Veröffentlicht in Mosambik

Maputo bis Bobole und wieder zurück

Hatte ich mir ursprünglich ein deutlich weiter entfernt gelegenes Ziel gesetzt, so halte ich es nach längerer Überlegung für sinnvoller, meine Reise vorzeitig bereits hier in Maputo zu beenden. Ein Grund alleine führt sicherlich nicht dazu, aber eine Warnung mehr gibt am Ende den Ausschlag, und hier ist eine Gelegenheit für mich, ohne großen zusätzlichen Aufwand die Rückreise anzutreten.

Das nächstgelegene Quartier nördlich von Maputo sollte gleich hinter dem Städtchen Bobole an der EN1, der nach Norden weiterführenden Fernverbindungsstraße liegen. Dies nehme ich mir auch als quasi letzte Etappe vor, bevor ich nach Maputo zurück komme.

Frühstück gibt es bei Fatima’s Place nicht, aber immerhin etwas Kaffee aus der Thermoskanne. Einen Rest Brot habe ich noch, eine Tomate und Erdnussbutter ebenfalls, damit komme ich auch über die Runden. Heute ist wieder herrlich sonniges Wetter und kurz nach 9:00 Uhr verabschiede ich mich in Richtung Avenida da Marginal, einer Uferpromenade die direkt am Strand des Indischen Ozeans in Richtung Norden führt. Kilometerweit weißer Sandstrand, der Sand teilweise am Straßenrand verweht.
Auf dem Weg dorthin komme ich durch das Botschaftsviertel und an moderneren Hotelbauten vorbei, als ich sie bisher in der Innenstadt gesehen habe, dem Radison Blue z.B., das aus zwei geschwungenen Wohntürmen besteht.

Fliegende Händler verkaufen entlang des Strandes vor allem Kokosnüsse, die sie teils kunstvoll schälen und dem potentiellen Kunden zum Ausschlürfen öffnen. Dann liegt rechter Hand der Mercado do Peixe und gleich daneben ein groß angelegtes Restaurant, in dem man die frischen Fische auch gleich essen kann.

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Hier, entlang dieser schön glatt asphaltierten, vierspurigen Straße fährt es sich prima, und dann habe ich in meiner Fahrtrichtung auch noch den Wind im Rücken. So wie gestern schon kommt der inzwischen mehr aus Südosten, als während der letzten Wochen aus Norden. Und am Ende der Promenade: eine Polizeikontrolle. Kurz dahinter verlasse ich die Ausfallstraße und will direkt am Wasser entlang durch den Vorort Costa do Sol weiterfahren, doch das gestaltet sich schwierig, da die schmale Straße zu einer weichen Sandpiste wird, die sich letztlich auch nur parallel zur Hauptstraße durch den Ort zieht.
Kioske, Minigeschäfte, Frauen die Gemüse verkaufen, alles ist da – und lachende Menschen. Es ist heiß, manchmal muss ich schieben, weil der Sand einfach zu weich ist. Bis zurück auf die neu gebaute Umgehungsstraße ist es aber nicht weit, und so fahre ich auf dem Asphalt, manchmal auf dem Seitenstreifen weiter in Richtung Marracuene.

Maputo rüstet sich hier offenbar für die zukünftige weitere Stadtentwicklung in Richtung Norden, denn die Straße führt mit mehreren, bisher im Nichts endenden Verkehrskreiseln durch großflächiges Brachland. Nach 30 km und etwa um die Mittagszeit erreiche ich Marracuene dann auch. Kurz zuvor wird die Nebenstrecke mit der eigentlichen Schnellverbindung von Maputo her, der EN1 zusammengeführt. Der relativ kleine Ortskern ist sozusagen ein Verkehrsknotenpunkt und entsprechend viele Chapas halten hier. Es gibt einige Geschäfte, eine Art Kneipe und ein kleines Restaurant, wobei ich mich nach der kleinen Küche durchfragen muss, da nicht offensichtlich ist, wer denn hier eigentlich das Essen anbietet. Wie so häufig verkauft die Getränke eine andere Person, als eben die Köchin, auch wenn ich als einzelner Gast auf der von beiden angebotenen Terrasse sitze.
Jedenfalls werde ich satt und inzwischen wird auch die Wolkendecke, die sich gebildet hatte, wieder lockerer und die Sonne heizt vorübergehend wieder etwas ein. Bis Bobole wird jetzt das Geländeprofil wieder welliger – wie gemein. Doch die Steigungen bleiben eher kurz und moderat.

Für wenige Kilometer verläuft direkt neben der Straße eine Bahnlinie und überraschender Weise steht da auch plötzlich ein Zug, an dessen Ende sich mehrere Gepäck- sowie ein Güterwagen befinden. Einige Leute sind damit beschäftigt, einen schweren Getreidesack in den seitlich geöffneten Güterwagen zu hieven, während andere aus den Türen weiterer Waggons hinauslehnen. Eine Frau mit in einem Tuch auf den Rücken gebundenem Kleinkind versucht, Obst an Fahrgäste des Zuges zu verkaufen, und irgendwann gibt jemand ein Signal und der Zug setzt sich ganz langsam in Bewegung. Diejenigen, die am Güterwagen beschäftigt waren, springen dort auf und andere klettern schnell zu den Türen einiger der Personenwagen hinauf. Am Anfang des ganzen Gebildes befindet sich eine schwarz geruste Diesellok mit einem kleinen Tankwagen als erstem Wagen direkt dahinter, offenbar kann die Lok selbst nicht genügend Treibstoff transportieren. Es dauert eine Weile, bis der nur langsam beschleunigende Zug außer Sichtweite ist.
Ein Haltepunkt war für mich gar nicht zu sehen und außer einiger lockerer Bebauung in etwas größerem Abstand zu Straße und Bahnlinie ist auch kein Ort auszumachen. Ein Halt auf freier Strecke offenbar.

Kurz hinter dem Ort Bobole verlasse ich die Straße dann auf eine Sandpiste in Richtung der Casa Lisa Lodge. Das Hinweisschild an der Straße sieht etwas in die Jahre gekommen aus und ein zweites Schild weist auf ein weiteres Hotel in der Nachbarschaft hin. Die Zufahrten gabeln sich nach etwa halber Strecke, ohne dass von dem einen noch dem anderen Grundstück oder Gebäuden etwas zu sehen wäre und mir fällt schnell auf, dass dort wo ich hin will gar keine auch nur einigermaßen frischen Reifenspuren im Sand auszumachen sind. Den Grund sehe ich einige Minuten später, denn von der Casa Lisa Lodge, zu der auch ein weitläufiges Campingareal gehört, stehen nur mehr verkohlte Ruinen und im Umkreis einige ausgebrannte ansonsten heruntergekommene, schon offenbar lange Zeit nicht mehr benutzte Chalets. An der ungepflegten Rasenfläche des Campingplatzes ist ein Versorgungsgebäude in Holzbauweise mit hohem Strohdach zwar vorhanden, aber alle Tür- oder Fensteröffnungen sind verrammelt.

 

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Kein Wunder, dass ich auf meine E-Mail-Anfrage vor einigen Wochen keine Antwort bekommen hatte. Das habe ich aber von den wenigsten Gästehäusern, deshalb war das noch lange kein Grund zur Sorge. Dennoch befindet sich ein Mann auf dem Gelände, sitzt unter einem Baum und löffelt einen Teller Reis, als ich mein Rad durch den Sand in Richtung der ehemaligen Rezeption schiebe. Offenbar ein Wächter, der mich begrüßt und sich freut, dass einmal jemand vorbei kommt, habe ich den Eindruck.
Nun ja, bleiben will hier nicht und kehre nach kurzer Besichtigung der Ruinen um, zurück zu der Gabelung, versuche mein Glück nun in Richtung des Blue Anchor Inn, das in Reiseführern als die teurere Alternative der beiden Herbergen erwähnt wird.
Die Toreinfahrt zu dieser Lodge steht zwar offen, als ich dort ankomme, die hinter einer hohen Hecke zuerst sichtbaren Gebäude machen einen intakten und gepflegten Zustand, aber die Fenster sind dunkel und das Grundstück wirkt verlassen.
Sollte ich heute doch insgesamt Pech haben?

Der Eindruck täuscht, denn als ich einem Hinweis an der Tür folgend den Griff drehe und drücke, öffnet sich die Tür in den gemütlich eingerichteten Raum eines Restaurants hinein, in dem einige gedeckte Tische auf Gäste zu warten scheinen. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Rezeption und ein gar nicht so überrascht scheinender freundlicher Herr begrüßt mich.
Ein Zimmer für eine Nacht könne ich haben, sagt er mir, Zelten wäre auf dem Grundstück leider nicht möglich, ansonsten sei man für die nächsten Tage ausgebucht. Das ist dann doch eine kleine Enttäuschung, denn an diesem idyllischen Ort hätte ich es auch etwas länger ausgehalten.

Das Zimmer ist dann eine großzügige Wohnstube mit anschließendem Bad und zwei Betten unter Moskitonetzen in einem der auf dem Grundstück weitläufig verteilten Doppelbungalows. In die andere Hälfte des Häuschens zieht am Abend noch eine dreiköpfige Familie ein, so wie offenbar einige Familien diesen Ort als Zwischenhalt für eine Wochenend- oder auch Ferienreise von Südafrika her auf dem Weg in die Tauchregionen Mosambiks zu nutzen scheinen. Autos und Kleinbusse mit Kennzeichen aus Südafrika waren mir schon den ganzen Tag über immer wieder auf der Straße aufgefallen.

 

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Auf dem Weg in die Hauptstadt

Maputo ist eine dieser stetig wachsenden afrikanischen Großstädte, deren Zentrum noch lange nicht absehbar ist, während man schon kilometerweit auf breit ausgebauten Zufahrtsstraßen durch dichte Siedlungsgebiete fährt. Abgesehen vom dann auch nicht mehr abreißenden Straßenverkehr natürlich.

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Der Weg in die Hauptstadt zieht sich. Hatte ich bereits 30 Kilometer hinter Namaacha einen Wegweiser mit 42 Kilometern bis Maputo registriert und mich schon gefreut, dass es heute gar keine 80 Kilometer werden würden, so stand da 10 Kilometer später: ‚Maputo 40‘. Na ja, vermutlich ein sozialistisches Relikt zur Verwirrung des von Swasiland her einrückenden potentiellen Feindes, dachte ich und nahm’s gelassen hin. Mein Ziel im Zentrum der Stadt lag ja fest, ob ich nun eine halbe Stunde früher oder später dort ankommen würde, war belanglos.

Gleich etwa einen Kilometer hinter dem Ortsausgang wartete schon die erste Polizeikontrolle an der Straße. Das Stop-Schild war eindeutig und ich dachte mir – lieber einmal mehr freiwillig kurz stehen bleiben, als von Amts wegen zwangsgebremst zu werden – und wollte kurz grüßen, doch der Mann in Uniform stieg aus seinem geparkten Fahrzeug und bedeutete mir, stehen zu bleiben. Meinen Pass wollte er nicht sehen, denn dass ich gestern erst über die Grenze nach Namaacha gekommen war, hatte er wohl mitbekommen. Er wollte nur wissen, wie weit ich denn zu fahren geplant hätte und wann ich denn ungefähr dort ankommen wolle.
Oha – dachte ich mir, das kann ja doch lustig werden, wenn die Polizei ein ständiges Auge auf mich hat. Es blieb aber der einzige direkte Kontakt mit einem Beamten, trotz noch vieler weiterer Kontrollposten auf der Strecke, bei denen ich ansonsten jeweils freundlich nickend oder grüßend durchgerollt bin.

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Abfahrt in die Ebene

Bis in die Ebene zu fahren, war heute einmal eine schöne Abwechslung zu den bergigen Etappen der vergangenen Tage, wenn man auch hier in Mosambik die Straßen freilich nicht für Radfahrer optimiert hat und insgesamt immer noch 230 Meter an Anstiegen zu bewältigen waren. Außerdem war die Freude schnell etwas getrübt, duch den auffrischenden und jetzt auf Südost drehenden Wind, meiner heutigen Hauptrichtung, und die sich zwischen Namaacha und Boane in den auslaufenden Bergen befindenden Steinbrüche, an denen Kies gewonnen und von dort per LKW in Richtung Hauptstadt transportiert wird.

Abgesehen von der staubigen Luft in der Umgebung dieser insgesamt drei Steinbrüche, stellen die ständig vorbei ziehenden LKW einerseits eine gewisse Belastung für mich als Radfahrer dar, und zweitens verlieren die überladenen Fahrzeuge von ihren nur unzureichend mit meist kaputten Planen abgedeckten Ladeflächen überall und bei jeder Erschütterung einzelne Steinchen, oder auch größere Mengen der Ladung. So kann ich mit meinem Rad gar nicht auf den Seitenstreifen ausweichen, wenn es einmal nötig wäre, da sich hier die verlorenen Steine über viele Kilometer hinweg zu einer mehrere Zentimeter dicken Kiesschicht aufgeschoben hat.

Boane ist ein größeres Provinzstädtchen und offenbar auch größerer Militärstützpunkt. Die Kaserne liegt direkt an der geradlinig in die Stadt und einen Hang hinauf führenden Straße, ein kurzes Stück hinter einem der vielen Polizeiposten, die ich heute sehe, und offenbar befinden sich zur Zeit viel mehr Soldaten in der Kaserne, als die normal aufnehmen kann. Hinter der Einzäunung stehen einige Mannschaftszelte neben den Gebäuden und viele junge Menschen in Tarnuniformen befinden sich auf dem Gelände, Männer wie Frauen. Eine Feldküche verströmt den Geruch von Gegrilltem. Es gehen aber auch viele Zivilisten an der schrägwinklig zur Straße angelegten Zufahrt zu dem mit bunten Fähnchen geschmückten Militärgelände ein und aus.
In dem kurz darauf folgenden Zentrum des Ortes mit kleineren Geschäften und großem Shoprite Supermarkt finde ich auch schnell ein kleines Restaurant, wo ich mich auf die überdachte Terrasse setzen und Mittagspause machen kann. Reis mit etwas Salat und Huhn ist im Angebot und die Portion Reis fällt viel zu üppig aus.

 

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Vorort von Maputo

Bis an die Stadt Matola heran, die dann fast nahtlos in Maputo übergeht, ist für die nächsten etwa 20 Kilometer noch Landwirtschaft im größeren Stil dominierend und entlang der Straße befinden sich vereinzelt Gewerbebetriebe aus dem Transport- und Landmaschinensektor. Daneben finden sich international kooperierende Unternehmen z.b. aus China oder auch aus Portugal. An der Straße werden neben Obst und Gemüse vermehrt auch Setzlinge für Zierpflanzen, Sträucher, Palmen verkauft. Kleine Zöglinge in Kübeln aus schwarzen Plastiktüten.

Maputo ist erreicht, als ich den Umbeluzi überquere und die Straße der ich folge geht in eine vierspurig ausgebaute Schnellstraße über, an deren Ende offenbar eine Mautstation wartet. Doch ganz so weit fahre ich nicht, wechsele vorher schon auf eine das Zentrum weitläufig umgehende Querverbindung und stürze mich dort in das Verkehrsgetümmel des Distriktes Mafalata. Kleine Tuk-Tuks ziehen hupend und nach Zweitaktöl stinkend vorbei, überladene LKW blasen ächzend ihre schwarzen Abgase über die Straße, eine Polizeikontrolle hinter einer Kreuzung hält einmal mehr den Verkehr auf.

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Kunstvolle Werkstattwerbung an der Straße

Die Straße zieht dann in einer weiten Kurve in eine großflächige Senke ohne Bebauung hinunter, offenbar ein größeres Feuchtgebiet in dem Gemüseanbau auf vielen kleinen Parzellen betrieben wird. Dann sind in der Ferne auch schon die Hochhäuser des Zentrums der Stadt zu sehen und Wohnquartiere unterschiedlicher Qualität breiten sich entlang der bald erneut vierspurig ausgebauten Straße aus. Rechter Hand mehrstöckige Wohnblöcke, linker Hand einfachste Hütten und Häuschen bis dicht an die mit einer hohen Böschung eingefassten Straße heran. Die Fahrtrichtungen der Schnellstraße werden von einem breiten Wassergraben getrennt, der vermutlich von beiden Seiten all das wegtransportiert, was legal oder illegal dort eingeleitet oder abgekippt wird.

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Von dieser Zufahrt ins Zentrum endlich herunter, befinde ich mich schnell in einem Innenstadtbereich mit überwiegend zwei- bis dreigeschossiger Bebauung in hübscher portugiesischer Kolonialarchitektur, folge einem Straßenzug, der durch alten Baumbestand auch überraschend grün und schattig ist. In der schmalen Straße ist Verkehrsstau, was mich aber nicht weiter stört, da ich mit dem Fahrrad gut an der Fahrzeugschlange vorbei komme. Viele Straßen der Innenstadt sind nach ehemaligen Diktatoren afrikanischer Staaten oder nach Persönlichkeiten aus kommunistischen Zeiten benannt, so liegt mein Ziel dann in der Avenida Mao Tse Tung, nicht weit von der Kreuzung mit der Avenida Vladimir Lenine.

Dieser Innenstadtteil liegt auf einer leichten Anhöhe und das Ufer des Indischen Ozeans befindet sich keine 2 Kilometer weit davon entfernt.

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Neues Land, neue Eindrücke

Mosambik ist anders. Gleich hinter der Grenzschranke herrschen buntes Treiben und Handel mit Obst und Gemüse und einfachen Haushaltsdingen direkt an der Straße. Der Nordosten Swasilands war dagegen fast verwaist, das Grenzstädtchen Lomahasha bestand aus wenigen gemauerten Häuschen mit Blechdächern. Nach einem Geschäft, in dem man mir eine kühle Cola verkaufen würde, musste ich suchen. Aber es gab dann eines. Die Hänge der umliegenden Höhenzüge dort waren mit trockener Vegetation überzogen, ab und an ein Dorf aus Rundhütten. Eigentlich nicht typisch für Swasiland, wie ich es bisher gesehen hatte.

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Umgebung von Lomahasha

Mosambik ist dann zunächst etwas grüner und das kleine Städtchen Namaacha, mosambikanischer Grenzort mit viel gut erhaltener Bausubstanz aus Kolonialzeiten, ist dann ein starker Kontrast. Schöne Landhäuschen entlang der Hauptstraße, hinter niedrigen Mauern oder hübsch eingefassten Zäunen, mit gepflegten Gärten, teils mit privatem Gemüseanbau, erinnert tatsächlich ein wenig an Portugal. Also punktuell zumindest.

Der Grenzposten selbst wird nicht nur von auffallend vielen Grenzpolizisten, sondern offenbar auch von Militärpolizei kontrolliert. Bevor sich mir die Schranke öffnet (ohne Schrankenpass, wie kurz zuvor noch beim Verlassen von Swasiland), unterhält sich ein in Khaki uniformierter, pausbackiger junger Mann noch ruhig mit mir über mein Reiseziel und empfiehlt mir, wenn ich doch jetzt nach Maputo käme, ganz ruhig zu machen, nichts zu übereilen. Was er wohl meint?

Hier in Namaacha aber will ich heute erstmal bleiben, das Limbombos Hotel ist dann nach zwei Kilometern gemütlichen Rollens und Staunens über eine Facette Afrikas, die ich so noch nicht kannte, nicht zu übersehen. Ein sozialistischer Paradebau, könnte man meinen. Gegenüber auf einem Hügel und neben der Ruine eines großen Kirchenbaus sitzt ein Teil der Regionalverwaltung. Vielleicht sind deshalb auch so viele der alten Häuser gepflegt und bewohnt.

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Das einzige und beste Hotel im Ort

Danach folgt entlang der Straße das ‚afrikanischere‘ Zentrum des Ortes mit einer kleinen, in drei Richtungen offenen Markthalle und verschiedenen kleineren Alltagsgeschäften. Daneben dann eine Bank, deren beide Automaten kein Geld ausspucken wollen und in der die Leute Schlange vor den zwei Schaltern stehen, hinter denen unheimlich viel Papierarbeit geleistet wird. Meine Euro und die restlichen Rand will man aber nicht in Meticais umtauschen, da ich kein Konto bei der Bank habe.
Tja, was nun? An der Grenze wollte ich bei den aufdringlichen Geldwechslern, wenn auch unter den Augen der Behörden, kein Geld tauschen, da mir die genannten Kurse zu suspekt waren. Aber Geld brauche ich, auch wenn ich das Hotel in US$ bezahlen kann, denn sonst bekomme ich weder Lebensmittel aus der Markthalle noch eine neue SIM-Karte für mein Mobiltelefon, noch Wasser, noch sonstwas.

Wie Zufälle dann so sind steht unter den Wartenden in der Bank auch ein europäisch aussehender älterer Herr. Ein Portugiese, wie er sich dann vorstellt, der durchaus Euro und Rand gebrauchen kann, weil diese Währungen andersherum in Namaacha eben schwer zu bekommen sind. Er lebt in dem Ort, arbeitet für den Betreiber der Mineralwasserquellen (aha, deshalb die so gut ausgebaute Stadt schon zur Kolonialzeit) und kauft mir kurzerhand mein Geld ab, zum bankaktuellen Kurs, was mir natürlich auch recht ist.

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Mainroad in Namaacha

Auf dem Markt bekomme ich dann Tomaten, Zwiebel und Paprika; bei einem Bäcker auch noch zwei Brötchen, bei einem malaysischen Händler Wasser und Obstsaft und im Hotel mache ich mir für den ersten Hunger dann einen Salat – aus Tradition und in Erinnerung an einige ‚Salat-Abende‘ mit den Mitradlern im vergangenen Jahr bei einer Reise durch Tansania.

Was war das doch noch eine Tortur heute mittag beim Aufstieg zum Pass mit der Grenzstation. Vom Ndlovu-Camp aus ging es schnurgerade aus dem Hlane Nationalpark wieder hinaus und nach 10 km durch die üppig grünen, weil ständig bewässerten Zuckerrohrplanzungen bei Simunye. In dem Ort konnte ich mich mit frischen Obst versorgen, das ich unterwegs bei meinen vielen Pausen dann gut gebrauchen konnte.

Dass ich nochmal über einen etwa 500 Meter hohen Berg fahren musste, war mir ja klar, dass sich dies aber auf etwa 20 km hinzog, bei Steigungen mal wieder bis 8%, mit anschließenden Gefällestrecken und mehrfach erneutem Anstieg, konnte ich nur ahnen. Einer der jungen Polizisten an der Schranke von Swasiland, war dann auch etwas aus dem Häuschen, als er mich mit dem Rad sah und auch noch hörte, das ich aus Berlin stamme. Selbst (Renn)radfahrer und Kenner von Berlin aus verschiedenen Fernsehfilmen, war er an meinem Rad interessiert, an seine Details und bat mich um Unterstützung bei seinem Radtraining für Rennen in Südafrika. Ja ja, dachte ich, da bist du schon der Zweite – nach einem der jungen Hotelangestellten des The George Hotels in Manzini.

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Gepflegtes Grundstück in Namaacha
Veröffentlicht in Allgemein, Swasiland

Kleiner Park mit großen Werten

Von der Trockenzeit sehr stark gezeichnet und verglichen mit anderen Parks in  Botswana oder Südafrika eher ein Klecks auf der Landkarte, so beherbergt der Hlane Royal National Park doch eine ganze Reihe von Arten. Neben den Giraffen, die ich gestern in der Nähe der Durchgangsstraße gesehen hatte, wenigstens auch noch Impalas, Kudus und Wildbeests, die für die ebenfalls vorhandenen zwei größeren Löwenrudel die Hauptnahrungsquelle darstellen, dann noch Warthogs, Elefanten und Flusspferde sowie eine geheime Zahl von Breitmaulnashörnern. Abgesehen von ebenfalls einer ganzen Reihe von Vogelarten.

Etwas davon wollte ich ja gerne sehen, außer den drei reglos im nahe des Camps gelegenen Wasserloch stehenden Hippos. Wie drei abgerundete Felsen inmitten dieses größeren Teichs, ragt jeweils nur ein Teil des Rückens der Tiere aus dem Wasser, und würden sie sich nicht doch ab und zu bewegen, ein Ohrenpaar über die Wasseroberfläche hinaus schieben, oder sich mit der breiten Schnauze einen Schwall Wasser über den Rücken werfen, man würde sie glatt übersehen.

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Bei meiner Ankunft gestern hatte ich mich gleich danach erkundigt, ob am nächsten Morgen früh eine Pirschfahrt durch den Park angeboten würde, aber mangels Interesse war keine angesetzt. Lediglich für den selben Nachmittag noch, also quasi gleich, waren wohl schon vier Personen eingeschrieben und ich zögerte nicht lange und ließ mich schnell noch auf die Liste setzen. Um 16:00 Uhr sollte es losgehen, es war bereits 10 nach drei und so musste ich schnell mein Zelt aufbauen und einräumen, denn nach der Rückkehr von dem Ausflug (immerhin 2,5 Stunden) würde es bereits dunkel sein.
Auf das Duschen verzichtete ich und zog nur schnell lange Sachen an, um später, wenn die Sonne hinter den Horizont getaucht war, nicht im Fahrtwind des offenen Geländewagens zu frieren. Diese Erfahrung hatte ich schon einmal gemacht. Dann ließ ich mich gemeinsam mit zwei weiteren Deutschen und zwei Südafrikanern durch den Busch schaukeln.

Der Guide kennt natürlich sein Terrain und weiß wo er sehr wahrscheinlich welche Tiere finden wird, um sie uns Gästen zu präsentieren und dabei möglichst viele schöne Fotopositionen für uns zu arrangieren. Mit den Breitmaulnashörnern hatte er es nicht schwer, drei davon befanden sich gerade in der Nähe des Wasserlochs, vier weitere stöberte er in etwas größerem Abstand dazu auf. Vier Mädchen offenbar, wobei eine ‚den Hut aufhatte‘ und sich damit beschäftige, uns auf Abstand zu halten bzw. wieder loszuwerden. Nicht gereizt, nicht aggressiv, aber bestimmt.
Das war auch schon das Highlight des späten Nachmittags und offenbar auch das größte lebende Kapital des Parks.

 

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Zu dem Wasserloch vor der Terrasse des Restaurants des Camps, kommen die Tiere aber auch von allein, man muss ihnen jetzt zum Ende der Trockenzeit gar nicht hinterher fahren. Es ist nur schwer zu sagen, wann mal wieder eines vorbei schaut. Heute ist ein etwas heißerer Tag, die Sonne beginnt bereits am frühen Vormittag unerträglich zu werden und ich verbringe die Zeit überwiegend faul im Schatten eines der großen, ringsum offenen Rondavels. Ein Pausentag, denn die Beine einfach nur mal auszustrecken, ist auch wichtig.
Später, nach der größten Tageshitze, als ich mir die abgelegeneren Bereiche des Camps näher anschaue, tut sich dann auch am Wasserloch etwas mehr. Erst ist zunächst nur eine Gruppe Impalas in den Sträuchern, die etwas Abseits des Wassers wachsen, auf Nahrungssuche. Dann kommt eines der Rhinozerosse gemächlich ans Wasserloch spaziert, sondiert die Lage und setzt sich nach kurzer Zeit rücklinks in ein Schlammloch am Rand des Wassers und legt sich dann auf eine Seite.
Etwas später kommen noch zwei Elefanten etwas forscher aus dem Hintergrund an die Böschung des Wasserlochs heran gewandert, stürmen beinahe in das Wasserloch hinein, bespritzen sich mit Schlamm und saufen von dem Wasser.

Die Hippos lassen sich von all dem nicht aus ihrer Ruhe bringen, ja würdigen die Anderen nicht einmal eines Blickes.
Selbst lange nach Sonnenuntergang stehen die Drei dann immer noch in der Mitte des Wasserlochs, warten, bis auch die Dämmerung vorrüber ist, die den Himmel nach vielen verschiedenen Orange- und Rotnuancen langsam grau und dunkel werden lässt. So lange bis ich sie als Beobachter nicht mehr vom Grau der Umgebung des Wasserlochs unterscheiden kann. Dann erst stapfen sie schweren Schrittes geräuschvoll aus dem Wasser. Das Glucksen und Klatschen lässt aber schnell wieder nach und von den Tieren ist dann nichts mehr zu hören.

Über dem Horizont genau hinter dem Wasserloch und dem trockenen Busch färbt sich der Himmel dann erneut orangerot. Erst nur an einer Stelle, dann über einen immer breiter werdenden Bereich, und darüber steigt dann schwarzer Rauch in den Himmel, eine erst unscheinbare Rauchsäule, die sich zu einer gewaltigen Wolke auswächst und irgendwann in der Dunkelheit wieder verschwindet. Kein Buschfeuer, sondern gezieltes Abbrennen eines der Zuckerrohrfelder, etwa 10 km weiter nördlich bei Simunye. Das Röhricht erntet sich leichter, wenn alle trockenen Bestandteile schon vorher entfernt wurden, sagt einer der Ranger des Parks. – Hm, überlege ich, toller Umweltschutz – und den Fallout in Form feiner Ascheflocken sieht man dann auch noch am nächsten Tag immer wieder mal zu Boden segeln.

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Veröffentlicht in Swasiland

Die Hügel lassen nicht locker

Am Montag lasse ich mir Zeit mit dem Frühstück, wärme mich am Kamin des Gastraums von Malandela’s B&B auf und warte dann anschließend noch ein Weilchen, bis die Wolkendecke weiter aufreißt und das Thermometer auch wieder in Richtung 20 Grad gestiegen ist. Bis nach Manzini sind es nur um die 20 Kilometer und weiter will ich heute auch gar nicht fahren, habe also keine Eile.

Manzini ist das wirtschaftliche Zentrum Swasilands, entsprechend dicht ist der Verkehr dorthin. Von Malkerns folge ich noch den letzten 3 Kilometern der MR27 bis an den Autobahnzubringer MR103 heran, an deren Kreuzung offenbar ein Wechsel- oder Umsteigepunkt der vielen Kleinbusse, dem quasi öffentlichen Personentransport, zu sein scheint. So viele dieser modern aussehenden und offenbar aus chinesischer Produktion stammenden Kleinbusse an einem Punkt halten und weiterfahren, habe ich bisher in dem kleinen Land noch nicht gesehen. Entsprechend viele fliegende Händler sitzen entlang der Straße und ich nutze die Gelegenheit, um Bananen zu kaufen.
Auf dem rötlich braunen Boden der Gegend werden Zuckerrohr und Ananas angebaut. Die niedrigen Ananasstauden tragen allerdings keine Früchte, die sehe ich erst später auf einem Markt in Manzini.

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Ananas auf dem Feld in der Gegend von Matsapha

Wie gewohnt bleibt die Straße hügelig und erst als ich bei Matsapha dann auch tatsächlich auf die Autobahn fahre (ein Traktor ist dort auch unterwegs, so mache ich mir gar keine Gedanken), fährt es sich beinahe genussvoll. Die Autobahn endet in Manzini allerdings in schneller Talfahrt ohne Vorankündigung an einer Ampel. Und das ganze Zentrum der Stadt zieht sich dann in das Tal des hinunter und am Gegenhang über etwa eineinhalb Kilometer wieder leicht bergan. Viele kleine Geschäfte, Restaurants, Bürohäuser, Shopping Malls, Werkstätten und dann aus- und einparkende Autos die immer mal wieder zum Anhalten zwingen.
The George Hotel ist heute meine Wahl, etwas oberhalb des Stadtzentrums, durch das ich später am Nachmittag noch eine ganze Weile spaziere (ohne allerdings etwas Interessantes zu finden) und mich über die immer mehr werdenden Menschen wundere. Viele Geschäfte schließen offenbar schon recht früh und die Leute gehen ihrerseits selbst dann einkaufen.

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Bunte Wasserboiler hängen zum Verkauf

 

Heute am  Dienstag starte ich ziemlich früh (für meine Verhältnisse jedenfalls) in Manzini, bin bereits vor 9:00 Uhr auf der Strecke. Der Tag könnte heiß werden, denn von Anfang an ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Von Anfang an komme ich aber trotzdem nur gebremst vorwärts, da es für die ersten vier Kilometer hauptsächlich aufwärts geht. Immer noch, obwohl das Gelände in Richtung Osten doch eigentlich in eine Tiefebene auslaufen sollte. Manizini lag auf etwa 700 Metern Höhe und der Hlane Royal National Park, bis zu dem ich heute kommen will liegt auf etwa 250 Metern, da sollte es doch… tut es auch, nur eben nicht gleichmäßig. Zwei wellige Höhenzüge liegen noch dazwischen und erst nach rund 25 km wird das Gelände richtig sanft (siehe Beitragsbild am Anfang).

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Die MR3 nördlich von Mpaka

Nach etwa 42 km mache ich heute auch einmal so richtig Mittagspause. Ich habe Hunger, trotz des umfangreichen Frühstücks im George Hotel und immer nur ein zwei Bananen während des Tages, ist zu wenig. In Mpaka, von dem ich nicht mehr als einen Eisenbahnhaltepunkt erwartet habe, das aber eine in der Fläche recht weit verstreute Siedlung ist, gibt es neben dem offenbar verwaisten Tio Ze Restaurant gleich am Beginn des Ortes auch noch eines an der wichtigsten Straßenkreuzung, kurz vor dem recht umfangreichen Güterbahnhof. Die junge Köchin hat Reis mit buntem Gemüse, Krautsalat und gebackenem Fisch im Angebot. Da schlage ich doch gerne zu, und mit einer kühlen Cola ist diese viel zu große Portion für mich schmalen Radreisenden für 30 Emalangeni (respektive Rand) auch noch ziemlich preiswert.

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Fisch mit Reis, Gemüse, Kartoffeln, Salat

Okay, Bananen kosten an der Straße sonst etwa 1 – 2 Rand, ein Apfel (das Angebot an Äpfeln ist erstaunlich groß) 1,5 Rand. Zum Vergleich: Der südafrikanische Rand wird etwa 16 zu 1 Euro gehandelt. Eine Banane kostet also rund 10 Cent. Für Avocados zahlt man etwa 5 Rand das Stück. Eine Cola kann 8 – 15 Rand kosten, ein Bier liegt meist bei 20 Rand, eine große 1,5 L Wasserflasche bei 12 – 18 Rand.

Nachdem ich die Bahngleise überquert habe (man hat hier sogar eine Straßenbrücke spendiert) beginnt links der Straße für viele Kilometer ein eingezäuntes Gebiet, in dem die Vegetation offenbar wachsen kann wie sie will. Trockene, größtenteils kahle, niedrig gewachsene Laubbäume (überwiegend Akazienarten) und Büsche bilden einen undurchdringlichen ‚Busch‘,  an dem die Straße schnurgerade entlang führt. Erst in östlicher Richtung und nach einer langgezogenen Kurve an dem Abzweig nach Siteki dann weiter in Richtung Norden, gegen die Sonne und auch gegen den Wind. Wobei der jetzt am Nachmittag gar nicht sehr stark bläst. Dann wieder eine Siedlung auf beiden Seiten der Straße.
Hier fülle ich an einer kleinen Grocery meinen Wasservorrat auf, der sich im Laufe des frühen Nachmittags, wegen der nun doch wieder mehr als 35° im Schatten, etwas reduziert hat.

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Einige Kilometer weiter beginnt das Schutzgebiet dann offiziell. Ein unspektakuläres Gate mit einem Viehrost soll Tiere am Verlassen hindern und Rinder natürlich fern halten. Dahinter dann ein Hinweisschild, dass mit Großwild an der Straße gerechnet werden muss. Die Straße durchschneidet nun für etwa 15 km Länge den Hlane Royal National Park und ich freue mich schon auf das Camp, das sich mitten da drin befindet.

Langsam fahre ich nun die letzten Kilometer bis zu meinem Tagesziel, schaue aufmerksam nach rechts und links in den Busch. Kaum vorstellbar, dass sich bei dem doch relativ starken Durchgangsverkehr Wildtiere an die Straße wagen sollten. Aber die sind den Verkehr vermutlich gewohnt, denn bald sehe ich zwei Giraffen im Schatten einer etwas größeren Akazie gar nicht mal so weit entfernt stehen. Eine davon nimmt auch schnell reißaus, das langsam rollende, bunte Fahrrad auf der Straße scheint ihr nicht zu behagen.

 

Veröffentlicht in Swasiland

Das Wetter dreht am Rad

Wie gut doch so eine heiße Dusche tut, ich hätte es mir für eine Reise durch Afrika nicht träumen lassen. Da stehe ich nun im Bad eines geschmackvoll eingerichteten kleinen Zimmers mit überdachter Terrasse vor dem breiten Fenster mit orangefarbenen Vorhängen, umgeben von einem grünen Idyll aus riesigen Strelizien und wilden Bananenstauden und taue endlich wieder auf. Das Städtchen Malkerns liegt nicht allzu weit entfernt, aber hier um das Malandela’s B&B herum befinden sich weitläufige Zuckerrohrfelder.

Der Regen ist von Norden her durchgezogen und hat offenbar eine Kaltfront mitgeschleppt, die mich an den Winter von zuhause erinnert. Also körperlich.
Schon gestern hatte sich das schlechte Wetter in den Bergen angekündigt, als morgens Nebel aufzog, der sich nur allmählich im Laufe des Vormittags zu einer dichten Wolkendecke in größeren Höhen verlagert hat. Später gab es ein kurzes Gewitter ohne das es richtig geregnet hätte, nur die Sonne kam nie so recht durch die Wolken. So konnte ich die Foresters Arms Lodge und ihre Umgebung bei Mhlambanyatsi kaum so recht genießen, bin lediglich am späten Nachmittag etwa 2 Stunden lang um den Golfplatz! herum und durch die Kiefernpflanzungen gewandert.

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Golfplatz bei Mhlambanyatsi

Heute morgen kam als erstes ein Gewitter mit kräftigem Schauer, und bei Dauerregen und kaltem Wind ist es dann geblieben. Da war ich aber froh, dass ich doch zwei Windjacken eingepackt habe und dass mein dünner Pullover eine Kapuze hat. Nach dem Tag Pause in der ansonsten sehr angenehmen Lodge weit oberhalb Bhunyas, muss ich heute zwangsläufig weiterfahren. Natürlich trotz des schlechteren Wetters.
Ich warte zwar nach dem ausgiebigen Frühstück noch, bis der Dauerregen etwas dünner wird und in Niesel übergeht, aber der bleibt mir dann den ganzen Tag über erhalten. Ganze acht Grad zeigt mein Thermometer am Tacho, als ich mit zwei Schichten an den Beinen und drei, später vier Schichten am Oberkörper, von Wind und Regen begleitet, den Weg zurück ins Tal des Lusutfu-Flusses fahre. Richtige Regenkleidung habe ich ja leider nicht dabei, lediglich die dünne Windhose und -jacke. So bin ich nach kurzer Zeit von außen richtig nass. Das Zwiebelprinzip wirkt aber trotzdem, und als ich noch eine zweite Windjacke unter die schon durchweichte erste Jacke ziehe, merke ich auch von der Kälte der Windböen nicht mehr allzu viel. Schlimm ist es nur bei längeren Abwärtspassagen und Geschwindigkeiten von mehr als 25 km/h, dann zieht die Kälte doch bis in die unterste Schicht. Während der ersten etwa 5 km kann ich mich an den kürzeren Zwischenanstiegen jeweils warm strampeln. Das fällt mir bei der Kälte mit dem Gegenwind allerdings genauso schwer wie zwei Tage zuvor schon, nur irgendwie waren mir die 30° mehr an dem Tag doch lieber, denn jetzt komme ich nur langsam auf Betriebstemperatur. Zum Glück sind wegen des Sonntags nur wenige LKW unterwegs.

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Nebel in den Bergen

Sobald ich wieder im Tal bin und Bhunya passiert habe, halte ich nach einer Tankstelle Ausschau, bei der ich mich aufwärmen könnte, aber außer einem großen und gut gesicherten Materialdepot der Forstgesellschaft sehe ich nichts. Dafür kleine Verkaufshütten an der Straße und ein paar Jungs, die offenbar auch im Regen auf Kundschaft warten. Ich kaufe zwei Bananen und rolle weiter. Die Straße in Richtung Manzini ist nun breiter als die Gebirgsstraße und führt viel sanfter über die nur noch leicht hügeligen Flanken des weiter werdenden Tals.
An einem verlassenen Kiosk etwas abseits der Straße stelle ich mich für einige Zeit trocken unter und esse eine der Bananen. Irgendwie geht es ja doch trotz des dauernden Regens weiter und zwei Grad wärmer ist es im Tal auch schon geworden. Lange stehen kann ich nicht, da kühle ich irgendwann aus. Also fahre ich recht schnell weiter. Die Landschaft ist jetzt viel offener, die Berge rücken weit in den Hintergrund oder verschwinden ganz in den Wolken und Wald ist nur noch in der Ferne zu erahnen. Während der nächsten 30 km halte ich immer wieder mal an, um mich unterzustellen, oder um Obst zu kaufen und gleich an Ort und Stelle zu essen. Kurze Aufwärmphasen. In Luyengo komme ich an der landwirtschaftlichen Fakultät der University of Swaziland vorbei, in der weiteren Fläche wird offenbar Zuckerrohr und Gemüse angebaut. Kohl war mir vorher schon aufgefallen.

An einer Tankstelle kurz vor Malkerns mache ich doch noch eine längere Pause. Es fuhr sich zuletzt zwar ganz angenehm über die sanfter werdenden, auslaufenden Hänge, aber ziemlich ausgekühlt bin ich inzwischen auch. Und eine heiße Schokolade sowie warmer Blätterteig helfen Schlimmeres zu verhindern.
Durch Malkerns bin ich dann auch bald hindurch, mache jetzt aber langsam, denn wo genau sich die Lodge befindet, bei der ich heute übernachten will, weiß ich nicht. Außerhalb des Ortes sollte es aber sein.

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Zuckerrohrplantage bei Malkerns

Eine Konservenproduktion, in der Obst und Gemüse verarbeitet werden, bestimmt mit ihren weitläufigen Gemüsefeldern für einige Kilometer das Bild. Dann wieder Zuckerrohr und über die Felder ziehen die Wolken tief hängend hinweg.
Malandela’s Lodge und das Festivalgelände ‚House on Fire‘ liegen da mitten drin.
Schön, dass noch (mehr als) ein Zimmer frei ist und nach der heißen Dusche sschalte ich erstmal den Radiator ein, trinke einen warmen Tee und lege mich eine Weile ins Bett.

Veröffentlicht in Swasiland

Bergiges, kleines Königreich

Etwas einfacher hatte ich es mir ja doch vorgestellt, die 17 km von Amsterdam bis zum Grenzübergang Nerston/Sandlane nach Swasiland zu radeln. Doch die Strecke windet sich erst leicht ansteigend durch ein schmaler werdendes Tal und steigt dann schnell um etwa 200 Meter an. Immer wieder muss ich gegen den Wind ankämpfen, so brauche ich für den Aufstieg bis zum Grenzposten fast zwei Stunden.
Wie verlassen liegt die Station in der drögen Vormittagshitze auf einem kleinen Plateau. Im Schatten des Vordachs, das auf Südafrikanischer Seite die Straße überspannt, sitzen zwei Frauen mit hellgelb reflektierenden Westen und ein Mann in Polizeiuniform, die ihre Unterhaltung einstellen, als ich frage, welchen Ablauf ich hier einhalten sollte. Der Beamte notiert zwar nur KFZ-Kennzeichen in seiner aufgeschlagenen Kladde, ist aber fasziniert von dem Gedanken, mit dem Fahrrad aus Deutschland in seine Gegend zu kommen. Er schickt mich weiter zum abseits gelegenen Immigration-Office. Dort hole ich mir den Ausreisestempel, nachdem mein Pass vom dort hinter Glas sitzenden Beamten zweimal gescannt wurde.

50 Meter weiter befinde ich mich bereits in Swasiland, ein Willkommensschild weist darauf hin. Eine herunter gelassene Schranke versperrt jedoch den Weg. Das Customs Office ist hier etwas kleiner angelegt, dafür sitzen mehr Männer in dem Raum, die ihre Unterhaltung kurz unterbrechen, um mich zu mustern. Ich greife mir einen der auf dem Tresen herum liegenden Einreisezettel und beginne die wenigen Felder auszufüllen. Ein Grenzpolizist vergleicht daraufhin die Daten aus dem Pass mit denen auf dem Zettel und will mich nach Fahrzeugpapieren fragen, als er draußen das Fahrrad sieht.

Wo ich denn hin wolle, fragt er kurz, um mir dann viel Spaß zu wünschen, mir einen Stempel in den Pass zu drücken und dann noch einen weiteren Zettel zu stempeln und hinein zu legen. Dort schreibt er ‚Bicycle‘ drauf. Muss ich den etwa bis zur Ausreise im Pass lassen? – frage ich mich, als ich meine Papiere wieder in einer der Packtaschen verstauen will. Doch nein, es gibt noch einen Schrankenwärter und der wartet schon auf den Zettel und gibt mir lachend die Straße frei, als ich ihm den in die Hand drücke.

So rolle ich weiter in die Berge von Swasiland, kaufe im erstbesten Kiosk, etwa 100 Meter hinter der Grenze, eine kühle Cola und fahre dann noch ein paar Kilometer weiter, bevor ich mir unter den Bäumen abseits der Straße einen Schattenplatz für eine kurze Pause suche. Die Straße ist schmaler, als sie es im Nachbarland war, der Asphalt ist rauer, die Gefälle sind steiler – in Swasiland folgt der Straßenbau offenbar noch direkter den Vorgaben des Geländes. Hatte ich in Südafrika bisher maximal 5 – 6 Prozent Gefälle oder Steigung, so sind es hier schnell mal 8 – 10 Prozent. Entsprechend langsamer komme ich nun die Anstiege hinauf und desto vorsichtiger gehe in die nächste Schussfahrt. Die Bremsen halten es bisher gut aus.

Die Hitze des Tages und das immer wieder steile Aufwärtskurbeln machen mir inzwischen zu schaffen. Der Wind lässt auch heute nicht nach und bläst mir entweder unangenehm in die Seite, oder kommt von vorn. Da die Straße oft auf Kammlage verläuft, bekomme ich den Wind häufig ungebremst ab.
Die Grundtendenz ist durchaus abwärts zu fahren, und die nächste größere Ortschaft Bhunya, etwa 35 km hinter der Grenze, liegt auch weit im Tal auf etwa nur noch 1000 Meter, aber es geht von Absatz zu Absatz immer wieder auch steil aufwärts.
Irgendwann habe ich einen jungen Mann auf gleicher Höhe, der mir für wenige Kilometer auf seinem Mountainbike folgt, bis zu einer Schule, an der er arbeitet, wie er mir erklärt. Er ist fasziniert bei dem Gedanken, dass ich mit dem ganzen Gepäck von Amsterdam her über die Berge radle. Bis Bhunya würde ich wohl gut kommen.

Dann kommt irgendwann der steile Abstieg, die Straße wird kurz zuvor breiter und der Asphalt glatter. Das Rad rollt gleich merklich leichter, noch bevor das Gefälle beginnt. Doch die Freude über diesen offenbar noch neuen Straßenabschnitt währt nur kurz, denn nach wenigen Kilometern endet der Ausbau auch schon wieder. Man hat wohl die früher schlimmsten Passagen etwas entschärft und danach geht es erst richtig steil und über viele geflickte Schlaglöchern weiter bergab. Ich bremse mich auf nicht mehr als 30 km/h ab, ansonsten ist das Rad bei den vielen Bodenunebenheiten kaum zu kontrollieren. Ich habe den Eindruck, dass je tiefer ich komme, es umso heißer wird und der weiterhin aus Norden blasende Wind drückt mir die Hitze aus dem Tal quasi ins Gesicht. Er ist so kräftig, dass er mich zusätzlich bremst.
Was wird wohl sein, wenn ich aus der Talsohle heraus gleich wieder den nächsten Berg erklimmen muss. Bis zu meinem anvisierten Quartier in der Foresters Arms Lodge muss ich etwa 10 km über Bhunya hinaus fahren, es geht dort genauso steil den Gegenhang hinauf.
Kurz hinter Bhunya, das nur aus einem gewaltigen Sägewerk und weiterer Holzverarbeitung zu bestehen scheint, mache ich etwa einen Kilometer oberhalb des Tals Pause und esse eine an der eben passierten Straßenkreuzung gekaufte Orange. Leider hatten die Frauen dort nur Obst im Angebot. Es hat jetzt 37° im Schatten, in zwei Stunden wird es dunkel und ich beschließe, hier nicht nocheinmal gegen den Berg anzukämpfen, dessen Rampe mir von oben böse zugrinst, sondern einen Pick-up oder ein ähnliches Fahrzeug anzuhalten und mich die letzten etwa 9 Kilometer mitnehmen zu lassen.
Für 500 Meter versuche ich es kurz darauf zwar noch einmal, aber bei 11% Steigung und nur noch minimal vorhandener Kraft in den Beinen, spüre ich, dass hier für heute Schluss ist. Ein Auto anzuhalten ist aber gar nicht so leicht, denn erstens kommen gar nicht so viele vorbei, dann haben sie oft schon ihre Ladefläche belegt, oder, wie mir ein sehr freundlicher Fahrer erklärt, der mich mitnehmen würde, muss er schon nach wenigen 100 Metern in den nächsten Wirtschaftsweg abbiegen.
So rufe ich in der Lodge an und lasse mich letztendlich abholen, was mir zwar ein wenig peinlich ist, aber durchaus auf großes Verständnis stößt.

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So erreiche ich nach 5 Tagen harter Radtour ein Kleinod in den Bergen Swasilands und lege hier auch gleich noch einen Pausentag ein. Die Regeneration habe ich jetzt dringend nötig. Es ist herrlich, in der langsam nachlassenden Nachmittagshitze bei einer kühlen Cola auf einer Terrasse zu sitzen, die Vogelstimmen (und Pferdegewieher in der Ferne) und die Aussicht auf die Weite des Eukalyptuswaldes der Umgebung zu genießen.

Veröffentlicht in Südafrika

Über die Hügel nach Amsterdam

Weiter geht es die nächsten zwei Tage in südöstlicher Richtung über die nicht eben werden wollende Landschaft. Bald dominiert wieder landwirtschaftliche Nutzung, Maisfelder sind abgeerntet und Rinder verwerten dort die trockenen Pflanzenreste. Von Kriel aus fahre ich unter einem dicht bewölkten Himmel bei kühlem Wind, der mir quer in die Speichen greift, die etwa 35 km bis in die Provinzstadt Bethal. Vom Kohlebergbau ist nichts mehr zu sehen, außer den nach wie vor vielen LKW, die einen großen Teil des Verkehrs auf der Straße ausmachen.

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Township am Rand von Ermelo

Kurze Mittagspause an einer Tankstelle mit kleinem Café. Von hier aus könnte ich der Überlandstraße N17 in östlicher Richtung folgen, aber dem deutlich stärkeren Verkehr auf dieser ausgebauten Strecke möchte ich lieber entgehen. Bisher war die Zahl der Fahrzeuge auf der R545 ja noch überschaubar.
Etwas weiter nördlich verläuft aber auch noch eine Nebenstrecke, beinahe parallel zur N17. Bei meiner Planung von zuhause aus hatte ich diesen Weg berücksichtigt, doch bereits kurz hinter der Stadtgrenze geht diese Straße in eine Piste über. Schon wieder! – Aber dafür bin ich fast allein auf der Strecke und tauche in die Weite der landwirtschaftlichen Flächen quasi direkt ein. Bei dem kühlen Wetter fühle ich mich fast nach Brandenburg versetzt, solche Gegenden gibt es dort auch, vielleicht etwas bewaldeter. Ab und zu lässt die Piste aber nach, die feste Oberfläche verliert sich quasi im weichen Sand, gerne kurz vor einer Senke, aus der ich dann erst wieder mühselig hinausschieben darf. Das schlaucht und kostet Zeit und in dem Dörfchen Davel beschließe ich dann doch, zur ausgebauten Überlandstraße zu wechseln und die noch etwa 40 km bis nach Ermelo auf dem glatten Asphalt zu radeln.

imageBei dieser ziemlich geradlinig durch das Land führenden Straße habe ich dann sogar richtig viel Platz auf dem Seitenstreifen. Der Wind scheint im Laufe des Nachmittags immer stärker zu werden und wenn ich den auch immer noch nicht direkt im Rücken habe, so ist diese nie nachlassende Kraft insgesamt doch eine ganz ordentliche Hilfe.
Zum späteren Nachmittag hin wird auch die Wolkendecke dünner und irgendwann liegen die Townships von Ermelo in einem weiten Tal vor mir, ziehen sich einen sanften Hang hinauf, auf dem ein Palast ähnlicher Betonbau thront, in dem die Verwaltung des Landkreises residiert. Seit Johannesburg muss ich hier auch erstmals wieder an einer Ampel halten.

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Ortseingang Ermelo

Kein Ort, an dem ich längere Zeit würde bleiben wollen, aber immerhin kann ich hier am nächsten Morgen mein Problem mit der MTN-Telefonkarte lösen.

Nach dem kühlen Tag mit knapp 100 km Strecke geht es bei sonnigerem Wetter und immer noch stürmischem Wind endlich auf Straßen in Richtung Osten weiter, die nur noch wenig Verkehr haben. Bis zur R65, die direkt nach Amsterdam führt, nehme ich erneut eine Abkürzung von etwa 12 km Länge über eine Piste entlang des östlichen Randes von Ermelo. Diese Strecke wird etwas kürzer ausfallen, als die drei bisherigen Etappen, so habe ich auch keine große Eile.
Die Landschaft wird noch freundlicher, strohgelb leuchten die Hügel, manchmal eingesäumt von dunklen Baumreihen. Das wellige Profil bleibt, die Höhenunterschiede werden allerdings heftiger. Die Straße ist in gutem Zustand, aber schmaler als bisherige Überlandverbindungen und die Anstiege werden länger. Ich arbeite mich bis auf knapp 1800 Meter Meereshöhe, und etwa 25 km vor Amsterdam verschwindet die Landwirtschaft zugunsten von Forstwirtschaft fast völlig. Erst schmalere Streifen entlang der Straße, dann immer großflächiger bedecken Eukalyptuswälder jetzt die Hügel.

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Kurz vor dem weiten Tal, an dessen nordöstlicher Flanke sich das Städtchen Amsterdam an den Gegenhang schmiegt, fällt das Gelände dann auf unter 1500 m ab. Die Luft wird auch deutlich wärmer, am frühen Nachmittag sind es um die 35°.
Es ist schön, endlich auch über längere Abschnitte den Wind nutzen zu können, denn jetzt passt dessen Richtung für längere Zeit genau auf meine Strecke. Die letzten Kilometer läuft es beinah nur noch abwärts. Nach dem ewigen Auf und Ab komme ich richtig schnell vorwärts und freue mich, auch einmal früh am Nachmittag am Tagesziel anzukommen. Gegen 15:00 Uhr erreiche ich das Städtchen, finde die vermutlich einzige Lodge des Ortes problemlos zwei Querstraßen abseits der Hauptkreuzung und bekomme auch schnell ein freies Zimmer. Ein nettes Anwesen mit gepflegtem Garten und einer kleinen Kapelle im Hintergrund.

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Landschaft westl. von Amsterdam

Das hier angegliederte Restaurant erweist sich später als sehr beliebt im Ort und produziert mir lecker gegrilltes Fischfilet mit einer Käse-Shrimp-Sauce und viel grünem Salat mit Tomaten.

 

Veröffentlicht in Südafrika

Landschaftliche Kontraste

Einerseits landwirtschaftlich geprägt, mit teils großflächigem Maisanbau und trockenen Weideflächen, mit wenigen verstreut liegenden Farmen und in deren weiterer Umgebung kleinsten Siedlungen der schwarzen Angestellten, andererseits aber eines der größten Kohlereviere Südafrikas, so stellt sich mir die Region zwischen Bronkhorstspruit und Ermelo dar, durch die ich in den vergangenen zwei Tagen beinahe diagonal südostwärts geradelt bin.
Das Gelände blieb wellig auf Höhen zwischen 1500 m und 1750 m, mit meist sanften, langgezogenen Anstiegen und ohne großartige Abwechslung. Trotzdem nicht ohne Überraschungen.

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Vom Bronkhorstspruit Dam aus musste ich leider noch einige Kilometer weiter in Richtung Norden, bis fast an die Autobahn nach Pretoria heran fahren, bevor ich auf eine Nebenstraße in Richtung Süden und damit endlich in den Wind abzweigen konnte. Der ließ an den nächsten Tagen überhaupt nicht nach, kam zwar nicht immer direkt aus Norden, aber blies kräftig und war mehr als einmal eine Erleichterung beim Radfahren. Erstmal jedoch nicht, obwohl die Richtung stimmt, denn schon nach zwei Kilometern geht die schöne Nebenstraße in eine Piste über, die sich auch noch einen Hang hinaufzieht und dann ausgerechnet jetzt von Baumaschinen bearbeitet wird. Das hat mir natürlich gefehlt, auch wenn ich nun beinahe unbehelligt durch die Lande radeln kann. Aber erstmal können vor wellig aufgeschobenem Kies und vor lachen, weil die Balance nicht immer zu halten ist.

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Dazu gibt sich die Sonne alle Mühe, die schattenarme Landschaft aufzuheizen und diesig die Fernsicht einzuschränken. So wirkt das neu entstehende Kohlekraftwerk, das nur schemenhaft im Dunst in der Ferne zu sehen ist, beinah gespenstisch. Der Anblick bleibt mir eine Weile erhalten. Viele Kilometer später mündet die Piste bei Arbor auf eine Zubringerstraße zur Autobahn nach Johannesburg und hier kann ich kurzzeitig den Rückenwind sogar genießen. Wie schnell man doch den Frust wieder abschütteln kann. Doch die Freude währt nur kurz, denn ich tauche mitten ins Revier ein, muss an Kohlehalden und Kohle-Verteilanlagen vorbei und mich dann auch noch mit dem zwischen Halden und weiteren Kraftwerken pendelndem Schwerverkehr arrangieren.

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Sattelzüge mit je zwei längeren Loren rattern die schlechte Straße auf und ab, bis nach Ogies, einem Zentrum der Kohleaufarbeitung. Danach wird die Straße zwar wieder besser, aber der Verkehr lässt nicht merklich nach.

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Bis ich nach Kriel komme, setzt die Dämmerung bereits ein und als ich feststellen muss, das meine erste Wahl für ein Nachtquartier dort geschlossen ist und meine erst in Ogies frisch erworbene Telefonkarte nicht funktioniert, wird es schnell auch richtig dunkel. Zweimal frage ich Passanten nach einer Alternative, aber die sind in dieser kleinen Stadt am Rande des Reviers rar. Dennoch finde ich in einer familiär geführten Lodge am Rande von Kriel noch ein Bett und der Sohn des Hauses fährt mit mir dann noch ins Zentrum zum Essen.

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Start in Johannesburg

Nach dem langen Flug mit wenig Schlaf und dem Schlangestehen mit hunderten anderer ebenfalls am frühen Morgen in Johannesburg gelandeter Reisender vor der Passkontrolle, fühlte ich mich doch verhältnismäßig Fit und beinahe voller Tatendrang, als ich mich auf die Suche nach meinem Gepäck machte. Der Beamte wünschte mir noch viel Spaß und drückte mir den Stempel für 90 Tage Aufenthalt in den Pass, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich mit dem Rad durch sein Land und in Richtung Mosambik reisen wolle. Seine Gedanken konnte ich freilich nicht lesen, aber ein wenig fragend sah sein Blick weiterhin aus.

An der ersten Sperrgepäckausgabe war noch nichts zu sehen, doch die Halle mit den Gepäckbändern im Ankunftsterminal des O.R. Tambo ist weitläufig und an der zweiten Gepäckausgabe lag dann (sehr zur Erleichterung) mein in der Gewebeplane eingewickeltes Fahrrad zwischen verstreuten Kinderwagen und anderen Paketen. Auf den ersten Blick unbeschädigt. Schnell damit auf einen Gepäckwagen und dann das Gepäckband finden, auf dem die restlichen Koffer und Taschen des Flugs aus Frankfurt ihre Kreise drehten. Von den Hinweistafeln war die Zuordnung der Flugnummer zu einer Bandnummer längst verschwunden, dabei hatte das Warten an der Passkontrolle keine Stunde gedauert.
Eine freundliche Angestellte sagte mir „number seven“ und richtig, dort zirkulierte auch meine schwarze Rucksackhülle, in der ich zwei Packtaschen und das Zelt zusammengewickelt und in Berlin aufgegeben hatte. Alles da – Klasse! Ich entschied mich schnell, das Rad am Ende der Halle in der Nähe des Ausgangs, unweit der Zöllner auszupacken und aufzubauen. Draußen im Ankunftsbereich würde vermutlich doch mehr Hektik zu erwarten sein und hier hatte ich Platz, ohne jemandem im Weg zu sein.

Alles da, alles in Ordnung – beinahe Punkt 10:00 Uhr schob ich das Rad dann mitsamt Gepäck durch die Ausgangstür und an den wartenden Taxis vorbei. Wo muss ich denn jetzt hin? Direkt auf die Autobahn wollte ich nicht radeln. So rollte ich erstmal nordwärts am Terminal entlang, unter dem Schatten der zweistöckigen Zufahrtsstraßen hervor und in die Wärme des sonnigen Vormittags. Der Nebenzugang galt hauptsächlich Fußgängern, aber auch mit dem Fahrrad kam ich so problemlos an eine der Zufahrtsstraßen, die an den Autobahnzubringern vorbei und durch Gewerbegebiete vom Flughafen wegführte. Schnell wurde der Verkehr dichter, doch die Straßen bieten mit fast überall vorhandenem Seitenstreifen genügend Raum auch für Radfahrer. So zumindest mein Eindruck, auch wenn ich weiter keine Radfahrer sehe.

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Am Straßenrand kaufe ich Bananen und Kekse und kurz darauf mache ich an einer Tankstelle mit kleinem Rastplatz eine kurze Pause. Gerne hätte ich auch noch richtig gefrühstückt, denn das Bisschen im Flieger liegt schon wieder viele Stunden zurück und ich habe gleich für den ersten Tag eine längere Etappe geplant, will Abstand zu Johannesburg gewinnen. Nach etwa 12 km bin ich bereits draußen auf dem Land, einer welligen Landschaft mit vielen Landwirtschaftlichen Flächen, allesamt abgeerntet, mit Viehweiden und Pferdekoppeln. Der Verkehr bleibt nennenswert, vor allem Schwerverkehr schiebt über die Lande, ich bin auf dem Rad der Exot auf der Straße. Leider folgt die dem Geländeprofil, so dass ich bald schon meine Oberschenkel spüre, wenn es wieder einmal aufwärts geht. Die sind an eine solche Belastung noch nicht gewöhnt, zumal ich mich hier auf einem Höhenniveau von 1600 – 1700 Metern über Meeresspiegel bewege. Gestern nachmittag in Berlin fuhren sich die 20 km bis zum Flughafen viel einfacher.

In einem Supermarkt mit Imbiss kaufe ich Sandwiches und Wasser für unterwegs und mache bald wieder kurze Pause, um etwas zu essen. In dem Dörfchen Petit kaufe ich bei einem Kleinkrauter dann noch eine MTN Prepaid SIM-Karte für 5 Rand, schließlich will ich ja nicht ganz von der Welt ‚abgeschnitten‘ sein. Doch die wird mich in den nächsten Tagen immer wieder mal beschäftigen, da ich den Fehler mache, sie nicht gleich auch bei dem Händler aktivieren zu lassen.

Später, nachdem ich durch das Städtchen Bapsfontein gekommen bin und rund 50 km auf der Uhr stehen, lasse ich mich in der Nachmittagssonne bei einem Tankstellenimbiss nieder, bestelle Chips und Tomatensandwich und esse erstmal bis ich satt bin.

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Der bisher hauptsächlich von der Seite aus Nordwesten wehende Wind hat mir lange Zeit zusätzlich das Radfahren erschwert, doch je näher ich nun Bronkhorstspruit, meinem Tagesziel, komme, desto mehr dreht die Straße auf östliche Richtung und irgendwann habe ich den Wind im Rücken. So bekomme ich zum Ende des Tages doch noch etwas Unterstützung auch an den langgezogenen Anstiegen, jetzt fährt es richtig angenehm. Die letzten Kilometer für heute fordern allerdings noch einmal Alles. Der wie eine natürliche Barriere vor dem Bronkhorstspruit-Stausee liegende Höhenzugs lacht mich beinahe aus, mit seinen steilen zwei Serpentinen, doch dahinter läuft es dann wieder leichter und hinunter bis an das Seeufer. Beinahe zumindest, denn die schönsten Stellen sind hinter weitläufigen Privatgrundstücken nur zu erahnen. Den Campingplatz wecke ich mit meiner Ankunft aus seinem Dornröschenschlaf, denn die Saison liegt noch in weiter Ferne. Doch immerhin bekomme ich nach einer warmen Dusche auch noch etwas zu essen. Mit Vorbestellung zwar und dann von Ferne geliefert, doch ich werde wieder satt von Fish and Chips und Süßkartoffelmus – und einem kühlen Windhoek Draught Bier.

So krabbele ich noch vor 20 Uhr ins Zelt und den Schlafsack und schlafe auch ziemlich augenblicklich ein…