etwa für ein Viertel der geplanten Strecke begleiten.

Wir sind aber zunächst auf dem falschen Level. Die hier an den Ausgängen der Ankunftshalle vorbeiführende, überbaute Straße führt als eine Hochstraße direkt auf die Autobahn. Also schieben wir die Räder zurück ins Gebäude und fahren mit dem nächstgelegenen Aufzug in den Keller. Dort kommen wir dann zu ebener Erde vom Terminal weg und können unterhalb der Autobahn bis zum nächsten Kreuzungspunkt mit einer kleineren Fernverkehrsstraße nach rechts und in Richtung Chachoengsao abbiegen. Flughäfen dieser Dimension sind nun mal nicht für Radfahrer konzipiert.

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Oh ja, es ist ein heißer Tag. Vom Flughafen weg bis zur Luang Phaeng Road, die uns dann weiter in Richtung Osten bringt, läuft die Straße durch sehr weitläufige, am Flughafengelände angesiedelte Gewerbeflächen und weite Grünflächen, auf denen irgendwann sicherlich auch noch Lager- oder Fabrikhallen stehen werden. Danach wird der Verkehr dichter und hektischer. Die Straße ist teilweise von vielen kleinen Geschäften und Werkstätten gesäumt, Busdepots oder weiteren Gewerbeflächen. Manchmal kreuzt ein breiter Wassergraben den Straßenverlauf, der dann mit längeren aber auch einengenden Brücke überspannt ist; unangenehme Verkehrspunkte.

Von einer dieser Brücken aus sehe ich im Vorbeifahren ein etwas abseits gelegenes Straßenrestaurant, das wir dann ansteuern, um endlich auch etwas zu essen und eine Pause zu machen. Unter dem relativ hohen Schutzdach staut sich allerdings die Wärme des frühen Nachmittags. Eine ältere Thailänderin betreibt die kleine Garküche und kocht uns in ihrem Wok etwas Gemüse mit Fleisch und einem Spiegelei zu dem Reis, den sie eh schon fertig hat.

Hier habe ich nun die Ruhe, mich mit der Telefonkarte zu beschäftigen, die ich am Flughafen noch gekauft hatte. Sie funktioniert in meinem Smartphone auf Anhieb, und damit kann ich Verbindung nach hause halten, sowie gelegentlich auch Texte wie diesen hier hochladen.

Wenige Kilometer weiter kommen wir an einem Fahrradhändler vorbei, dessen offenes Geschäft von der Straße auch gut einzusehen ist. Maik braucht noch einen Flaschenhalter an seinem Fahrrad und der freundliche Mann kann auch prompt ein geeignetes Teil an Maiks Fahrrad montieren. Unser Wasserbedarf ist groß und wenigstens eine Flasche in Griffweite zu haben, macht das Trinken etwas leichter. An meinem Rad habe ich seit jeher drei Halter.

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So kommen wir schrittweise unserem Tagesziel immer näher, das ich für den Ankunftstag heute nicht weit vom Flughafen gelegen gewählt hatte. Ein kleines Hüttendorf, weit abseits der Hauptstraße die inzwischen in eine Baustelle übergegangen ist, an einem Seitenarm des parallel zur Straße verlaufenen Kanals gelegen. Ruhig ist es dort leider nicht, da eine Wasserpumpe rund um die Uhr vor sich hin tuckert, aber sauber und preiswert.

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Der Wunsch, die fremden, exotischen Orte dieser Welt zu erkunden, ist bei mir schon immer groß und solange mein Umfeld es mir ermöglicht, dem von Zeit zu Zeit nachzugeben – nun ja, ich plane gerne und setze meine Pläne eben noch lieber um.

Veröffentlicht in Hong Kong

Vielseitiges Hong Kong

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Weniger als einen Kilometer von meinem Quartier in der Lee Garden Road entfernt, befindet sich eine kleine Parkanlage, der Victoria Park. Dort führt eine schmale Tartanbahn in einer Art Rundkurs durch das Grün und um eine große Rasenfläche mit Sportanlage herum. Die Strecke ist 625 Meter lang, sie ist alle 25 Meter markiert und eigentlich für Läufer reserviert, aber auch viele Spaziergänger nutzen diese Bahn, manchmal zu zweit oder zu dritt nebeneinander her spazierend und sich angeregt unterhaltend.
Dies ist eine ruhige Oase unweit der hektischen und lauten Geschäftsstraßen. An drei Tagen drehe ich hier morgens meine Runden. Von meinem kleinen Hostel aus laufe ich im leichten Nieselregen entlang der unübersichtlichen Straßen, auf denen so viele Menschen auf dem Weg ins Büro oder zur U-Bahn hin und her hetzen, beinahe eingezwängt zwischen den teilweise mehr als 40 Etagen hohen Bürotürmen und Shopping-Malls. Morgens ist der leichte Regen ganz angenehm beim Laufen, kommt die Sonne durch die Wolken wird es schnell schwülwarm, aber das passiert selten.

Hong Kong, oder besser: Hong Kong Island, ist schon recht speziell. Der bebaute Küstenstreifen ist verhältnimäßig schmal, nur wenige 100 m bis knapp über 2 km breit, dahinter steigt das felsige Gelände steil an. Ich habe den Eindruck, die Hochhäuser in der Bay würden bis in die Höhe der Berge aufragen.
Für ein paar Tage lasse ich das Fahrrad auf dem Balkon des Hostels stehen und bewege mich nur zu Fuss oder mit der Metro durch die Stadt. Die Straßen in der Causeway Bay sind wegen dieser hohen Gebäude schlichtweg unübersichtlich, etwas bessere Orientierung gewinne ich aber dadurch, dass ich mich kreuz und quer in diesem Teil der Stadt bewege. Es braucht z.B. zwei beinahe vergebliche Versuche, das nächstgelegene Postamt zu finden, obwohl in der Übersichtskarte verzeichnet, da es sich überraschender Weise im 10. Geschoss eines 18-stöckigen Shopping- und Bürohochhauses befindet und eben nicht zu ebener Erde und in einem Einzelgebäude, wie ich es vermutet hätte. Unten ein riesiger Eingangsbereich mit Galerien von kleineren Restaurants und Geschäften über zwei Etagen, darüber noch weitere 5 Etagen mit Geschäften für Mode, Mobilfunkzubehör und anderen Dingen die niemand braucht, darüber mehrere Etagen mit Handelsvertretungen, Versorgungseinrichtungen und weiteren kleineren Geschäften. Das Postamt besteht auch nur aus einem kleinen Schalterraum mit vielleicht 25 m2 Grundfläche und in die Wand zum Flur eingelassenen Briefkästen. Briefmarken bekomme ich hier genügend, Postkarten muss ich woanders suchen. Die finde ich dann später bei einem kleineren Laden etwas abseits der Hennessy-Road in einer Nebenstraße, der einem alles mögliche an antikem Trödel verkauft. Hier gibt es so etwas wie Souvenirs und eben Karten, wenn die auch schon etwas abgelagert aussehen, im Gegensatz zu den Shopping-Malls, wo selbst gut bestückte Schreibwarenhändler keine Postkarten im Angebot haben.

Am nächsten Tag finde ich dann noch viel mehr Karten bei den Zeitungshändlern am Pier der Star Ferry Gesellschaft in Kowloon, auf der gegenüberliegenden Seite der Bay. Mit der Metro ist das relativ einfach zu erreichen, die Causeway Bay Station liegt schließlich keine 200 m von meinem Quartier entfernt. So erkunde ich am Nachmittag die Gegend um die Metrostation Tsim Sha Tsui. Die Straßen sind dort etwas regelmäßiger angeordnet, aber nicht weniger unübersichtlich. In einem der Hochhäuser am Hafen, das sowohl Hotel als auch Mall ist, finde ich einen Buchhändler, der sich über zwei verwinkelte Etagen erstreckt. Hier ist der Stress von der Straße weiter unten weit entfernt.
Am Pier weht der Wind kühl und feucht von See her, das Wetter ist insgesamt regnerisch. Die niedrigen Fähranleger der Star Ferry Gesellschaft, die heute fast nur noch touristische Bedeutung hat, sind zwar überdacht, aber sehr zugig. Deshalb zieht es mich immer wieder in den einen oder anderen Shopping-Tempel, die hier in der ‚Harbour City‘ alle irgendwie miteinander verbunden sind, auch wenn mich die Mode-Label nicht sonderlich interessieren.

Das Wetter ist leider auch am Tag meiner Weiterreise von Hong Kong Island hinüber nach Kowloon und weiter nach Tsuen Wan nicht sehr freundlich. Ich starte nach einem leckeren Frühstück im ‚Lucky Star‘, zwei Ecken vom Hostel entfernt, und arbeite mich dann mit dem Fahrrad im leichten Nieselregen hinunter zur Hennessy Road, und entlang der Causeway Road weiter bis zum Fährhafen am North Point. Die Boote der First Ferry Gesellschaft nehmen immerhin auch Fahrräder mit an Bord, was bei der Star Ferry laut deren Beförderungsbedingungen ausgeschlossen ist. Das hatte ich am Tag vorher noch recherchiert und das freundliche Männlein an den Drehkreuzen, die den Zugang zum Pier versperren dann gefragt, ob ich denn mit meinem bepackten Rad passieren dürfte. Leider verstand er kein Englisch aber den Begriff 自行车 für ‚Fahrrad‘ konnte ich mir nach kurzem Überlegen noch zusammenreimen, und da wurde der kleine Mann richtig lebendig, öffnete mir ein Seitentür zum Wartebereich und rechnete die 10HK$ fürs Rad sogar in eine separate Handkasse ab.

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Etwa 10 Minuten dauert die Überfahrt über die Kowloon Bay und das an diesem trüben Vormittag nur mit wenigen Passagieren besetzte Boot legt dann am Kowloon City Ferry Pier, nicht allzu weit von dem seit vielen Jahren bereits stillgelegten, ehemaligen Innenstadt-Flughafen an.

Die Strecke bis nach Tsuen Wan im Nordwesten von Kowloon ist für mich dann mit einigen Herausforderungen gespickt, da mich die generelle Einbahnstraßenregelung immer wieder zu Umwegen zwingt. An einem Kreuzungspunkt mehrerer Schnellstraßen in Cheung Shan, die für Radfarher natürlich tabu sind, komme ich nur über ein längeres Stück Fußweg weiter in meine Richtung. Die etwas später folgende Lai King Hill Road trägt ihren Namen zu recht und nach dem kurzen aber mühsamen Anstieg habe ich dann doch auch mal eine kleine Übersicht auf die in dieser Ecke Hong Kongs völlig unregelmäßig angelegten Straßen.

In Kwai Chung muss ich später dann nochmal einen Hügel erklimmen, bevor ich mein Hotel erreiche, das leider doch in einer gemischten Gewerbe- und Wohngegend liegt, gegenüber einer größeren Baustelle. Es ist aber kein Problem, ein Zimmer zu bekommen, das in die abgewandte Richtung schaut, Fenster lassen sich allerdings nicht mal öffnen. Das Zimmer ist deutlich größer, als mein erstes am anderen Ende der Stadt, und hier passt sogar das Fahrrad zwischen Fenster und Bett.