Veröffentlicht in Mosambik

Maputo bis Bobole und wieder zurück

Hatte ich mir ursprünglich ein deutlich weiter entfernt gelegenes Ziel gesetzt, so halte ich es nach längerer Überlegung für sinnvoller, meine Reise vorzeitig bereits hier in Maputo zu beenden. Ein Grund alleine führt sicherlich nicht dazu, aber eine Warnung mehr gibt am Ende den Ausschlag, und hier ist eine Gelegenheit für mich, ohne großen zusätzlichen Aufwand die Rückreise anzutreten.

Das nächstgelegene Quartier nördlich von Maputo sollte gleich hinter dem Städtchen Bobole an der EN1, der nach Norden weiterführenden Fernverbindungsstraße liegen. Dies nehme ich mir auch als quasi letzte Etappe vor, bevor ich nach Maputo zurück komme.

Frühstück gibt es bei Fatima’s Place nicht, aber immerhin etwas Kaffee aus der Thermoskanne. Einen Rest Brot habe ich noch, eine Tomate und Erdnussbutter ebenfalls, damit komme ich auch über die Runden. Heute ist wieder herrlich sonniges Wetter und kurz nach 9:00 Uhr verabschiede ich mich in Richtung Avenida da Marginal, einer Uferpromenade die direkt am Strand des Indischen Ozeans in Richtung Norden führt. Kilometerweit weißer Sandstrand, der Sand teilweise am Straßenrand verweht.
Auf dem Weg dorthin komme ich durch das Botschaftsviertel und an moderneren Hotelbauten vorbei, als ich sie bisher in der Innenstadt gesehen habe, dem Radison Blue z.B., das aus zwei geschwungenen Wohntürmen besteht.

Fliegende Händler verkaufen entlang des Strandes vor allem Kokosnüsse, die sie teils kunstvoll schälen und dem potentiellen Kunden zum Ausschlürfen öffnen. Dann liegt rechter Hand der Mercado do Peixe und gleich daneben ein groß angelegtes Restaurant, in dem man die frischen Fische auch gleich essen kann.

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Hier, entlang dieser schön glatt asphaltierten, vierspurigen Straße fährt es sich prima, und dann habe ich in meiner Fahrtrichtung auch noch den Wind im Rücken. So wie gestern schon kommt der inzwischen mehr aus Südosten, als während der letzten Wochen aus Norden. Und am Ende der Promenade: eine Polizeikontrolle. Kurz dahinter verlasse ich die Ausfallstraße und will direkt am Wasser entlang durch den Vorort Costa do Sol weiterfahren, doch das gestaltet sich schwierig, da die schmale Straße zu einer weichen Sandpiste wird, die sich letztlich auch nur parallel zur Hauptstraße durch den Ort zieht.
Kioske, Minigeschäfte, Frauen die Gemüse verkaufen, alles ist da – und lachende Menschen. Es ist heiß, manchmal muss ich schieben, weil der Sand einfach zu weich ist. Bis zurück auf die neu gebaute Umgehungsstraße ist es aber nicht weit, und so fahre ich auf dem Asphalt, manchmal auf dem Seitenstreifen weiter in Richtung Marracuene.

Maputo rüstet sich hier offenbar für die zukünftige weitere Stadtentwicklung in Richtung Norden, denn die Straße führt mit mehreren, bisher im Nichts endenden Verkehrskreiseln durch großflächiges Brachland. Nach 30 km und etwa um die Mittagszeit erreiche ich Marracuene dann auch. Kurz zuvor wird die Nebenstrecke mit der eigentlichen Schnellverbindung von Maputo her, der EN1 zusammengeführt. Der relativ kleine Ortskern ist sozusagen ein Verkehrsknotenpunkt und entsprechend viele Chapas halten hier. Es gibt einige Geschäfte, eine Art Kneipe und ein kleines Restaurant, wobei ich mich nach der kleinen Küche durchfragen muss, da nicht offensichtlich ist, wer denn hier eigentlich das Essen anbietet. Wie so häufig verkauft die Getränke eine andere Person, als eben die Köchin, auch wenn ich als einzelner Gast auf der von beiden angebotenen Terrasse sitze.
Jedenfalls werde ich satt und inzwischen wird auch die Wolkendecke, die sich gebildet hatte, wieder lockerer und die Sonne heizt vorübergehend wieder etwas ein. Bis Bobole wird jetzt das Geländeprofil wieder welliger – wie gemein. Doch die Steigungen bleiben eher kurz und moderat.

Für wenige Kilometer verläuft direkt neben der Straße eine Bahnlinie und überraschender Weise steht da auch plötzlich ein Zug, an dessen Ende sich mehrere Gepäck- sowie ein Güterwagen befinden. Einige Leute sind damit beschäftigt, einen schweren Getreidesack in den seitlich geöffneten Güterwagen zu hieven, während andere aus den Türen weiterer Waggons hinauslehnen. Eine Frau mit in einem Tuch auf den Rücken gebundenem Kleinkind versucht, Obst an Fahrgäste des Zuges zu verkaufen, und irgendwann gibt jemand ein Signal und der Zug setzt sich ganz langsam in Bewegung. Diejenigen, die am Güterwagen beschäftigt waren, springen dort auf und andere klettern schnell zu den Türen einiger der Personenwagen hinauf. Am Anfang des ganzen Gebildes befindet sich eine schwarz geruste Diesellok mit einem kleinen Tankwagen als erstem Wagen direkt dahinter, offenbar kann die Lok selbst nicht genügend Treibstoff transportieren. Es dauert eine Weile, bis der nur langsam beschleunigende Zug außer Sichtweite ist.
Ein Haltepunkt war für mich gar nicht zu sehen und außer einiger lockerer Bebauung in etwas größerem Abstand zu Straße und Bahnlinie ist auch kein Ort auszumachen. Ein Halt auf freier Strecke offenbar.

Kurz hinter dem Ort Bobole verlasse ich die Straße dann auf eine Sandpiste in Richtung der Casa Lisa Lodge. Das Hinweisschild an der Straße sieht etwas in die Jahre gekommen aus und ein zweites Schild weist auf ein weiteres Hotel in der Nachbarschaft hin. Die Zufahrten gabeln sich nach etwa halber Strecke, ohne dass von dem einen noch dem anderen Grundstück oder Gebäuden etwas zu sehen wäre und mir fällt schnell auf, dass dort wo ich hin will gar keine auch nur einigermaßen frischen Reifenspuren im Sand auszumachen sind. Den Grund sehe ich einige Minuten später, denn von der Casa Lisa Lodge, zu der auch ein weitläufiges Campingareal gehört, stehen nur mehr verkohlte Ruinen und im Umkreis einige ausgebrannte ansonsten heruntergekommene, schon offenbar lange Zeit nicht mehr benutzte Chalets. An der ungepflegten Rasenfläche des Campingplatzes ist ein Versorgungsgebäude in Holzbauweise mit hohem Strohdach zwar vorhanden, aber alle Tür- oder Fensteröffnungen sind verrammelt.

 

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Kein Wunder, dass ich auf meine E-Mail-Anfrage vor einigen Wochen keine Antwort bekommen hatte. Das habe ich aber von den wenigsten Gästehäusern, deshalb war das noch lange kein Grund zur Sorge. Dennoch befindet sich ein Mann auf dem Gelände, sitzt unter einem Baum und löffelt einen Teller Reis, als ich mein Rad durch den Sand in Richtung der ehemaligen Rezeption schiebe. Offenbar ein Wächter, der mich begrüßt und sich freut, dass einmal jemand vorbei kommt, habe ich den Eindruck.
Nun ja, bleiben will hier nicht und kehre nach kurzer Besichtigung der Ruinen um, zurück zu der Gabelung, versuche mein Glück nun in Richtung des Blue Anchor Inn, das in Reiseführern als die teurere Alternative der beiden Herbergen erwähnt wird.
Die Toreinfahrt zu dieser Lodge steht zwar offen, als ich dort ankomme, die hinter einer hohen Hecke zuerst sichtbaren Gebäude machen einen intakten und gepflegten Zustand, aber die Fenster sind dunkel und das Grundstück wirkt verlassen.
Sollte ich heute doch insgesamt Pech haben?

Der Eindruck täuscht, denn als ich einem Hinweis an der Tür folgend den Griff drehe und drücke, öffnet sich die Tür in den gemütlich eingerichteten Raum eines Restaurants hinein, in dem einige gedeckte Tische auf Gäste zu warten scheinen. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Rezeption und ein gar nicht so überrascht scheinender freundlicher Herr begrüßt mich.
Ein Zimmer für eine Nacht könne ich haben, sagt er mir, Zelten wäre auf dem Grundstück leider nicht möglich, ansonsten sei man für die nächsten Tage ausgebucht. Das ist dann doch eine kleine Enttäuschung, denn an diesem idyllischen Ort hätte ich es auch etwas länger ausgehalten.

Das Zimmer ist dann eine großzügige Wohnstube mit anschließendem Bad und zwei Betten unter Moskitonetzen in einem der auf dem Grundstück weitläufig verteilten Doppelbungalows. In die andere Hälfte des Häuschens zieht am Abend noch eine dreiköpfige Familie ein, so wie offenbar einige Familien diesen Ort als Zwischenhalt für eine Wochenend- oder auch Ferienreise von Südafrika her auf dem Weg in die Tauchregionen Mosambiks zu nutzen scheinen. Autos und Kleinbusse mit Kennzeichen aus Südafrika waren mir schon den ganzen Tag über immer wieder auf der Straße aufgefallen.

 

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Auf dem Weg in die Hauptstadt

Maputo ist eine dieser stetig wachsenden afrikanischen Großstädte, deren Zentrum noch lange nicht absehbar ist, während man schon kilometerweit auf breit ausgebauten Zufahrtsstraßen durch dichte Siedlungsgebiete fährt. Abgesehen vom dann auch nicht mehr abreißenden Straßenverkehr natürlich.

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Der Weg in die Hauptstadt zieht sich. Hatte ich bereits 30 Kilometer hinter Namaacha einen Wegweiser mit 42 Kilometern bis Maputo registriert und mich schon gefreut, dass es heute gar keine 80 Kilometer werden würden, so stand da 10 Kilometer später: ‚Maputo 40‘. Na ja, vermutlich ein sozialistisches Relikt zur Verwirrung des von Swasiland her einrückenden potentiellen Feindes, dachte ich und nahm’s gelassen hin. Mein Ziel im Zentrum der Stadt lag ja fest, ob ich nun eine halbe Stunde früher oder später dort ankommen würde, war belanglos.

Gleich etwa einen Kilometer hinter dem Ortsausgang wartete schon die erste Polizeikontrolle an der Straße. Das Stop-Schild war eindeutig und ich dachte mir – lieber einmal mehr freiwillig kurz stehen bleiben, als von Amts wegen zwangsgebremst zu werden – und wollte kurz grüßen, doch der Mann in Uniform stieg aus seinem geparkten Fahrzeug und bedeutete mir, stehen zu bleiben. Meinen Pass wollte er nicht sehen, denn dass ich gestern erst über die Grenze nach Namaacha gekommen war, hatte er wohl mitbekommen. Er wollte nur wissen, wie weit ich denn zu fahren geplant hätte und wann ich denn ungefähr dort ankommen wolle.
Oha – dachte ich mir, das kann ja doch lustig werden, wenn die Polizei ein ständiges Auge auf mich hat. Es blieb aber der einzige direkte Kontakt mit einem Beamten, trotz noch vieler weiterer Kontrollposten auf der Strecke, bei denen ich ansonsten jeweils freundlich nickend oder grüßend durchgerollt bin.

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Abfahrt in die Ebene

Bis in die Ebene zu fahren, war heute einmal eine schöne Abwechslung zu den bergigen Etappen der vergangenen Tage, wenn man auch hier in Mosambik die Straßen freilich nicht für Radfahrer optimiert hat und insgesamt immer noch 230 Meter an Anstiegen zu bewältigen waren. Außerdem war die Freude schnell etwas getrübt, duch den auffrischenden und jetzt auf Südost drehenden Wind, meiner heutigen Hauptrichtung, und die sich zwischen Namaacha und Boane in den auslaufenden Bergen befindenden Steinbrüche, an denen Kies gewonnen und von dort per LKW in Richtung Hauptstadt transportiert wird.

Abgesehen von der staubigen Luft in der Umgebung dieser insgesamt drei Steinbrüche, stellen die ständig vorbei ziehenden LKW einerseits eine gewisse Belastung für mich als Radfahrer dar, und zweitens verlieren die überladenen Fahrzeuge von ihren nur unzureichend mit meist kaputten Planen abgedeckten Ladeflächen überall und bei jeder Erschütterung einzelne Steinchen, oder auch größere Mengen der Ladung. So kann ich mit meinem Rad gar nicht auf den Seitenstreifen ausweichen, wenn es einmal nötig wäre, da sich hier die verlorenen Steine über viele Kilometer hinweg zu einer mehrere Zentimeter dicken Kiesschicht aufgeschoben hat.

Boane ist ein größeres Provinzstädtchen und offenbar auch größerer Militärstützpunkt. Die Kaserne liegt direkt an der geradlinig in die Stadt und einen Hang hinauf führenden Straße, ein kurzes Stück hinter einem der vielen Polizeiposten, die ich heute sehe, und offenbar befinden sich zur Zeit viel mehr Soldaten in der Kaserne, als die normal aufnehmen kann. Hinter der Einzäunung stehen einige Mannschaftszelte neben den Gebäuden und viele junge Menschen in Tarnuniformen befinden sich auf dem Gelände, Männer wie Frauen. Eine Feldküche verströmt den Geruch von Gegrilltem. Es gehen aber auch viele Zivilisten an der schrägwinklig zur Straße angelegten Zufahrt zu dem mit bunten Fähnchen geschmückten Militärgelände ein und aus.
In dem kurz darauf folgenden Zentrum des Ortes mit kleineren Geschäften und großem Shoprite Supermarkt finde ich auch schnell ein kleines Restaurant, wo ich mich auf die überdachte Terrasse setzen und Mittagspause machen kann. Reis mit etwas Salat und Huhn ist im Angebot und die Portion Reis fällt viel zu üppig aus.

 

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Vorort von Maputo

Bis an die Stadt Matola heran, die dann fast nahtlos in Maputo übergeht, ist für die nächsten etwa 20 Kilometer noch Landwirtschaft im größeren Stil dominierend und entlang der Straße befinden sich vereinzelt Gewerbebetriebe aus dem Transport- und Landmaschinensektor. Daneben finden sich international kooperierende Unternehmen z.b. aus China oder auch aus Portugal. An der Straße werden neben Obst und Gemüse vermehrt auch Setzlinge für Zierpflanzen, Sträucher, Palmen verkauft. Kleine Zöglinge in Kübeln aus schwarzen Plastiktüten.

Maputo ist erreicht, als ich den Umbeluzi überquere und die Straße der ich folge geht in eine vierspurig ausgebaute Schnellstraße über, an deren Ende offenbar eine Mautstation wartet. Doch ganz so weit fahre ich nicht, wechsele vorher schon auf eine das Zentrum weitläufig umgehende Querverbindung und stürze mich dort in das Verkehrsgetümmel des Distriktes Mafalata. Kleine Tuk-Tuks ziehen hupend und nach Zweitaktöl stinkend vorbei, überladene LKW blasen ächzend ihre schwarzen Abgase über die Straße, eine Polizeikontrolle hinter einer Kreuzung hält einmal mehr den Verkehr auf.

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Kunstvolle Werkstattwerbung an der Straße

Die Straße zieht dann in einer weiten Kurve in eine großflächige Senke ohne Bebauung hinunter, offenbar ein größeres Feuchtgebiet in dem Gemüseanbau auf vielen kleinen Parzellen betrieben wird. Dann sind in der Ferne auch schon die Hochhäuser des Zentrums der Stadt zu sehen und Wohnquartiere unterschiedlicher Qualität breiten sich entlang der bald erneut vierspurig ausgebauten Straße aus. Rechter Hand mehrstöckige Wohnblöcke, linker Hand einfachste Hütten und Häuschen bis dicht an die mit einer hohen Böschung eingefassten Straße heran. Die Fahrtrichtungen der Schnellstraße werden von einem breiten Wassergraben getrennt, der vermutlich von beiden Seiten all das wegtransportiert, was legal oder illegal dort eingeleitet oder abgekippt wird.

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Von dieser Zufahrt ins Zentrum endlich herunter, befinde ich mich schnell in einem Innenstadtbereich mit überwiegend zwei- bis dreigeschossiger Bebauung in hübscher portugiesischer Kolonialarchitektur, folge einem Straßenzug, der durch alten Baumbestand auch überraschend grün und schattig ist. In der schmalen Straße ist Verkehrsstau, was mich aber nicht weiter stört, da ich mit dem Fahrrad gut an der Fahrzeugschlange vorbei komme. Viele Straßen der Innenstadt sind nach ehemaligen Diktatoren afrikanischer Staaten oder nach Persönlichkeiten aus kommunistischen Zeiten benannt, so liegt mein Ziel dann in der Avenida Mao Tse Tung, nicht weit von der Kreuzung mit der Avenida Vladimir Lenine.

Dieser Innenstadtteil liegt auf einer leichten Anhöhe und das Ufer des Indischen Ozeans befindet sich keine 2 Kilometer weit davon entfernt.

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Neues Land, neue Eindrücke

Mosambik ist anders. Gleich hinter der Grenzschranke herrschen buntes Treiben und Handel mit Obst und Gemüse und einfachen Haushaltsdingen direkt an der Straße. Der Nordosten Swasilands war dagegen fast verwaist, das Grenzstädtchen Lomahasha bestand aus wenigen gemauerten Häuschen mit Blechdächern. Nach einem Geschäft, in dem man mir eine kühle Cola verkaufen würde, musste ich suchen. Aber es gab dann eines. Die Hänge der umliegenden Höhenzüge dort waren mit trockener Vegetation überzogen, ab und an ein Dorf aus Rundhütten. Eigentlich nicht typisch für Swasiland, wie ich es bisher gesehen hatte.

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Umgebung von Lomahasha

Mosambik ist dann zunächst etwas grüner und das kleine Städtchen Namaacha, mosambikanischer Grenzort mit viel gut erhaltener Bausubstanz aus Kolonialzeiten, ist dann ein starker Kontrast. Schöne Landhäuschen entlang der Hauptstraße, hinter niedrigen Mauern oder hübsch eingefassten Zäunen, mit gepflegten Gärten, teils mit privatem Gemüseanbau, erinnert tatsächlich ein wenig an Portugal. Also punktuell zumindest.

Der Grenzposten selbst wird nicht nur von auffallend vielen Grenzpolizisten, sondern offenbar auch von Militärpolizei kontrolliert. Bevor sich mir die Schranke öffnet (ohne Schrankenpass, wie kurz zuvor noch beim Verlassen von Swasiland), unterhält sich ein in Khaki uniformierter, pausbackiger junger Mann noch ruhig mit mir über mein Reiseziel und empfiehlt mir, wenn ich doch jetzt nach Maputo käme, ganz ruhig zu machen, nichts zu übereilen. Was er wohl meint?

Hier in Namaacha aber will ich heute erstmal bleiben, das Limbombos Hotel ist dann nach zwei Kilometern gemütlichen Rollens und Staunens über eine Facette Afrikas, die ich so noch nicht kannte, nicht zu übersehen. Ein sozialistischer Paradebau, könnte man meinen. Gegenüber auf einem Hügel und neben der Ruine eines großen Kirchenbaus sitzt ein Teil der Regionalverwaltung. Vielleicht sind deshalb auch so viele der alten Häuser gepflegt und bewohnt.

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Das einzige und beste Hotel im Ort

Danach folgt entlang der Straße das ‚afrikanischere‘ Zentrum des Ortes mit einer kleinen, in drei Richtungen offenen Markthalle und verschiedenen kleineren Alltagsgeschäften. Daneben dann eine Bank, deren beide Automaten kein Geld ausspucken wollen und in der die Leute Schlange vor den zwei Schaltern stehen, hinter denen unheimlich viel Papierarbeit geleistet wird. Meine Euro und die restlichen Rand will man aber nicht in Meticais umtauschen, da ich kein Konto bei der Bank habe.
Tja, was nun? An der Grenze wollte ich bei den aufdringlichen Geldwechslern, wenn auch unter den Augen der Behörden, kein Geld tauschen, da mir die genannten Kurse zu suspekt waren. Aber Geld brauche ich, auch wenn ich das Hotel in US$ bezahlen kann, denn sonst bekomme ich weder Lebensmittel aus der Markthalle noch eine neue SIM-Karte für mein Mobiltelefon, noch Wasser, noch sonstwas.

Wie Zufälle dann so sind steht unter den Wartenden in der Bank auch ein europäisch aussehender älterer Herr. Ein Portugiese, wie er sich dann vorstellt, der durchaus Euro und Rand gebrauchen kann, weil diese Währungen andersherum in Namaacha eben schwer zu bekommen sind. Er lebt in dem Ort, arbeitet für den Betreiber der Mineralwasserquellen (aha, deshalb die so gut ausgebaute Stadt schon zur Kolonialzeit) und kauft mir kurzerhand mein Geld ab, zum bankaktuellen Kurs, was mir natürlich auch recht ist.

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Mainroad in Namaacha

Auf dem Markt bekomme ich dann Tomaten, Zwiebel und Paprika; bei einem Bäcker auch noch zwei Brötchen, bei einem malaysischen Händler Wasser und Obstsaft und im Hotel mache ich mir für den ersten Hunger dann einen Salat – aus Tradition und in Erinnerung an einige ‚Salat-Abende‘ mit den Mitradlern im vergangenen Jahr bei einer Reise durch Tansania.

Was war das doch noch eine Tortur heute mittag beim Aufstieg zum Pass mit der Grenzstation. Vom Ndlovu-Camp aus ging es schnurgerade aus dem Hlane Nationalpark wieder hinaus und nach 10 km durch die üppig grünen, weil ständig bewässerten Zuckerrohrplanzungen bei Simunye. In dem Ort konnte ich mich mit frischen Obst versorgen, das ich unterwegs bei meinen vielen Pausen dann gut gebrauchen konnte.

Dass ich nochmal über einen etwa 500 Meter hohen Berg fahren musste, war mir ja klar, dass sich dies aber auf etwa 20 km hinzog, bei Steigungen mal wieder bis 8%, mit anschließenden Gefällestrecken und mehrfach erneutem Anstieg, konnte ich nur ahnen. Einer der jungen Polizisten an der Schranke von Swasiland, war dann auch etwas aus dem Häuschen, als er mich mit dem Rad sah und auch noch hörte, das ich aus Berlin stamme. Selbst (Renn)radfahrer und Kenner von Berlin aus verschiedenen Fernsehfilmen, war er an meinem Rad interessiert, an seine Details und bat mich um Unterstützung bei seinem Radtraining für Rennen in Südafrika. Ja ja, dachte ich, da bist du schon der Zweite – nach einem der jungen Hotelangestellten des The George Hotels in Manzini.

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Gepflegtes Grundstück in Namaacha