Der junge Manager des Pawana Jerai Resort nimmt mich am Morgen in seinem Jeep mit zu einem kleinen Restaurant, um mir die lokale Küche zu zeigen. Nichts wirklich Neues für mich, der ich ja nun schon länger als zwei Wochen durchs Land reise, aber er erklärt und zeigt mir immerhin, wie der Koch aus den kleinen Teigklumpen so hauchdünne Brotfladen zaubert, die das hiesige Brot – Roti – ausmachen. Drücken, streichen, immer wieder mit der flachen Hand und etwas Wasser drücken, dann zu einer dünnen Haut ausziehen und überschlagen, auf der metallenen Arbeitsfläche durch leichten Druck ringsum anheften, an zwei Seiten fassen, leicht hochziehen, nochmal überschlagen, falten – fertig ist die luftig dünne Angelegenheit. Jetzt für wenige Minuten auf die heiße Backplatte, vorsichtig ölen, mehrmals wenden und servieren. Am besten schmeckt dazu eine leicht gewürzte Erdnuss-Curry-Sauce. Ersatzweise darf es auch ein Spiegelei sein, das hatte ich in der Vergangenheit mehrmals zum Frühstück.
So gestärkt radle ich in der Morgensonne weiter in Richtung Norden, der Wind weht mir heute einmal etwas stärker entgegen. Wenig Verkehr ist auf der Straße. Die Luft ist zwar mit 25° nicht wirklich kühl, fühlt sich aber auf dem Rad so an. Es wird aber schnell wärmer. In dem kleinen Örtchen Yan fülle ich meinen Wasservorrat auf und es gibt dort sogar ein Postamt, wo ich die zuletzt geschriebenen paar Karten einwerfen kann. So muss ich später nicht erst lange nach dem nächsten Amt suchen. Erstens sind die Postämter meist unscheinbar und manchmal liegen sie in Seitenstraßen und sind damit für mich im Vorbeirollen praktisch unsichtbar.
Die Landschaft weitet sich wieder und hier im Norden werden die Reisfelder zur Dominanz im Landschaftsbild. Das sieht freundlicher aus, als Ölpalmenwälder, ist aber eine nicht minder problematische Art der Monokultur. Schön weit gucken kann man jedenfalls.
Ich mache früh eine Mittagspause und esse Mandasies, gefüllt mit Kartoffelmus und Erbsen, und zwei Spiegeleier zum Teh Ais (Schwarztee mit Milch und viel Eis). Über die Eiswürfel, die allerorten in den kleinen Restaurants verwendet werden mache ich mir keine Sorgen wegen eventuell mangelnder Hygiene, die werden rund um den Tag frisch mit kleinen Kühltransportern säckeweise angeliefert. Und der gekühlte, durch die dicke Kondensmilch leicht gesüßte Tee schmeckt so gut.
Nach Kuala Kedah komme ich heute auch schon relativ früh, drehe suchend eine Runde unweit des Hafenbereichs, wo viel Fisch verarbeitet und verteilt wird, ohne das kleine Motel-Schild richtig wahrzunehmen. Von dem Hafen hier geht außerdem regelmäßig eine Fähre zur Insel Langkawi. Eine steile aufragende Bogenbrücke führt am Rand der Stadt über den Sungai Kedah und auch in dem anderen Teil des Städtchens finde ich kein Hotel, sehe mir aber das Museum in dem alten Fort „Kota Kedah“ an, dass offenbar einst die Holländer im 17ten Jahrhundert errichtet hatten und das militärisch zuletzt von den Japanern im 2 Weltkrieg genutzt wurde.
Das Motel Cayanah finde ich dann bei einer zweiten Runde durch den Ort (es muss doch hier etwas geben), doch treffe ich dort niemanden an. Alle Türen stehen offen und vor einem der einfachsten Zimmer liegen zwei Paar Badelatschen, aber auf Rufen und Klingeln reagiert niemand.
So gehe ich erst zu einem nahegelegenen Restaurant/Café um mir die Zeit dort mit Schreiben bei einem (diesmal schwarzen) Kaffee zu vertreiben.
Vorbeigerollt bin ich dort vorhin schon mehrmals, ohne etwas Besonderes zu sehen, diesmal fallen mir sofort die beiden mit Packtaschen beladenen Fahrräder auf. So treffe ich auf Karin und Kim, zwei Schweden, die gerade mit der Fähre angelandet sind und in dem Restaurant eine späte Mittagspause machen. Cool! Wir unterhalten uns viel zu lange für die beiden, die eigentlich heute noch bis dorthin wollen, wo ich hergekommen bin. Sie kommen aus Stockholm und sind in den letzten 10 Monaten durch ganz Asien bis hierher geradelt – sowas beeindruckt mich ja doch.
Wir wünschen uns gegenseitig viel Glück bei den jeweiligen Reiseplänen und ich bekomme im nächsten Anlauf ein Zimmer in dem kleinen Motel, wo ich offenbar zuvor beinahe ein junges Schwulenpärchen gestört hätte. Die beiden sind einfach nur am Grinsen, als sie mir das fensterlose Zimmer vermieten, in dem ich dann auch noch unproblematisch mein Fahrrad unterbringen kann.
Obwohl später, als ich am Abend von einem leckeren chinesischen Essen zurückkomme, auch noch eine malaiische Großfamilie im Nebenzimmer einzieht, die sich noch lange ausgiebig unterhält, schlafe ich in dem komfortlosen Zimmer doch recht gut.
Ergänzung vom 19.01.:
Am nächsten Tag will ich ebenfalls keine weite Strecke fahren. Perlis liegt ganz im Norden der Halbinsel Malaysia und ist dessen kleinstes Bundesland. Nach Nordwesten, Norden und Nordosten hin wird es durch Berge begrenzt, in denen auch die Landesgrenze mit Thailand verläuft.
einer Kleinstadt ungefähr von der Größe wie Muar, mit eigener Universität und mal wieder einem größeren Angebot an Hotels.
Von meiner vorherigen Station Kuala Kedah her sind es bis nach Kangar keine 50 Kilometer Strecke. Kangar ist die Provinzhauptstadt von Perlis, ungefähr von der Größe wie Muar, mit eigener Universität und auch einem größeren Angebot an Hotels.
So kann ich mir mit dem Frühstück in Kuala Kedah wieder etwas mehr Zeit lassen.
Das einzige am Morgen schon offene Restaurant, das Djati, ist entsprechend gut besucht aber kommt mit dem Kaffee nicht hinterher. Gestern abend war dort ringsum sehr viel mehr Betrieb, heute früh fast wie ausgestorben, was an dem heutigen Freitag liegt, der in muslimischen Ländern ja ein heiliger Tag ist. Ähnlich unserem Sonntag. Die Schulen sind geschlossen, die meisten Postämter sind ebenfalls zu, und die Moscheebesucher sind mehr herausgeputzt, als im Alltag.
Besonders junge Männer, die an anderen Tagen zur Schule gehen, tragen heute ihren Freitagsanzug und schwarze, samtene Kopfbedeckung. Zumindest sieht es nach Samt aus. Ältere Semester tragen meist eine hellere Kopfbedeckung.
Deutlich weniger Verkehr ist deswegen aber nicht auf den Straßen, einzig Schulbusse sind außer Betrieb und stehen jetzt irgendwo geparkt.
Durch die Reisfelder fahre ich am späteren Vormittag dann zwar nicht gerade auf dem kürzesten Weg parallel zur Hauptstraße, inzwischen der Route 7, aber so gut wie allein. Lediglich Mofas und Mopeds nutzen diese schmalen Wirtschaftswege auch, die häufig entlang von größeren Wassergräben verlaufen. Ähnlich wie in Holland. Schmale Kanäle zwischen einzelnen Reisfeldern ziehen überstehendes Wasser aus den Feldern, das dann in diesen breiteren Sammelkanälen abgeleitet wird.
Die weißen kleinen Kraniche, die gerne an diesen Kanäle nach Beute Ausschau halten, stürzen sich immer in die Flucht, wenn ich mit dem Rad nur in die Nähe komme. Manchmal scheuche ich aber auch einen Kingfisher auf, leuchtend blau mit spitzem rötlichem Schnabel, und diese Vögel fliegen meist laut schimpfend ein Stück neben mir her, mit deutlichem Abstand natürlich, bevor sie sich auf ein entlang des Wegs geführtes Stromkabel oder etwas ähnliches setzen.
Bei Melaka hatte ich einmal einen solchen Vogel beim Fischen von einem quer über einen Kanal hängenden Baumstamm beobachten können.
Später fahre ich die letzten etwa 12 km auf der Hauptstraße nach Kangar hinein, die in dessen vorgelagerten Bezirken dann auch schon vierspurig ausgebaut ist. Ich hätte hier auch die Möglichkeit gehabt, über das Hafenstädtchen Kuala Perlis und eine Fährverbindung auf die Insel Langkawi überzusetzen, um dann von dort mit weiteren Fährverbindungen nach Thailand weiterzureisen. So wie es die beiden Schweden in umgekehrter Richtung getan hatten. Doch ich entscheide mich für den Landweg nach Thailand.
Kurz vor dem Zentrum von Kangar dann ein Wegweiser in alle vier Himmelsrichtungen. Bis New York sind es 14.758 km Luftlinie, von Singapur 694 km (mit dem Fahrrad habe ich von dort her inzwischen mehr als 1100 km abgespult), und bis Bangkok noch immerhin 815 km. Mal schauen wieviel auf meinem Kilometerzähler noch dazu kommen.
Am Abend gönne ich mir in einem Pizza-, Pasta-, Burger-Restaurant einmal eine Pizza und bin schnell enttäuscht, weil die vermeintlich dünne Kruste in der Alu-Pfanne, in der mir die Pizza serviert wird, eher einem pappigen Pfannkuchen ähnelt. Schade, aber gut schmecken tut der Teig mit Shrimps, Zwiebeln und dem geschmolzenen Käse trotzdem