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Von der Provinz Rayong nach Sa Kaeo

Inzwischen ist die Küste des Golfs von Thailand weit weg, das Landschaftsbild hat sich stark gewandelt, nur das heiße Klima ist geblieben. Allerdings war die erste Nacht am Rande eines mittelgebirgsähnlichen Höhenzugs gestern schon etwas kühler als die Nächte am Meer, auch wenn wir nur etwa 240 Meter hoch lagen, rund 50 km nördlich von Chantaburi. Der Aufstieg zum Ende der heutigen Tagesetappe am heißen Nachmittag war ganz schön hart, denn auch wenn die Temperatur nachts jetzt auf 25°C zurückgeht, so sind es nachmittags weiterhin 33°C – 35°C im Schatten – bei fast dauerhaftem Sonnenschein. Die eher sehr lockere Bewölkung ändert daran nicht viel. Kurze Pausen streue ich deshalb immer wieder mal ein, um das Wassertrinken nicht zu vernachlässigen, und an dieser Rampe von 6 – 9 % Steigung konnten wir dies sogar im Schatten eines wandernden Buddha tun.

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Die Streckenlängen liegen jetzt zwischen 60 und 100 km und wegen eines Reifenschadens an Maiks Fahrrad hatte ich etwas umgeplant, damit wir in Chantaburi genügend Zeit hatten, um uns von einem Fahrradhändler dort helfen zu lassen. Ein netter junger Mann, der allerdings mehr seine gerade ankommende Lieferung von Neuware im Kopf hatte, als einige Dinge von Maiks Rad, die wir nach der Reparatur erstmal in seinem Laden suchen mussten. Nördlich dieser Provinzstadt erstrecken sich entlang der kleineren Landstraßen viele kleine Siedlungen, die mehr oder weniger ineinander übergehen, gelegentlich sind Kautschuk-Plantagen und auch kleinere Pflanzungen von Ölpalmen zu sehen. Entlang der Küste fiel mir das dortige Bisschen Landwirtschaft kaum in die Augen; Maniok wird dort angebaut, manchmal Ananas. Vielmehr mussten wir westlich von Rayong eine große Chemie- und Öl verarbeitende Anlage durchqueren, die offenbar die Ölversorgung für einen Teil des Landes bewerkstelligt.

Von Phala Beach aus führte die Straße beinahe geradlinig in geringem Abstand parallel zur Küste und auf die Chemie- bzw. Raffinerie-Anlagen zu, die vom dortigen Strand in der Ferne schon zu sehen waren. Der kürzeste Weg, daran vorbei zu kommen, ist derjenige hindurch, und auch wenn es ein Anlagenkomplex auf der Fläche einer Kleinstadt ist, nach nicht mal einer halben Stunde lag dieses Areal wieder hinter uns. In den anschließenden Vororten von Rayong war dieses Bild aber schnell wieder vergessen. Stattdessen dörfliches Flair mit den üblichen Geschäften, Straßenhändlern – einem offenen Friseurgeschäft. Die junge Dame gibt sich geduldig mit dem Schnitt des Jungen auf ihrem Stuhl. Eher zufällig halte ich zum Trinken im Schatten genau gegenüber von ihrem Laden.

Nach Rayong hinein fährt man dann, ähnlich wie schon zwischen Chonburi und Pattaya, durch langsam dichter werdende Gewerbe- und Wohnbebauung. Touristen verirren sich in diese Region kaum, höchstens außerhalb von Rayong, weiter ostwärts dieser etwas größeren Provinzstadt, und natürlich eher in Küstennähe. Rayong selbst liegt einige Kilometer nördlich des Meeres. Es gibt dort einen großen Markt mit teils chaotischem Lieferverkehr, wie in anderen Städten auch. Und das dortige Postamt war einigermaßen schnell zu finden.

Die Strände weiter östlich sind dann schon deutlich einsamer, als sie es in der Gegend von Pattaya und selbst noch in Phala gewesen sind. Trotz des natürlich immer vorhandenen Verkehrs fährt es sich mit dem Rad dort prima, lange nicht mehr so stressend wie an den großen Touristenorten. Entlang des Lan Hin Khao Strandes liegen an einigen Stellen bunte, kleine Fischerboote am Strand und viele kleine improvisierte Restaurants unter Palmen bieten Krabben, Krebse, Meeresschnecken und andere Mollusken. Vorher kann man sie sich in großen Aquarien anschauen. Nichts für mich, aber die Nachfrage scheint groß zu sein.

Von Ban Phe aus, in dessen Nähe wir einen Tag pausiert haben, gehen zudem regelmäßige Fährschiffe zur Insel Ko Samet ab. Dort trifft man u.a. auf Überwinterer aus Europa, oder Rentner, die gleich ihren ganzen Lebensabend in Thailand verbringen, so z.B. ein freundlicher Schweizer, beruflich ehemals Koch, der bereits 7 Jahre mit seiner thailändischen Partnerin im Land lebt, seit 2 Jahren an diesem abgeschiedenen Küstenabschnitt.


In der Bucht von Klaeng, bei Ban Pak Nam Prasae mündet nicht nur ein breiter Fluss ins Meer, an dessen Ufer ein malerisches Fischerdörfchen mit mindestens so vielen Kuttern wie Einwohner liegt, die Gegend ist auch ein weitläufiges Feuchtgebiet, in dem Mangroven wachsen und offenbar über eine große Fläche auch neu angepflanzt werden. In einem Restaurant am Flussufer, wo es leckere Fischsuppe gibt, werden die Geister der Seefahrer mit Lebensmittelspenden wohlgesonnen gestimmt, so wie sonst auch die Geister, die sich ja hierzulande überall aufhalten – eine interessante Facette

Auf einem dem Restaurant nahe gelegenen Klostergelände brennt dann jemand unvermittelt ein Feuerwerk ab, denn das Chinesische Neujahrsfest steht ja kurz bevor. Was für ein Höllenlärm – ab und an hatten wir heute schon derartiges gehört, jedoch immer nur schwer zuordenbar und irgendwo weit weg.


Doch den Küstenbereich verlassen wir dann bald, Chantaburi liegt etwa 10 km landeinwärts in hügeligem Gelände und von dort aus ging es heute nun vorübergehend in die Berge. In Ban Nam Ron setzen wir uns nach der Anstrengung nun kurz in ein Café, das der großen Tankstelle an der dortigen Straßenkreuzung angegliedert ist und trinken Eiskaffee. Der Ort ist nicht groß, aber es gibt immerhin ein ordentliches Motel und dort treffen wir überraschender Weise auf einen weiteren Berliner – mit Fahrrad – nennen wir ihn Günter. Sein früheres Leben als BVG-Busfahrer hat er lange hinter sich gelassen und verbringt nun den Winter in Thailand. Er ist allerdings in umgekehrter Richtung unterwegs und will über Bangkok weiter in Richtung Süden fahren.
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Von Küste zu Küste

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Der gesamte Küstenbereich zwischen Chonburi und Bangsaen ist geprägt von Hotels und sogenannten Resorts, kleineren Hütten- oder Bungalow-Dörfern der verschiedensten Preiskategorien. Das setzt sich so ungefähr auch bis Pattaya fort, dessen Skyline schon von Bangsaen aus zu sehen ist. Das ist eine Ferienregion der Thailänder selbst, die aber auch bei vielen anderen Asiaten und Europäern beliebt ist.
Zwischen den Städten, die mit ihren Uferpromenaden bis ans Mehr reichen, gibt es immer wieder lange Sandstrände an denen ein schmaler Streifen von Schatten spendenden Kokospalmen angelegt ist, Ladenzeilen mit Schnellrestaurants und Garküchen, legen Fischeboote. Dort stehen immer wieder mal einfache Imbissbuden und in Richtung Wasser reihen sich die Liegestühle aneinander, die man mitsamt Sonnenschirm mieten kann. Besonders einladend ist das nicht, aber der Weg zu den Bettenburgen, oft gleich an der gegenüberliegenden Straßenseite, ist halt nicht weit.

Den Fehler, in einer solchen Touristenhochburg mit dem Fahrrad direkt an der Strandpromenade bzw. auf der Küstenstraße fahren zu wollen, mache ich nur einmal. Zu viele Reisebusse laden An- oder Abreisende ein oder aus oder warten auf Ausflügler. Sammeltaxis, Lieferwagen, oder Leute die einfach nur mit ihren Autos ans Meer fahren wollen und auf Parkplatzsuche sind blockieren immer wieder die linke Spur, auf der es Zweiradfahrer dann schwer haben.
Schneller kommt man z.B. in Pattaya mit etwas Abstand zum Meer vorwärts.

Von Bangsaen aus fahren wir an einem sonnigen Morgen in Richtung Süden für einige Kilometer noch die Küste entlang, vorbei an einem kleinen Fischerhafen und nachdem wir den Campus der Burapha Universität passiert haben, der sogar ein eigenes Postamt beherbergt, hoch zur Fernverkehrsstraße 3. Die Sonne meint es gut, so wie schon an den ersten Tagen und die 30-Grad-Marke ist schon am frühen Vormittag schnell überschritten. Gleich an der zweiten Ampelkreuzung, an der wir halten müssen, kommen zwei weitere europäisch aussehende Radreisende von der Küste her auf die Fernverkehrsstraße und biegen in unsere Richtung ein. Ein Niederländisches Ehepaar im Rentenalter, er schon an die 70 Jahre alt, wie er sagt, das den Winter in Thailand und angrenzenden Ländern verbringt. Wir unterhalten uns kurz über die gegenseitigen Reisepläne, fahren dann aber in unserem eigenen Tempo für wenige Kilometer auf der sechsspurigen Fernstraße und kürzen bald durch das Fischerdorf Bang Phra ab, das direkt an der Küste liegt.
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Später treffen wir die beiden aber nochmal wieder, denn sie sind auf der Fernstraße schneller unterwegs, als wir in den kurvigen Gassen von Bang Phra, wo wir einem Flusslauf folgen, an dessen Ufer einige Boote liegen.
In Sri Racha verlassen wir die Küstenregion vorübergehend ganz und fahren die nächsten ca. 35 Kilometer durch Gewerbegebiete, die sich mit Landwirtschaft (Maniok, Zuckerrohr) und mit meist aneinandergereihten Siedlungen abwechseln. Hier macht das Fahren Spaß und ist der Straßenverkehr viel überschaubarer. Lediglich an zwei Kreuzungspunkten mit einer Autobahn ist der LKW-Verkehr dann wieder heftiger.

Erst am späten Nachmittag kommen wir an die Küste zurück und mitten nach Pattaya hinein. Hier ist nicht nur Rush-hour entlang der Uferstraße und der Verkehr steht weitgehend still. Auf der Promenade kommen wir wegen der vielen Fußgänger und einer sich dort entlang ziehenden Baustelle auch nicht richtig vorwärts. Also zurück in die zweite und dritte Reihe und an einem Hügel oberhalb des Fährhafens, etwa 2 km von der Küste entfernt, finden wir sehr ruhig gelegene Zimmer für die Nacht.

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Am nächsten Tag ändert sich vor allem das Verkehrsaufkommen. Von Pattaya aus fahren wir zunächst in südlicher Richtung mit einigem Abstand parallel zu der hektischen Uferstraße, eine recht neu angelegte Ausfallstraße fast nur für uns Radfahrer, zumindest solange, bis sie uns erneut auf die Fernstraße 3 lenkt. Hier ist es zwar immer laut und der Verkehr fließt unaufhörlich, aber wegen des breiten Seitenstreifens kann man hier als Radfahrer beinahe unbehelligt fahren und kommt je nach Wind und Geländeprofil verhältnismäßig schnell vorwärts. So spulen wir die ersten 15 Kilometer entlang dieser Schnellstraße ab und biegen dann in eine hügelige Region ab, in der sich neben einem großen Golfareal auch ein für die Buddhisten Thailands wichtiges Ziel, the Big Buddha Hill, befindet. Hier ist die Kontur eines sitzenden Buddhas in Gold auf die steile Wand eines riesigen, einst abgebrochenen Granitfelsens gemalt.

Die Strecke führt entlang von Stauseen und an zwei Steinbrüchen vorbei, windet sich auch einmal unangenehm in die Höhe, und bringt uns nun weit weg von den touristischen Hochburgen an der östlichen Golfküste. An der weiter ostwärts führenden 332 kommen wir auch fast direkt in eine Baustelle an der wir einen Umweg von etwa 2 km in Kauf nehmen müssen, die uns dann aber genauso unerwartet für einige weitere Kilometer ein fast exklusives Asphaltband beschert.
Eine etwas längere Mittagspause machen wir dann kurz vor einer Straßenkreuzung im Schatten eines von dieser Straße etwas zurück gesetzten Straßenrestaurants. Es gibt eine leckere Suppe mit knusprigen Nudeln und die heiße Brühe tut richtig gut, auch wenn ich von der ständigen Sonnenbestrahlung während des Radfahrens schon recht aufgeheizt bin.
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Auf die Fernstraße 3 treffen wir am Nachmittag wieder und folgen ihr diesmal für wenige Kilometer in Richtung Osten, bevor wir die letzten 5 – 6 Kilometer wieder zurück zur Golfküste fahren. In Phala Beach ist die Auswahl an Gästehäusern nicht besonders groß und da Maik gerne noch ins Meer springen will, steigen wir in zwei Bungalows direkt auf dem Strand ab. Hier kann man die Menschen am Strand schon mit den Fingern nur einer Hand abzählen. Allerdings kann man in der dunstigen Ferne in Richtung Rayong auch die Silhouette eines riesigen Tanklagers und den weit ins Meer ragenden Pier für Tankschiffe erahnen, was diese Idylle dann doch etwas trübt.

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Zur Ostküste des Golfs von Thailand

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Erst früh am Morgen verstummte die Antriebsmaschine der Pumpe, die Wasser aus dem Hauptkanal in einen der Seitenarme für die Versorgung der umliegenden Fischteiche gedrückt hat. Das monotone Tuckern begleitete den Schlaf, der sich bei der ungewohnten Wärme nur schwer und mit Unterbrechungen einstellte. Trotzdem starten wir vom Chai Khlong Resort einigermaßen ausgeruht bei etwa 28°C und leicht diesiger Sicht in den Morgen. Um die breite Fernstraße und vor allem die Baustelle dort zu meiden, fahren wir auf einer schmalen Nebenstrecke schon bald durch frisch-grüne Reisfelder und nach nicht einmal 2 Kilometern begegnen uns zwei ältere Damen auf bepackten Reiserädern genau auf der Spitze einer kleinen Kanalbrücke. Zwei radbegeisterte Damen aus Amsterdam, die seit etwa 8 Wochen durch Thailand reisen, und das nicht zum ersten Mal, wie sie sagen.

Kurz nach dieser zufälligen Begegnung halten wir an einem kleinen Straßenrestaurant, um zu frühstücken. Zumindest ist dies unser Wunsch. Die freundliche Köchin räumt zwar gerade zusammen, aber sie bedeutet uns auch, dass wir noch etwas zu essen bekommen können und macht dann zwei Portionen einer leckeren Reispfanne mit Gemüse und Schrimps. Ein guter Start in den schon am frühen Vormittag recht heißen Tag, und da wir nur bis nach Chachoengsao fahren wollen, rollen wir anschließend gemächlich durch die flache Landschaft, in der sich Reisfelder und trockenes Brachland abwechseln. Auch hier sorgen mobile Pumpen an einigen Feldern für die Wasserverteilung aus einem größeren Kanal, der parallel zur Straße verläuft, in die entlang der Felder führenden Stichkanäle. Viele Reiher und Herons lauern an diesen Kanälen auf offenbar reichlich vorhandene Beute im Wasser. Störche segeln über die Landschaft und landen manchmal eher unbeholfen auf den Kokospalmen.

Die Landschaft ist auch ein wenig geprägt von den vielen Buddhistischen Klöstern, die nie gleich angeordnet sind und manchmal direkt an der Straße liegen, manchmal aber auch deutlich abseits. So hatte ich den auf einmal aus unbestimmter Richtung wahrnehmbaren Singsang als von einem der Klöster kommend eingeordnet. Aber mit dem eher monotonen Singsang der Mönche hatte das nichts gemein und beim Näherkommen waren auch arabische Fragmente in dem Gesang einer Männerstimme herauszuhören. Ein Muezzin von einer der vier sich ebenfalls in dieser Gegend westlich von Chachoengsao befindenden Moscheen, der jetzt am Vormittag nicht zum Gebet ruft, sondern offenbar den gesamten Korans singend herunter betet, bzw. über ein verteiltes Netz von Lautsprechern in die Gegend hinaus singt.

An einer Koranschule rollen wir direkt vorbei, die Moscheen liegen jeweils etwas abseits der Nebenstraße auf nicht mal 10 km verteilt, wie ich später auf der Karte sehe. Eine interessante Abwechslung im sonst sehr buddhistisch dominierten Thailand, und wenn ich genau hinsehe, dann tragen einige der jungen Frauen in dieser Gegend auch lange Kopftücher, die den Hals mit einbeziehen, so wie es Frauen in Malaysia oder Indonesien tun.

Später am frühen Abend hören wir aber auch noch den tatsächlich sehr eintönigen Singsang der Buddhistischen Mönche, die im ‚Wat Sothon Wraram Wohawiran‘ ihre Art der Andacht zelebrieren, ein Kloster mit großer Tempelanlage, das in fußläufiger Nähe unseres Quartiers in dieser Stadt liegt. Dieser Tempel ist bei den Einheimischen offenbar sehr beliebt und am Nachmittag voller Besucher, als wir auf dem Weg zu dem Guesthouse, in dem wir hier übernachten, vorbei fahren.

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In Chachoengsao brauchen wir drei Anläufe, um ein Zimmer zu finden, da die ersten beiden Favoriten bereits ausgebucht sind. Damit hätte ich ja nicht gerechnet, aber auf diese Weise kommen wir in eine Ecke der Stadt, in der dieser Tempelbezirk und ein kleiner daran anschließender Nachtmarkt die Leute anzieht. An dem gegenüber liegenden Markt lassen wir uns in einem der Restaurants Nudelsuppe mit Seafood machen.

Am Sonntag fahren wir zeitig in Chachoengsao los, frühstücken nur schnell zwei Toasts, um überhaupt etwas im Magen zu haben, aber stehen dann erstmal eine Weile im Stau, weil vor dem Tempelbezirk, der gestern schon gut besucht war, die Autos heute in beiden Richtungen über eine weite Strecke anstehen, um an die Parkplätze auf dem Gelände zu kommen. Die bieten zwar viel Platz, das hatten wir gestern bei einem Rundgang auf dem weitläufigen Gelände noch gesehen, aber die Zufahrt ist umständlich und bei einem solchen Ansturm ein Nadelöhr. Nach etwa 10 Minuten sind wir aber daran vorbei und rollen bei morgendlichen 28°C zügig aus der Stadt heraus. Wenige Kilometer fahren wir am Rand der sechsspurig ausgebauten 314 gen Süden und zweigen schnell auf kleinere Verbindungsstraßen ab, die ebenfalls flach aber lange nicht mehr so geradlinig durch ehemalige Sumpfgebiete am Bang Pakong River führen.

Nach etwa 18 km befindet sich wie bestellt, offen aber überdacht und direkt oberhalb eines größeren Fischteichs, ein freundliches Restaurant, in dem wir eine Nudelsuppe mit Fisch (wen wundert’s?) bekommen. Dazu Eiskaffee und der Rest des Tages läuft gleich nochmal so gut.

Der einfachere, geradlinige Weg an die Küstengebiete nördlich von Pattaya hätte zwar eine deutlich kürzere Strecke bedeutet, aber diese 4- oder 6-spurigen Fernstraßen bedeuten auch viel Stress durch den permanenten Verkehr mit hohem LKW-Anteil. Wir fahren hier eine deutlich längere aber viel abwechslungsreichere Strecke, die immer zwar auch an die eine oder andere breite Straße heran und daran entlang führt, aber auch weniger Verkehr aufweist und auch viel mehr Einblicke ins Land bietet. An unseren Tagesziel Bang Saen kommen wir dann nach 71 Kilometern trotzdem nocht recht früh am Nachmittag an.


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Neustart in Bangkok

Die Fahrradtaschen sind immer schnell gepackt, kurz bevor es los geht. Das Fahrrad braucht etwas länger, aber am Vortag der Abreise habe ich es auch fertig verschnürt, jetzt muss nur das Großraumtaxi pünktlich sein und dann kann es eigentlich losgehen. Wohin? Zunächst fliege ich nach Bangkok und will dann mit dem Fahrrad noch einmal in Richtung Kambodscha und darüber hinaus weiter in Richtung Nordosten reisen. Für die angrenzenden Länder habe ich jeweils Visa beantragt und bekommen, sogar für China, was ein recht aufwändiger Prozess war, da man beim Visa-Center persönlich erscheinen muss, um nicht nur den Antrag sondern auch noch seine Fingerabdrücke abzugeben. Als Individualreisender muss man außerdem jede Übernachtung belegen, und wenn man über Land reisen will, so wie ich es vorhabe, muss man auch noch einigermaßen detailliert seine Pläne darlegen – ohne jedoch das Fahrrad zu erwähnen.

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Also ungefähr dort, wo ich vor zwei Jahren meine Reise beendet habe, will ich wieder einsteigen und der Flug von Amsterdam her ist sogar pünktlich in Bangkok. Früher Vormittag, es ist diesig und natürlich sehr warm, eigentlich ein herrlicher Tag, aber an die hochstehende Sonne und die drückende Hitze muss ich mich erst gewöhnen. Im Schatten sind es etwa 32°C, als Maik und ich an einem der vielen Ausgänge des Terminals starten. Maik wird mich etwa für ein Viertel der geplanten Strecke begleiten.

Wir sind aber zunächst auf dem falschen Level. Die hier an den Ausgängen der Ankunftshalle vorbeiführende, überbaute Straße führt als eine Hochstraße direkt auf die Autobahn. Also schieben wir die Räder zurück ins Gebäude und fahren mit dem nächstgelegenen Aufzug in den Keller. Dort kommen wir dann zu ebener Erde vom Terminal weg und können unterhalb der Autobahn bis zum nächsten Kreuzungspunkt mit einer kleineren Fernverkehrsstraße nach rechts und in Richtung Chachoengsao abbiegen. Flughäfen dieser Dimension sind nun mal nicht für Radfahrer konzipiert.

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Oh ja, es ist ein heißer Tag. Vom Flughafen weg bis zur Luang Phaeng Road, die uns dann weiter in Richtung Osten bringt, läuft die Straße durch sehr weitläufige, am Flughafengelände angesiedelte Gewerbeflächen und weite Grünflächen, auf denen irgendwann sicherlich auch noch Lager- oder Fabrikhallen stehen werden. Danach wird der Verkehr dichter und hektischer. Die Straße ist teilweise von vielen kleinen Geschäften und Werkstätten gesäumt, Busdepots oder weiteren Gewerbeflächen. Manchmal kreuzt ein breiter Wassergraben den Straßenverlauf, der dann mit längeren aber auch einengenden Brücke überspannt ist; unangenehme Verkehrspunkte.

Von einer dieser Brücken aus sehe ich im Vorbeifahren ein etwas abseits gelegenes Straßenrestaurant, das wir dann ansteuern, um endlich auch etwas zu essen und eine Pause zu machen. Unter dem relativ hohen Schutzdach staut sich allerdings die Wärme des frühen Nachmittags. Eine ältere Thailänderin betreibt die kleine Garküche und kocht uns in ihrem Wok etwas Gemüse mit Fleisch und einem Spiegelei zu dem Reis, den sie eh schon fertig hat.

Hier habe ich nun die Ruhe, mich mit der Telefonkarte zu beschäftigen, die ich am Flughafen noch gekauft hatte. Sie funktioniert in meinem Smartphone auf Anhieb, und damit kann ich Verbindung nach hause halten, sowie gelegentlich auch Texte wie diesen hier hochladen.

Wenige Kilometer weiter kommen wir an einem Fahrradhändler vorbei, dessen offenes Geschäft von der Straße auch gut einzusehen ist. Maik braucht noch einen Flaschenhalter an seinem Fahrrad und der freundliche Mann kann auch prompt ein geeignetes Teil an Maiks Fahrrad montieren. Unser Wasserbedarf ist groß und wenigstens eine Flasche in Griffweite zu haben, macht das Trinken etwas leichter. An meinem Rad habe ich seit jeher drei Halter.

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So kommen wir schrittweise unserem Tagesziel immer näher, das ich für den Ankunftstag heute nicht weit vom Flughafen gelegen gewählt hatte. Ein kleines Hüttendorf, weit abseits der Hauptstraße die inzwischen in eine Baustelle übergegangen ist, an einem Seitenarm des parallel zur Straße verlaufenen Kanals gelegen. Ruhig ist es dort leider nicht, da eine Wasserpumpe rund um die Uhr vor sich hin tuckert, aber sauber und preiswert.

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Der Wunsch, die fremden, exotischen Orte dieser Welt zu erkunden, ist bei mir schon immer groß und solange mein Umfeld es mir ermöglicht, dem von Zeit zu Zeit nachzugeben – nun ja, ich plane gerne und setze meine Pläne eben noch lieber um.

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Von Bangkok in Richtung Sa Kaeo

Von Bangkok bin ich bereits am Dienstag weiter gereist und inzwischen wieder drei Tagesetappen entfernt. Besonders heute stand der Wind günstig, so dass ich trotz einem leicht welligen Gelände recht schnell vorwärts gekommen bin. Bei den jetzt etwas höher steigenden Temperaturen ist mir das ganz lieb, denn automatisch mache ich auch mehr Pausen und brauche trotzdem nicht länger.

Da ich mein Quartier in der Thailändischen Hauptstadt noch westlich des breiten Flusses Chao Phraya und des eigentlichen Zentrums hatte, musste ich zunächst quer durch die Stadt und dann vom östlichen Rand aus weiter in Richtung Flughafen radeln. Eine ständig dicht befahrene Strecke, auf der ich immer wieder am ewig langen Stau links vorbei fahren konnte, so wie all die vielen Mopedfahrer auch, die sich unerschrocken bis zur nächsten Ampel vorarbeiten, sich dort sammeln, immer weiter vortastend, und dann als ein brummender, röhrender Schwarm bereits zwei Sekunden vor der nächsten Grünphase sich über die noch nicht ganz freie Kreuzung ergießen.

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Etwa 17 km Streß, Hektik, Staub und Rußwolken aus manchmal altertümlichen LKWs dauerten so mehr als eine Stunde, bevor ich auf der Ausfallstraße in Richtung Flughafen wieder etwas durchatmen konnte. Viel dünner war der Verkehr dort allerdings auch nicht, dafür aber die Straße etwas breiter.
Volle Aufmerksamkeit erfordern Sammeltaxis, die verhältnismäßig langsam auf der linken Spur fahren, manchmal nicht viel schneller als ich auch, und deren Fahrer mehr auf potentielle Kunden am Straßenrand schauen, als auf mich.
Erst weit hinter dem Flughafen, von dem ich aus der Entfernung nicht viel gesehen habe, wurde der Verkehr dann wirklich dünner. Dort liegen u.a. mehrere Depots von Reisebussen und dutzende dieser Busse, die vermutlich ihre Fahrgäste direkt vom Flughafen abholen, bzw. dort abliefern, fahren hier entweder in diese Depots, staubige Freiflächen hinter hohen Zäunen, oder wenden an einer dafür verbreiterten Wendestelle und fahren in Richtung Flughafen oder Bangkok zurück.
Nach weit mehr als 30 Kilometern für mich dann auch Zeit, endlich eine längere Pause zu machen und etwas zu essen. Allerdings kann man von Restaurantdichte nicht mehr sprechen, ich muss noch ein Stück weiterfahren, bis ich eines finde, und auf dessen überdachter Fläche mit Aussicht über einen kleinen See setze ich mich für etwa eine halbe Stunde in den Schatten.

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Keine Gewerbegebiete und Industrie-Ansiedlungen mehr an der Straße, einfach nur Siedlungen und Geschäfte. Z.B. ein Fahrradhändler, bei dem ich mir eine große Luftpumpe nehmen durfte, um meine Reifen mal richtig nachzufüllen. Mit wieder rund 5 bar in den Rädern rollte es sich gleich nochmal so gut.
Doch kurz danach begann der richtig staubige Teil dieses Tages: die Straße wurde für viele Kilometer zu einer Baustelle, die Fahrbahn abgefräst und in der Breite reduziert, rechts und links wurde der Unterbau erweitert, teilweise neu angelegt. Nun war ich für LKWs ein Hindernis, die nur an mir vorbeikamen, wenn gerade kein Gegenverkehr kam. Ich machte mich richtig breit, damit es auch niemand versuchte. Die Fahrer können ja auch nichts dafür, doch wenn so ein breiter LKW erst vor mir fährt und mit seinen großen Rädern im Dreck wühlt, dann muss ich den Staub schlucken.
Zum Glück konnte ich vorzeitig auf eine kleinere Straße ausweichen und wie in einer anderen Welt, viel entspannter in Richtung Chachoengsao weiterfahren.
Auch eine größere Stadt, die ich dann an diesem Tag nach 78 Kilometern erreiche. In der weiten Landschaft, die von vielen Kanälen durchzogen ist, wird auch wieder Reis angebaut.

An den nächsten beiden Tagen hatte ich dann mit den Routen 304 und 359 hauptsächlich Schnellstraßen in meiner Richtung, die ich nur zum Teil umgehen konnte. Dabei ließ es sich auf diesen ziemlich geradlinig verlaufenden Straßen eigentlich ganz gut fahren, da der Wind inzwischen aus westlichen Richtungen kommt und mich hier jeweils gut geschoben hat. Außerdem war das Verkehrsaufkommen auf der Route 359 deutlich geringer als am Tag zuvor auf der 304.
Die Landschaft ist nun allerdings viel öder und trockener geworden, es wird viel Zuckerrohr angebaut und heute am Nachmittag, bevor ich Sa Kaeo erreicht habe, konnte ich über zwei Feldern schwarze Rauchsäulen stehen sehen. Wie in Afrika werden die Felder abgebrannt, um das Zuckerrohr leichter ernten zu können. Die Region ist verhältnismäßig dünn besiedelt, Restaurants oder vergleichbare Mikrobetriebe sind in Dörfern selten geworden, außerhalb davon erst recht. Aber was die Leute haben, bieten sie einem an.
So hatte ich in der Nachmittagshitze großen Appetit auf einen Eiskaffee, -tee oder zumindest eine kühle Cola und bei einem Restaurant, das durch einen schmalen Graben von der Straße getrennt war, angehalten und die Dame des Hauses aus ihrer Nachmittagsruhe vor dem altertümlichen Fernseher, der draußen im Schatten stand und lief, aufgestört und nach Cola gefragt, da Kaffee oder Tee nicht sehr wahrscheinlich waren. Die habe ich auch bekommen und ein Glas voll Eis dazu. Ihren Mann hatte ich im Schatten auf der Bank neben ihrem einfachen Stuhl gar nicht gesehen. Der wurde aber offenbar auch wach und kam nun zu mir und stellte mir noch ein Päckchen Toastbrot dazu, offenbar das einzige was seine Küche im Moment bieten konnte. Das fand ich ja auch nett.

Inzwischen ist das Chinesische Neujahrsfest vorrüber und heute morgen wurden in der Umgegend des Motels, in dem ich übernachtet hatte, viele kleine Feuerwerke abgebrannt. Jeweils ein kleiner Teppich von Knallkörpern die vor sich hin knattern und mit zwei lauten Böllern abschließen. Die Vögel der näheren Umgebung fühlen sich immer arg erschreckt. Gehört hatte ich soetwas morgens schon öfter in Thailand, aber nie so massiv wie heute morgen.

Zwei Tage vorher, kurz bevor ich nach Chachoengsao gekommen bin, hatte jemand vom Hof eines Tempels aus (Wat Bang Prong) Kanonenschläge in die Luft geschossen, die dann in vielleicht 100 bis 150 Metern Höhe als Dreifachböller mit kurzem Abstand explodiert sind.

In Sa Kaeo stehe ich nun kurz vor der Grenze nach Kambodscha und am Abend esse ich nochmal typisch Thailändisch, lasse mir Pad Thai machen und einen leckeren, Spicy Papaya-Salat mit Seafood im Mörser zubereiten (das habe ich nun auch gelernt).

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Von Stadt zu Stadt

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In Samut Songkhram bekomme ich nochmal das Flair einer größeren thailändischen Provinzstadt präsentiert, nach einem langen sonnigen Tag auf dem Rad und einer etwas unfreundlicher werdenden Landschaft. Von den nordwestlichen Stränden des Golfs von Thailand habe ich mich nun verabschiedet. Chao Samran war das letzte Nest, in dem mehrere Strandresorts um Gäste buhlen und wo die First Class-Reisebusse aus Bangkok in Richtung Süden offenbar als erstes Halt machen, um ihre Insassen bei einem großen Strandrestaurant mit Massenabfertigung für etwa eine Dreiviertelstunde zum Essen abzuladen.

Der Bus fuhr dann weiter in Richtung Süden, für mich wurde in nördlicher Richtung die Landschaft karger. Auf großen Flächen wird dort aus einem umfangreichen Grabensystem Wasser vom Meer her verteilt und verdunstet und das zurückgebliebene Salz dann mühsam gewonnen. Auf manchen Flächen steht einfach nur Wasser, auf anderen wird der bereits durch die Verdunstung zurück gebliebene Salzschlamm mit kleinen Walzen gleichmäßig planiert. Kein Baum, kein Schatten, über viele Kilometer.

Die Stadt Samut Songkhram liegt etwas nördlich der Fernverbindung 4, auf der ich zuletzt mangels Alternative einige Kilometer fahren musste. Der Seitenstreifen ist dort zwar breit, aber der ständig vorbeiziehende Verkehr mit seinem permanenten Lärm nervt und belastet doch recht stark. Da ist es beinah schon wieder erholsam, langsam durch die mit schmucklosen, herunter gekommenen Betonbauten gesäumten Straßen zu rollen. Dabei muss ich hier noch aufmerksamer fahren, als am Rand der Fernstraße, denn die vielen Motorräder, Sammeltaxis, Kleintransporter, die immer mal abrupt am Straßenrand halten oder aus einer Einfahrt oder Seitenstraße kommen, sind keine Ausnahme sondern eher die Regel. Mopedfahrer fahren zudem gerne auch in die falsche Richtung.
Die Straßen der Stadt sind hoffnungslos verstopft, als ich am späten Nachmittag dort ankomme, aber über die Wochen habe ich mir angewöhnt, mit dem Fahrrad genauso frech und beharrlich am Stau vorbei zu rollen, wie es die Motorradfahrer tun und dabei nötigenfalls zwischen den stehenden Autos die Spur zu wechseln, um bis zur nächsten Ampel vorwärts zu kommen. Später werde ich von illegal am Straßenrand haltenden Fahrzeugen eh wieder geschnitten oder ‚abgeklemmt‘.
Ich finde mein Hotel in der Nähe eines Sportstadions aber trotzdem recht gut und bekomme dort ein Zimmer in einer der oberen Etagen für auch einmal wieder deutlich unter 1000 Baht. In den Ferienorten lagen die Preise zuletzt doch deutlich höher.


Viel Zeit für eine Stadterkundung bleibt mir wegen der einsetzenden Dämmerung nicht. Rund um das Wat Phet Samut ist bereits ein Nachtmarkt im Gange, die Straßen sind voller Menschen und für den Verkehr nur teilweise gesperrt. So ist das Durchkommen auch zu Fuß gar nicht so einfach, aber höchst spannend. Die Geräuschkulisse ist unbeschreiblich, wo sich in der Dämmerung nun auch noch tausende Vögel auf den Häuserdächern und in den vielen Kabeln, die überall in den Straßen oberirdisch geführt werden, niederlassen.

Zum Abendessen lasse ich mir in einem sehr stark von Einheimischen frequentierten Straßenrestaurant am Rand des Zentrums erst eine, später eine zweite Portion Reisnudeln mit Meeresfrüchten, Gemüse und Ei aus dem Wok zaubern. Da ich wiedermal um eine Version ’not so spicy‘ gebeten habe, verzichtet die Köchin ganz auf scharfe Gewürze, so dass ich ein Schälchen frisches Chili doch noch nachbestellen muss. Das esse ich dann auch leer, denn inzwischen bin ich ja eine gewisse Schärfe gewöhnt, die ich auch gar nicht missen will.

Nachts ist es ja im Moment einigermaßen kühl, die Temperatur fällt auf unter 26° C ab, aber der nächste Morgen bringt wieder viel Sonne und ich habe eine etwa 80 km-Etappe zu fahren. Aus Samut Songkhram hinaus fahre ich zunächst auf der kleineren Route 3092 für nicht ganz 20 km fast schnurgerade mit wenigen Kilometern Abstand parallel zur breit ausgebauten Fernroute 35. Weiterhin sind es Salinen, die beiderseits der Straße Flächen verbrauchen. Nach etwa halber Strecke hört hier jedoch der Asphalt plötzlich auf – die schöne Straße geht in eine Baustelle über. Zum Glück nur für ein kurzes Stück.
Doch die Nebenroute mündet dann in die Fernstraße, kurz bevor diese den Fluss Sunak Hon überquert, und am Randstreifen dieser 2x dreispurigen, einer Autobahn ähnlichen Straße radele ich dann der Hauptstadt Bangkok entgegen. Wenn nicht der Lärm und die Abgase der vielen Fahrzeuge wären, eigentlich auch nicht weiter schlimm. Vom LKW-Verkehr profitiere ich am Rand der breiten Straße insofern, als dass mir die Luftwirbel, die diese Fahrzeuge mit sich mitziehen, ein wenig den Windwiderstand nehmen, so komme ich letztlich viel schneller vorwärts als wenn ich allein die Luft vor mir herschieben würde. Der Lärm un der Staub sind aber auf Dauer sehr unangenehm.

Entlang der breiten Fernstraße befinden sich dann Industrie- und Gewerbegebiete, Autohändler, eine Art von Vergnügungspark, eine Shopping-Mall, aber auch eine großflächige Tempelanlage und nach etwa 40 km mache ich in Samut Sakhon eine längere Pause und esse in einer Seitenstraße mal wieder frisch aus dem Wok. Die Frauen, die solch kleine Garküchen betreiben, lachen immer wieder, wenn ich versuche, durch Zeigen auf ihre teils in Schüsseln liegenden, teils ausgebreiteten Zutaten ein Gericht zusammenzustellen.
Auch Samut Sakhon liegt nicht direkt an dieser Schnellstraße und es führt auch kein direkter Abzweig dorthin. Ich muss mit dem Verkehr eine Ausfahrt nehmen, die zunächst in eine andere Richtung führt und dann an einem größeren Kreisverkehr den richtigen Weg erwischen. Bei Spurwechseln bin ich natürlich vorsichtig, aber fahre bestimmt, dränge mich mit Handzeichen auch zwischen die Fahrzeuge, was nicht so schwierig ist, da man in Kolonne nicht schnell fahren kann. Denn nichts ist schlimmer, als mit dem schwer bepackten Rad irgendwo am linken Rand halten zu müssen, um dann aus dem Stillstand heraus über mehrere Spuren zur anderen Seite zu queren, weil die gewünschte Ausfahrt dort liegt.
An dieser Stelle geht es aus dem Keisverkehr heraus gleich auf die Rampe einer Brücke, die dann die Autobahn quert. Hinter mir fährt ein Polizei-Pickup, auf dessen Ladefläche mehrere Beamte sitzen, von denen später einer, als der Wagen an mir vorbei zieht, meine Gesten beim Manövrieren über die verschiedenen Fahrstreifen hinweg winkend und mit hochgerecktem Daumen honoriert.

Bangkok erreiche ich dann am Nachmittag. Von Singapur her sind es doch etwas mehr als 2600 Kilometer geworden, die ich in den letzten sechs Wochen auf dem Rad zurückgelegt habe. Die Fernstraße 35, entlang welcher ich von Samut Songkhram hauptsächlich weitergefahren bin, wurde dabei zu einer 2x fünfstreifigen Zumutung, wobei der Verkehr aus der Stadt heraus offenbar noch dichter war, als der in meiner Richtung auf Bangkok zu.
Aber ich setze mich etwa 15 km vor dem Zentrum von dieser Straße ab, fahre auf einer der kleineren Vorortstraßen, die ebenfalls gerade aufs Zentrum zulaufen, in Richtung Chom Thong bzw. Thon Buri, wo ich letztlich in einem der kleineren Hotels ein schönes Zimmer für drei Nächte finde. Beine ausstrecken auf einer wunderbar angelegten, gepolsterten Fensterbank.

 

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Begegnungen? – Ja, viele.

Ich habe aufgehört sie zu zählen, dafür treffe ich hier in Thailand einfach zu viele andere Radfahrer. Meistens ist nicht mehr als ein kurzes ‚Hallo‘ oder ein sich zuwinken drin, und einige ignorieren mich auch. Vielleicht haben sie ja selbst bereits zu viele Gleichgesinnte getroffen.

Der nördliche Abschnitt der Küste des Golfs von Thailand ist aber auch ein ausgesprochen gutes Revier zum Radfahren, und je weiter ich nun nach Norden komme, desto dichter wird außerdem die Ferien-Infrastruktur. Weiter südlich, zwischen Surat Thani und Chumphon sind die Resorts klein, schlicht und teilweise sogar verwaist, da für die einheimischen Touristen jetzt offenbar keine Saison ist. Dafür habe ich dort ein ländliches, ursprünglicheres Thailand zu Gesicht bekommen, das man im Norden (zumindest entlang der Küste) gar nicht mehr findet. Europäische oder australische Touristen kommen wohl eher selten dorthin, was aber Ausnahmen nicht ausschließt. Unterkünfte sind noch vergleichsweise preiswert, was nicht heißt, dass sie schlicht oder auf niedrigem Niveau sein müssen. Die Qualität ist einfach sehr unterschiedlich.
Um die Stadt Chumphon herum ist das Gelände zudem etwas bergiger, weshalb Radurlauber diese Region wohl eher als die südliche Grenze für einen längeren ‚Ausflug‘ von Bangkok her sehen.

Nördlich von Chumphon aber treffe ich doch einige Radler, die jeweils zwei bis drei Wochen im Land unterwegs sind. Abgesehen von immer mehr Strandurlaubern oder sonstigen Touristen bzw. auch Überwinterern. Es sind nicht wenige Rentner aus allen möglichen Ecken Europas, die hier braungebrannt auf ihren Scootern durch die Straßen tuckern.
Zwischen Chumphon und Prachuap Khiri Khan gibt es sogar einzelne Orte, an denen sich Touristen aus Nordeuropa sozusagen konzentrieren, wobei die Strände nicht unbedingt die schönsten sind, bis auf Ausnahmen, die als Geheimtipp gelten könnten. Bei Ban Krut etwa, wo der ca. 20 Kilometer lange Strandabschnitt nach Süden hin außerdem von einer sehr malerischen Bucht abgeschlossen wird.
Und z.B. bei Huai Yang, das fest in Skandinavischer Hand ist. Dort ist der Strand nach Norden hin durch ein Naturreservat abgegrenzt und im Ort und dessen Umgebung weisen viele Werbetafeln in schwedischer Sprache auf den Verkauf und die bauliche Entwicklung von Grundstücken und Ferienhäusern hin, und die Speisekarte zumindest des Restaurants in dem ich am Abend gegessen habe, ist neben Thai und Englisch auch in Schwedisch abgefasst. Schon witzig.
Der kleine Bahnhof des Dörfchens Huai Yang erinnert wegen der Holzbauweise und seinem roten und gelben Anstrich durchaus auch entfernt an Schweden. Die meisten Bahnhöfe der Linie Surat Thani – Bangkok sind zwar in diesem Stil errichtet, aber hier liegt die Assoziation besonders nah.

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Bahnhof von Huai Yang

Und hier nun, etwa 100 Kilometer nördlich von Prachuap Khiri Khan ist nichts mehr mit Geheimtipps, hier stehen die Hotels und Resorts manchmal nahtlos nebeneinander, Restaurants buhlen um Kundschaft und Läden bieten neben bunten Stoffen für den Strand, Souvenirs, Koffern und Taschen z.B. „The Hugo Boss Collection – Beach Schneiderei“. Morgens wird am Meer gejoggt, Urlauber radeln mit geliehenen City-Bikes die Promenade auf und ab oder liegen den halben Tag in der Sonne. Am Stadtstrand von Cha-Am stehen die Sonnenschirme wie an der italienischen Riviera, oder der bulgarischen Schwarzmeerküste zu hunderten in mehreren Reihen nebeneinander.
Meins ist das nicht, aber die große Nachfrage an Bettenkapazität schafft auch ein recht vielfältiges Angebot und so kann ich hier zwischen wunderbar gestalteten Anlagen mit Pool und viel Security auch preiswerte Zimmer in schönen Hotels bekommen, die auch nicht weiter entfernt vom Meer liegen, ihre beste Zeit aber vielleicht schon hinter sich haben. Sie sind vielleicht etwas angestaubt, dafür nicht so stark ausgebucht und bieten mir trotzdem den Komfort, den ich als Radreisender nach einer langen Etappe suche. So ging es mir zumindest in Pak Nam Pran und auch hier am Rand von Cha-Am, wo ich mal wieder einen Tag pausiere.

Man kann in Thailand offenbar einigermaßen gute Fahrräder mit Gepäckträger preiswert leihen. Gestern traf ich bei einer Seafood-Farm mit angeschlossenem Restaurant, wo ich mittags eine längere Pause gemacht hatte, zwei Radler aus Deutschland, die von Bangkok aus südwärts radeln und so wie Andere auch, die ich einige Tage zuvor getroffen hatte, später mit der Bahn wieder zurück reisen wollen. Die Mountain-Bikes, mit denen sie unterwegs sind, kosten wohl 150 Euro für die drei Wochen, was vergleichsweise preiswert ist. Zumindest verglichen mit den Transportkosten für das eigene Fahrrad, abhängig von der gewählten Airline natürlich, die in der Regel deutlich höher liegen, und abgesehen vom Verpackungsaufwand, den man mit dem eigenen Fahrrad hat. Packtaschen und eigene Sättel haben sie mitgebracht.

Zwar weniger, aber dafür nette und überraschende Begegnungen, an die ich mich auch sehr gerne erinnere, hatte ich zu Beginn dieser Reise in Malaysia. Einmal war da der Versuch des Fahrers eines Kleintransporters, an einem heißen, sonnigen Vormittag mich mit Handzeichen aus seinem Fenster heraus zu stoppen, was ihm erst im zweiten Versuch gelang, da ich ja von Natur aus skeptisch bin, und dann die Überraschung für mich, als er mir eine Dose eines isotonischen Getränks (Plus100) in die Hand drückte.

Ein anderes Mal, wenige Tage später, als ich früh mit wenigen Bananen und Keksen im Bauch losfahre, weil das Hotel (in Batu Pahat) kein Frühstück anbietet, mache ich nach etwa 18 Kilometern eine Pause bei einem Restaurant an der Straße, das mir sympathisch erscheint. Es ist inzwischen sonniger Vormittag und unter der weitläufigen, niedrigen Überdachung etwas abseits der Straße sind einige Tische noch frei.
In der kleinen Glasvitrine gleich neben der Koch- und Grillplatte, auf der jemand Teigfladen bäckt, liegen einige kleine Teig-Quader aufgeschichtet, daneben eine Schüssel mit rohen Eiern und eine mit Salat und Lauchzwiebeln. Davor befinden sich weitere Schüsseln mit verschiedenen, eher dünnflüssigen Soßen. Das sieht nach scharfen Gewürzen aus. In einem großen, gut isolierten Eimer befindet sch Reis.
Eine der beiden Frauen, die hier offenbar gemeinsam mit dem Mann an der Koch-/Grillplatte den Betrieb schmeißen, frage ich nach einem Kaffee, den ich kurz darauf von der zweiten Frau in einem Glas geliefert bekomme. Tiefschwarz mit würzigem Geschmack und leicht gesüßt. Ich frage die Frau, was ich zu essen bekommen kann und deute auf den Teig. – Roti, sagt sie, was ich nicht verstehe, aber ich bedeute ihr, dass ich gerne zwei Stück davon hätte und zwei Spiegeleier dazu. Kurz darauf habe ich zwei knusperdünne Teigfladen auf einem Teller vor mir auf dem Tisch und ein Spiegelei obendrauf. Das Zweite Ei ist wohl im Rauschen untergegangen. Dazu bekomme ich ein Schälchen mit einer bräunlichen, sämigen Soße, in der Chili-Kerne schwimmen und ich habe zunächst Bedenken, davon zu essen. Die Soße stellt sich aber als sehr leckere und milde Erdnusssoße mit Curry-Note heraus, die sogar sehr gut zu den Fladen passt. Kurz: ich bin mit diesem für mich zweiten Frühstück höchst zufrieden und wahrscheinlich merkt man mir dies auch an.

Während ich esse, mache ich mir auch Notizen in meinem Tagebuch, wie eigentlich immer wenn ich eine längere Pause mache, und ich bin mit den beiden Fladen noch nicht ganz fertig, da sagt die freundliche Frau, die mir den Teller mit dem Essen gebracht hatte, etwas von bezahlen. Ja na klar – denke ich, bezahlen muss ich auch, und greife zu meiner Bauchtasche. Nein, nein – bedeutet sie mir, es sei schon bezahlt, der ältere Herr am Nebentisch hätte für mich mitbezahlt.
Uups – geht es mir durch den Kopf, und es fällt mir nicht so recht etwas dazu ein – das verblüfft mich dann doch. Den freundlichen Moslem am Nebentisch, älterer Herr in grau gefärbtem Kaftan und mit weißer Taqiyah auf seinem grauhaarigen Kopf, in Begleitung einer ebenfalls älteren Frau, hatte ich durchaus wahrgenommen und bei meiner Ankunft auch freundlich gegrüßt, ansonsten aber nicht weiter beachtet.
Ich weiß nicht was ich sagen soll, danke ihm jedenfalls, und die Frau nickt mir lächelnd zu, während er sich ebenfalls lächelnd aber schweigend entfernt.
Was ihn zu der Geste bewogen hat, ist mir nicht so recht klar geworden, gefreut hat es mich aber allemal.

Derartige Begegnungen machen natürlich einen Teil der Spannung bei einer solchen Reise aus, die ich nicht missen möchte. Genauso wenig wie die zufälligen Begegnungen mit anderen Fernreisenden oder Weltenbummlern, die wie ich die langsame Fortbewegung mit dem Zweirad in der Fremde lieben.

Da sind die beiden jungen schwedischen Pärchen, die jeweils von Stockholm aus einmal um die Welt, bzw. bis nach Singapur reisen und die ich im Abstand von etwa zwei Wochen getroffen habe, und da sind Kanzo aus Südkorea und seine Frau aus Thailand, die ich am Morgen als ich Melaka in Richtung Norden verließ, plötzlich gemächlich radelnd vor mir hatte und die sich ebenfalls die kurze Zeit genommen haben, sich mit mir über Erfahrungen und Reisepläne auszutauschen. Das war noch mit die schönste Begegnung, die ich in Malaysia hatte. Solch gemütliche und ausgeglichene Menschen trifft man wohl sehr selten.
Bis Myanmar hätten wir theoretisch gemeinsam fahren können, dorthin haben sie ihren Fokus gelegt und den ersten Grenzübergang dorthin habe ich erst vorgestern passiert, doch mein Reisetempo ist für die beiden zu hoch. So rollten wir nur einige Kilometer zusammen mit dem Verkehr entlang der Hauptstraße, da es in diesem Bereich keine Alternative gab, fanden eine Stelle an der wir uns im Schatten und etwas abseits der Straße unterhalten konnten und wünschten uns dann gegenseitig viel Glück für die weitere Strecke. Kanzo hat sein Arbeitsleben bereits an den Nagel gehangen und die beiden machen nicht die erste Tour dieser Art in Asien. Er ist auch der einzige, den ich mit Liegerad reisend getroffen habe.

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Begegnung nördlich von Melaka

Dass ich hier Radreisende treffen würde, hatte ich vermutet, eigentlich auch erwartet – dass es insgesamt so viele sein würden, eher nicht. In Afrika waren es in der Vergangenheit doch eher seltene Begegnungen, die ich bei meinen dortigen Reisen hatte. Mal einen Deutschen im Südosten Burkina Fasos, der damals ganz Westafrika bereist hatte, einen Kanadier im Norden Malawis auf Weltumrundung, zwei Franzosen in Zambia – das war’s auch schon. Aber immerhin, mit dem Fahrrad ist man heutzutage eigentlich nirgends auf der Welt mehr alleine.

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Landschaften

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Blick vom Dinsor Mountain, nördlich von Chumphon

So ein Tag beginnt schon mal mit kleinen Überraschungen. Einmal werde ich durch einen Stromausfall am Morgen wach. Der Hauptschalter des Bungalows fällt mangels Netzspannung geräuschvoll ab – keine Kühlung und kein fließendes Wasser mehr. Zähneputzen mit Trinkwasser aus dem Wasserkocher vom Vortag (gestern hatte ich Wasser für Kaffee gekocht), rasieren fällt im Moment aus und die eine Klospülung setze ich mit Bedacht ein. Gut wäre es, hier jetzt einen mit Wasser gefüllten Noteimer zu haben, wie sie in manchen Hotels in Malaysia auch tatsächlich im jeweiligen Bad gestanden hatten, aber den gibt es nicht.

Ein anderes Mal beginnt es nach dem Weckerklingeln zu regnen. Erst sacht, doch das Geräusch der auf den Boden vor der Hütte fallenden Wassertropfen schwillt langsam an, wird zu einem Rauschen und steigert sich auf dem Blechdach von einem Prasseln schnell zu einem Tosen.
Vorläufig komme ich hier nicht weg, nicht mal, um die ca. 300 Meter zum Haupthaus der Anlage zu gehen oder zu laufen, in der ich mich hier am Bang Boet Beach für eine Nacht einquartiert hatte. Da ich aber frühstücken will und irgendwann auch weiter fahren (der Regen muss ja auch wieder aufhören), gehe ich nach mehr als einer Stunde Wartens, in der ich immerhin Fotos sortieren und Post erledigen konnte, doch mit Regenschirm und dünner -jacke los. Inzwischen steht aber das Wasser in der Bungalowanlage stellenweise Knöchelhoch auf den eh schon höher liegenden, gefliesten Wegen. Es ist das erste Mal, dass meine ansonsten Wasser abweisenden Schuhe volllaufen. Die kann ich dann später noch ein Weilchen trocknen lassen. An diesem Morgen komme ich erst viel zu spät am Vormittag los. Es ist aber auch der erste Tag, an dem die Temperatur bei 24° C fest stehen bleibt. Dauerbewölkung, Nieselregen, Wind – zum Radfahren eigentlich nicht so schlecht.

Von Chumphon aus fahre ich zunächst nicht allzu weit, nur bis nach Saphli, das ich am Nachmittag noch als Ausgangspunkt für eine kurze Bergwanderung nutzen will, die Aussicht vom Dinsor Mountain ist dann später auch grandios. Es dauert nur erst ein Weilchen, bis ich auch ein Quartier gefunden habe, denn die ersten beiden Hotels/Motels, bei denen ich nach einem Zimmer fragen will, sind verschlossen. Ich finde aber etwas außerhalb des Ortes eine Anlage, in der immerhin schon zwei der recht großen Zahl an Hütten vermietet sind. Hier bekomme ich eine hölzerne Hütte im Thai-Stil für die Nacht.

Am nächsten Tag starte ich dann etwas früher, nachdem ich noch zwei Karten geschrieben habe. Durch den starken Wind vom Meer her habe ich in Nordrichtung auf der Straße ab und zu Rückenwind. Die Steigung bis zum Dinsor Mountain fährt sich doch etwas leichter als erwartet. Bei einem großen Obst-Verkaufsstand an der Straße (viele Ananas und Melonen) kaufe ich frische Bananen. Das Gelände bleibt für etwa 10 km weiterhin hügelig, bis zu einer Einmündung auf die Route 3201 in Richtung Strand. Nun geht es wieder flach weiter und ab hier ist der Seitenstreifen in beiden Richtungen auch als Radweg ausgewiesen. Also, so richtig mit runden, blauen Schildern und Fahrradsymbol auf dem Asphalt. Ist das vielleicht für Touristen gedacht? – Leider ist der so markierte Streifen gleich am Anfang zugeparkt.

Auf den kurzen Straßenabschnitten, die ich direkt in östlicher Richtung fahre, weht mir der Wind kräftig von der See her entgegen, doch ich drehe ja bald wieder in Richtung Norden und habe den Wind dann böig und quer zu meiner Fahrtrichtung und das macht sich zumindest nicht mehr ganz so negativ bemerkbar. Heute habe ich zwei Begegnungen: hinter einer langen Biegung, in der die Straße ihre Richtung um fast 270 Grad dreht und wo außerdem erst vor kurzem neu asphaltiert wurde, befindet sich ein Restaurant an einem schmalen Flusslauf, der ein Stückweit zur Straße parallel verläuft und dem Restaurant so nur wenig Raum lässt. Es ist deswegen langgezogen und schlecht zu überblicken, aber am Holzzaun zur Straße stehen vier Fahrräder mit Packtaschen, die mir sofort ins Auge fallen. Die dazu gehörenden Fahrerinnen und Fahrer sitzen im Schatten des Restaurants und löffeln Nudelsuppe, nette Leute aus Holland und Belgien. Ich bestelle mir einen frischen Ananas-Apfel-Saft und setze mich zu ihnen, wir unterhalten uns ein Weilchen in Deutsch, was mir auch mal ganz gut tut. Sie machen eine Radtour von Bangkok aus nach Chumphon (da war ich vor zwei Tagen) und wollen mit der Bahn wieder zurückfahren.
Das ist eine recht geschickte Idee, wenn man die Hauptwindrichtung betrachtet.

Eine Mittagspause mache ich erst etwas später und dabei die Erfahrung, dass die Köchin sich doch auch bei den Zutaten mal vergreifen kann. Die Portion „Stir fried seafood“ ist laut Karte nicht besonders groß (selten, dass es bei einem der vielen kleinen Straßenrestaurants überhaupt einmal eine Karte gibt), aber diese kleine Portion ist mit Ingwer, Chili und grünem Pfeffer hoffnungslos überwürzt. Ich habe ja Hunger, aber so schlecht wie hier hat es noch nie geschmeckt.

Eigentlich ist es jetzt richtig herrlich, so entlang des Strands zu radeln, tief im Südosten Asiens. Inzwischen bin ich von Singapur mehr als 2000 Kilometer entfernt und habe 10 Breitengrade überquert.
Diese Gegend ist insgesamt nur dünn besiedelt, größere Orte befinden sich meist weiter im Landesinneren entlang der Bahnlinie nach Bangkok, aber selten direkt an der Küste.
Bei einer kurzen Pause im Schatten am Strand rollen zwei weitere Radfahrer mit Packtaschen beladen oben auf der Straße in Gegenrichtung an mir vorbei. Sie nehmen mich nicht wahr, freuen sich offenbar, mit dem Wind recht schnell vorwärts zu kommen.
Es sind nicht nur Kokospalmen, die in dem hier schmalen Streifen zwischen Meer und Straße Schatten geben, immer häufiger lockern Zedern das Bild auf. Im Wind sehen sie allerdings mit ihren eher zottelig gewachsenen Ästen recht zerzaust aus. Ihre langen Nadeln bilden an manchen Stellen einen Teppich entlang des Rands der Straße.

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Alle paar Kilometer bilden Karstfelsen und manchmal kleinere Berge mit dem Küstenstreifen vorgelagerten kleinen Inseln einen natürlichen Abschluss eines längeren Strandabschnitts. Der Tidenhub scheint nicht sehr bedeutend zu sein, bei Ebbe ist der flache Strand 20 – 30 Meter breit sein, bei Flut bleibt davon so gut wie nichts übrig. Die Buchten können schon mal 8 – 10 Kilometer lang sein.
Die Durchgangsstraße windet sich dann weiter ins Land, passt sich dem Gelände in vielen Kurven und manchmal langen Umwegen um so einen Berg herum an. An besonders exponierten Lagen befindet sich dann gerne mal eine Buddhistische Tempelanlage. Abwechslung ist also reichlich vorhanden.

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Kleinodien und kleine Teufel

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Chedi des Wat Kaew bei Chaiya

Heute habe ich mal wieder ein richtiges Hotelzimmer. Nicht am Strand, aber trotzdem mit Aussicht, großzügig und sauber, der kleine Kühlschrank ist mit Wasserflaschen gefüllt, für morgen früh habe ich Frühstück in Aussicht. Ein gutes Gefühl nach einer Etappe von 71 Kilometern durch wieder unebeneres Gelände entlang der Küste.
Ich spüle meine verschwitzten Sportklamotten durch, dusche und mache dann noch ein paar Besorgungen, schaue mich nach etwas Essbarem für heute Abend um. Zwei Werbeplakate eines Pizza-Bäckers habe ich vorhin auch schon gesehen – das wäre ja mal wieder eine Abwechslung.

Chumphon ist eine weitere Provinzhauptstadt im Süden Thailands, hat Banken, einen Bahnhof, viel Verkehr in den Straßen und viele auch größere Geschäfte, wie ich vorhin bei der Suche nach dem Nanaburi Hotel bereits gesehen habe. Es gibt eine Shopping Mall in dessen Nähe und ich brauche dringend noch einige Postkarten und auch eine neue Tube oder Dose Hautcréme.
Seit ich in Port Dickson von einer Apothekerin eine Dose Aloe Vera-Créme empfohlen und verkauft bekommen habe, weil mir an jenem Sonntag die Haut an den Waden Blasen geworfen hatte, schmiere ich mich damit nun jeden Tag nach dem Duschen ein, um der Haut ein bisschen Entspannung nach dem jeweils sonnenintensiven Tag zu geben. Entsprechend ist die Dose inzwischen fast leer.
Mit der Créme werde ich auch schnell fündig, für Postkarten frage ich ohne viel Erfolg herum – eventuell habe ich morgen bei der Touristen-Information mehr Glück.

Seit Surat Thani fahre ich nun stets entlang der Küste weiter in Richtung Norden, Bangkok ist noch etwa 10 Tage entfernt. Nicht immer verläuft die von mir genutzte Straße dabei direkt am Strand, aber meist mit nur geringem Abstand dazu, manchmal schlägt sie auch Haken, umgeht einen Hügel oder verbindet Siedlungen, die eben nicht wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind. Auch hier, abseits der stärker befahrenen Nordsüd-Verbindung 4112 (später 4134) und der dazu parallel verlaufenden Eisenbahntrasse liegen kleine Dörfer, führen kleinere und breitere Flüsse, an deren Mündung manchmal ein kleiner Fischerhafen zu finden ist, lehmiges Wasser zum Meer, das hier ‚Golf von Thailand‚ heißt. Bei Pak Nam Suan liegen einige größere Trawler an der Kaimauer unterhalb der Brücke, die den dortigen Fluss überspannt.

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Am Tha Chana-Fluss bei Laem Pho

Manchmal verläuft die Straße auch geradlinig, für z.B. etwa drei Kilometer, den schmalen Strand in Sichtweite, in der Ferne kleine, dunkel bewaldete Inseln im leicht gekreuselten Wasser. Palmen geben reichlich Schatten auf dem Grünstreifen zwischen Meer und Straße, manchmal weiden einzelne Rinder zwischen den Palmen, begleitet von kleinen meist weißen Reihern.
Dann wieder windet sich die Straße durch die grüne Landschaft führt an unzähligen Wasserbecken vorbei, Zuchtbecken für King Prawns, etwa 1 bis 1,5 Meter tief, wo motorisch angetriebene Paddel ständig die Oberfläche schlagen, um Sauerstoff ins Wasser zu bringen, damit die Krabben besser gedeihen. Um Wasservögel fernzuhalten, sind diese Zuchtbassins sternförmig mit Drähten oder Schnur in meist roter Farbe überspannt. Krabben-Produktion in richtig großem Stil.

Die Versorgungslage hat sich für mich in diesem Landstrich nun etwas verschlechtert, denn wo kein Durchgangsverkehr ist, wo ganz allgemein weniger Menschen leben, da ist auch das Angebot an frisch zubereitetem Essen deutlich geringer. Zwischen Chaiya und Lamae finde ich sogar ab dem frühen Nachmittag gar nichts mehr, weil einfach auch keine Siedlung mehr entlang der Straße existiert. Palmen, Krabben-Zuchtanlagen, vereinzelte bebaute Grundstücke, ja, aber keine ambulante Köchin, die sich mit ihren Utensilien irgendwo aufgebaut hätte, kein Minirestaurant, höchstens einmal ein Laden, in dem ich Kekse hätte kaufen können, sonst nichts.

In diesem eigentlich etwas abgelegenen Landstrich befinden sich außerdem verhältnismäßig viele Buddhistische Klöster und Tempelanlagen. Und in recht unterschiedlichem Zustand, teilweise wirken sie sehr neu, an einigen wird gebaut.

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Wat Ma Pring in der Nähe von Surat Thani

Als ich am Sonntag Surat Thani wieder verlasse, halte ich bspw. gleich nach wenigen Kilometern an einer kleinen Querstraße bei einem Wat, dessen Chedi ich am Abend zuvor über die Palmenwipfel hinweg habe leuchten sehen. Dort wird gerade ein Morgenmarkt abgebaut, als ich eintreffe, es ist hektischer Betrieb rund um die Anlage und ich versuche, ein paar Fotos von der weißen Kuppel zu machen. Bisher hatte ich nur wenige solcher Glocken ähnlicher Bauten gesehen, und sie waren bisher immer golden gefärbt. Diese hier ist nun weiß. Von den Mönchen ist niemand zu sehen, aber Dorfbewohner und einige wild lebende Hunde, von denen einer sich durch meine Anwesenheit offenbar bedroht oder gestört fühlt, jedenfalls kläfft er die ganze Zeit über, als ich mich dort aufhalte. Die älteren Herren im Schatten der benachbarten kleinen Häuser lassen sich zunächst nicht in ihrem Gespräch stören, versuchen dann aber das Tier zu verscheuchen.

Ja, die Hunde; ab jetzt habe ich ein Auge und zwei Ohren darauf. An dem Morgen fahre ich noch ein kurzes Stück auf der Fernstraße 420 und biege von dort bald wieder ab, um in einem Bogen durch eine Gegend, wo sich hübsche Villen mit Palmenpflanzungen ablösen, zu fahren. Streunende Hunde gab es bisher ja viele, entweder ließen sie sich von mir auf dem Rad gar nicht stören oder nahmen erschreckt reisaus, da sie mit dem fast lautlos sich fortbewegenden Etwas nichts anzufangen wussten. Erstmals treffe ich hier aber auf Hunde, die offenbar auch eine Wachfunktion haben und keine Streuner sind. Von ein oder zwei Grundstücken her werde ich jedenfalls angekläfft und von einem Viech auch attackiert. Und dieses Verhalten mir gegenüber nimmt in den nächsten Tagen weiter zu. Es ist manchmal schlicht schwierig, einfach nur irgendwo anzuhalten und kurz im Schatten wieder ‚runter zu kommen‘, denn manchmal ist es so, dass sobald ich stehenbleibe, es irgendwo in der Nähe anfängt zu kläffen. Am Montag habe ich große Lust, das Rad einfach gegen die nächste Palme zu setzen.
Da die kläffenden Nichtsnutze zwar ab und an Grundstücksgrenzen verlassend erst hinter mir, dann neben mir her rennen und dabei ein Mordsspektakel machen, ohne allerdings auch ernsthaft zu schnappen oder zu beißen, nehme ich’s inzwischen auch schon wieder gelassener. Meist fixieren sie meine Packtaschen und gar nicht mal meine Beine.
Heute morgen nun kam gleich eine ganze Rotte von einem Grundstück aus kläffend hinter mir her gerannt…

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Es gibt aber auch schöne Erlebnisse. Nett bekocht zu werden, an einer Straßenecke gleich neben einer Schule, wo mehrere Generationen sich um den Gast bemühen, der da mit Radhelm und Sonnenbrille aus dem Nichts aufgetaucht ist und nun nach Nudeln verlangt. Die Oma sorgt dafür, dass mein kleines Schälchen mit Brühe, das manchmal zum eigentlichen Essen dazu gereicht wird, nicht leer wird, während das Kleine im Schatten des simplen Blechdachs mit irgendwelchen Figuren spielt.

Bei einer größeren Tempelanlage am Rand von Chaiya, wo sich auch die Reste eines der ältesten Tempel in Thailand befinden, versucht ein freundlich verschmitzter, älterer Mönch, der ganz an meinem Fahrrad und dessen Anbauten interessiert ist, mir etwas über die Gebäude der Anlage zu erklären. Aber aus seinem schwer zu verstehenden Englisch werde ich nicht recht schlau. Er geht dann auch bald mit seiner Laptop-Tasche in der Hand weiter und ich verlasse das weitläufige Tempelareal wieder und rolle in Gedanken nach Chaiya zurück. Auf dem Weg in Richtung Strand, wo ich am Sonntag in einem (für mich) ersten Strandresort übernachten will, sehe ich plötzlich eine schwarze BMW R25 auf der Veranda eines Cafés stehen. Richtig schick herausgeputzt ist das alte Einzylinder-Motorrad. Ob es als Blickfang Leute im Vorbeiradeln fesseln soll, oder ob es auch noch fahrbereit ist, erfahre ich in dem Café leider nicht. Bevor ich an dem Sonntag aber die letzten 10 -12 Kilometer unter die Räder nehme, will ich noch etwas essen, und der Kaffee schmeckt dort auch einfach gut.

Strand heißt hier nicht unbedingt schönes Paradies, auch wenn unzählige Kokospalmen solch ein Bild suggerieren. Der Strand ist stellenweise hoffnungslos vermüllt. Die See schwemmt alles an Land zurück, was über viele Jahre über Wasserwege, Meeresanwohner, Müllschiffe oder sonstwie dort hineingeraten ist. Lediglich wenige Resorts, die ihren Gästen etwas bieten wollen, beseitigen offenbar den Müll an der eigenen Uferlinie.

Die Unterkünfte sind nach wie vor einfach bis gehoben, zu allerdings langsam steigenden Preisen. Das Preisniveau ist dabei insgesamt aber niedriger als in Malaysia. Hier habe ich bisher nicht mehr als ca. 23 Euro ausgegeben, und das war mehr oder weniger in der Großstadt (Krabi) für ein sehr gut eingerichtetes Zimmer in einem recht neuen, kleinen Hotel. Gestern am Strand waren es auch etwa 22 Euro für eine nicht mehr ganz frische Hütte mit Terrasse und eher schäbigem Bad, sonst sind es eher 13 bis 15 Euro für ein einfaches, aber sauberes Zimmer. Dort bei Pak Nam Tako war ich außerdem der einzige Gast. In den beiden vorhergehenden Quartieren bei Lamae am Strand und in der Gegend östlich von Chaiya waren es jeweils vielleicht ein bis drei weitere einheimische Gäste. Richtiger Betrieb findet hier wohl zu einer anderen Jahreszeit statt.

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Im Freilichtmuseum „Coffeehouse“

Hier in Chumphon ist das von mir gewählte, in einer Seitenstraße liegende Hotel allerdings normal belegt. Es gibt noch einige weitere Hotels und auch europäische Touristen in der Stadt. Bei einer kleinen Gruppe einigermaßen braungebrannter Bartträger höre ich deutschsprachige Sätze und während ich durch die Stadt spaziere trifft auch noch ein weiterer Weltenbummler mit seinem Rad bei einem der an der Hauptstraße liegenden Hotels ein.

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Von Krabi hoch zur Golfküste

An den letzten beiden Tage bin ich nun einmal quer durch das ja recht schmale Land gefahren, von Krabi aus hinauf an die Ostküste Thailands. Aus der großen Stadt heraus ging es zunächst zurück an die Nationalroute 4. Die Stadt liegt einige Kilometer abseits dieser Fernverbindung, die letztlich bis hinauf nach Bangkok führt. Nur ein kurzes Stück auf dieser breiten Straße, bis zum Abzweig in Richtung des Wat Tham Sua, einem Buddhistischen Tempel, dessen Gründer hier einst mit einem Tiger in einer Höhle gelebt haben soll – Tiger Cave Temple. Es ist die bisher größte Tempelanlage, die ich bisher gesehen habe.
Anschließend komme ich durch eine der bisher landschaftlich schönsten Gegenden des Landes, bei nur wenig Verkehr auf der schmalen Nebenstraße, die allerdings schon nach etwa 15 Kilometern in eine stärker befahrenen Landstraße mündet. Die bizarren Karstberge ziehen sich wie an einem Band nach Norden und die Straße folgt ihnen zunächst, windet sich an ihnen entlang.

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Hier treffe ich einen Franzosen, der von weitem schon mit wehender Sicherheitsweste zu erkennen ist. Ein älterer Herr, seit einem Jahr Rentner wie er sagt, der seine Zeit nutzt um quer durch Asien zu radeln. Von Bangladesh über Myanmar kommt er nach Thailand, ist hier nicht zum ersten Mal und will jetzt wo er Zeit dafür hat, sich einiges etwas intensiver ansehen. Er hat vermutlich nicht viel Gelegenheit, in dieser Weltregion sich in seiner Muttersprache zu verständigen und so unterhalten wir uns etwa eine Viertelstunde lang, bevor jeder wieder seines Weges fährt.
Von ihm erfahre ich auch, dass es irgendwo im Südosten Thailands einige Tage zuvor eine Bombenexplosion gegeben hat, was vielleicht auch die verstärkte Präsenz bewaffneter Polizei erklärt, die ich weiter im Südwesten zwei Mal bei Straßenkontrollen gesehen hatte.

Die Landschaft wird für einige Kilometer bergiger, wobei vier Anstiege mir ganz schön viel Kraft rauben, da sie mit teilweise bis zu 10% Steigung ziemlich steil sind. Nach 35 km mache ich Mittagspause in dem etwas größeren Städtchen Kao Phanom in einem Restaurant, das von drei Frauen betrieben wird. Sie machen mir Nudeln mit Meeresfrüchten und Gemüse frisch im Wok, dazu Eiskaffee. Eine Kombination, an die ich mich gewöhnen kann.
Dass es in so einem ja doch recht einfachen Restaurant jeweils nur Reis als Basis für ein Gericht gibt, ist inzwischen selten geworden. Meist haben die Köchinnen mehrere Sorten an Nudeln in ihrer Vitrine zu liegen, in der ich als Kunde direkt sehen kann, was gerade im Angebot ist. Dünne Glasnudeln, oder breit ausgewalzte Glasnudeln, oder eingeweichte, gelbliche Suppennudeln z.B.. Reis gibt es eigentlich auch immer, aber eben nicht alternativlos

Nach etwa 50 Kilometern wird die Landschaft wieder flacher, die Karstberge sind nun aus dem Sichtfeld verschwunden. Kautschuk und Ölpalmen stehen im Wechselspiel in größeren Plantagen in einer weiterhin welligen Landschaft. Im Laufe des Nachmittags bewölkt sich der Himmel, ohne dass es zu regnen beginnt. Bis ich am späten Nachmittag in Phrasaeng ankomme, ist der Himmel aber fast wieder durchgängig blau. So gesehen, ein schöner Tag.
Das im Ort verfügbare Motel finde ich wieder nur mithilfe von Anwohnern, da es keine lateinisch geschriebenen Hinweise gibt. Die Zimmer dort sind zwar sehr schlicht, aber das Pontip Motel liegt weit genug abseits der Straße und müde wie ich bin, schlafe ich dort auch ganz gut.

Fürs Frühstück am nächsten Morgen suche ich mir gleich in Phrasaeng ein kleines Restaurant, wo zwar noch kein Betrieb ist, die beiden dort hantierenden Frauen aber schon weit sind, mit ihrer Vorbereitung. Es dauert auch nicht lange, bis ich eine Portion Nudeln mit Gemüse und Meeresfrüchten auf dem Tisch habe. Nur Kaffee können sie nicht bieten, aber den kann ich auch später unterwegs finden.

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Die weiter nach Norden führende Route 4133 wird gleich von Anfang an wellig wie das Gelände selbst. Vorbei sind die Karstberge, es ist eine grüne, ondulierte Landschaft, durch die sich die Straße nun beinahe geradlinig nach Norden zieht, und sie nimmt die Wellen mit, so wie sie kommen. Für mich bedeutet dies ein bergauf und bergab in immer wiederkehrender Folge, das mir relativ schnell übersäuerte Oberschenkelmuskeln bringt. Die Sonne lacht mir von oben ins Genick bei 32° im Schatten und immer noch hoher Luftfeuchte. Schweißgebadet zu sein ist ja inzwischen ein Dauerzustand. In der vergangenen Nacht hatte es sich zwar etwas abgekühlt, doch bei der dann kondensierenden Luftfeuchte ist mal wieder keines meiner unter das Vordach des Motel-Zimmers rausgehängten Kleidungsstücke trocken geworden.


So mache ich öfter kurze Pausen und trinke viel, komme letztlich aber trotzdem mit einem Durchschnittstempo von 17 – 18 km/h voran, denn wo es langsam bergauf geht, da geht es anschließend viel schneller wieder bergab. Ich bewege mich ja ’nur‘ zwischen ca. 20 und 65 Metern über Meeresniveau immer auf und ab. Inzwischen sehe ich immer öfter Buddhistische Klöster oder Tempelanlagen an der Straße, meist  mit einer Mauer eingefriedet.
Eine längere Pause mache ich dann erst nach rund 40 Kilometern, frage gleich nach eisgekühltem Kaffee, da ich den eigentlich immer bekommen habe, wo auch gekocht wurde, doch die Leute grinsen mich nur an.
Das kleine Restaurant an einer Dorfstraßenkreuzung wird von einem freundlichen Ehepaar betrieben und insgesamt sind sie ziemlich überrascht von meinem Besuch. Freuen sich aber über das offenbar seltene Ereignis, lassen mich aussuchen, was ich gerne gekocht haben möchte und der Wok bekommt schnell Arbeit. Ein anderer Gast, der etwas Englisch spricht, horcht mich derweil über meine Reise aus und geht kurz los, um mir eine kleine Dose eines eisgekühlten Kaffee-Mischgetränks zu besorgen. 15 Baht – sagt er und drückt mir außerdem noch eine Tüte mit einem Sandwich und zwei Bananen in die Hand. Das wäre umsonst und ich könnte es ja vielleicht als Proviant gebrauchen.
Später zum Abschied lässt sich die Köchin noch mit mir von ihrer Tochter fotografieren – also nett sind die Leute eigentlich immer.

Am Rand von Surat Thani finde ich am späten Nachmittag dann ein wunderbar ruhig gelegenes, kleines Resort mit Reihenbungalows und angeschlossenem Restaurant, so dass ich nicht noch in die Stadt hinein muss, müde wie ich vom Tag bin, nach dann 88 Kilometern.