Veröffentlicht in Kambodscha

Über Sisophon gen Osten

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Das nächste größere Ziel ist nun die Stadt Siem Reap, wo ich einige Tage Pause eingeplant habe. Das Land bietet zunächst wenig Abwechslung und auch wenig Schatten entlang der stark befahrenen Nationalstraße 5. Tagsüber ist es in Kambodscha heißer als in Thailand, obwohl das Thermometer nicht mehr anzeigt, als dort. Die Luftfeuchte ist offenbar geringer, dafür kühlt es nachts sogar etwas weiter ab. Die NR 5 führt schnurgerade in Richtung Osten. An einem Verkehrskreisel etwa 7 km außerhalb von Poipet, können wir im Laden einer modern eingerichteten Tankstelle noch einmal Saft nachkaufen. Damit lässt sich das ansonsten sehr geschmacklose Wasser für unterwegs etwas aufpeppen.


Entlang der Straße wird es später nur schlichte Verkaufsstände geben, die zwar auch alles mögliche bieten, Wasser aber meist nur in kleinen Flaschen und Obstsaft ist dort gar nicht zu sehen. Einen komfortablen Seitenstreifen am Fahrbahnrand, wie an vielen Straßen in Thailand, gibt es hier nicht, oder zumindest ist die Markierung längst verschwunden. Also immer schön rechts halten und auf Hindernisse achten, denn gern hält jemand mal eben am Rand an. Ansonsten ist die Hupe hierzulande ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Abgesehen von der Hitze, mit der ich zurecht kommen muss, drückt hier auch noch leichter Wind von vorn gegen den Fahrkomfort. So wechseln wir uns gelegentlich mit dem Geben von Windschatten ab, was durchaus etwas bringt. Für einige Kilometer hänge ich mich sogar hinter einen der kleinen Lastenhänger mit einachsiger Zugmaschine, der Zuckerrohr geladen hat und mit knapp 18 km/h unterwegs ist, Maik hinter mir. Oben auf dem Stapel Zuckerrohr hat sich eine Frau in Arbeitskleidung mit Sonnenhut ausgestreckt, die dort döst.

Das ist für eine kurze Zeit ein zwar etwas langsameres Vorwärtskommen, aber dafür ein ziemlich entspanntes Fahren. Die schnelleren von hinten kommenden Fahrzeuge fahren so auch ganz automatisch mit genügend Abstand an uns vorbei. Leider hält der Fahrer schon im nächsten Dorf an einer Kreuzung an und wir müssen uns wieder selbst mit dem leichten Gegenwind beschäftigen.

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Restaurants an der Straße sehe ich nun nicht mehr so häufig, und als ich in Nimitt auf etwa halber Strecke bis Sisophon eine etwas von der Straße zurückgesetzte Überdachung mit Tischen und Stühlen darunter sehe, halten wir dort an und nach kurzem Fragen macht uns der Chef auch eine schöne Portion Fried Rice mit etwas Gemüse und Shrimps.

Kurz vor dem Zentrum von Sisophon weist ein ganz neu und in Sandstein errichteter Torbogen auf einen sich dahinter befindenden Buddhistischen Tempel hin. Aus Sandstein habe ich solch einen Torbogen bisher weder in Thailand noch hier in Kambodscha gesehen, meist sind sie schlicht gemauert, mit Zement ausmodelliert und verziert, und dann mit viel leuchtender Farbe geschmückt. Dieser hier scheint eine Ausnahme zu sein Die sonstigen Tempelgebäude tragen selbst keinen Sandsteinschmuck. Von dem Gelände kommen einzelne Leute auf ihren Mopeds durch den Torbogen entgegen gefahren. Ein freundlicher Herr erklärt uns, dass es kein Problem wäre die Anlage zu besichtigen. Besonders spektakulär ist sie aber nicht, außer, dass alle Gebäude noch neu aussehen.


Am Tag drauf halten wir in der Gegend um Rohal an einem anderen Tempel, der etwa 500m abseits der Fernstraße und am Rande eines Dorfes liegt. Auch dieser ist erst vor einigen Jahren saniert worden und eine Tafel erklärt in welchen Jahren wieviele Spendengelder und aus welchen Ländern dafür verwendet wurden. Das Gelände des Tempels wirkt aufgeräumt, in einem größeren Teich sehen einige Lotuspflanzen in Blüte und an einige Ecken stehen sogar Mülleimer. Ob damit dem sonst überall sichtbaren Müllproblem begegnet werden soll?

Schon in Poipet lag viel Müll entlang der Straßen, und je weiter von der Hauptstraße entfernt, desto schlimmer. Entlang der Fernstraße, die auf einer hohen Böschung gebaut ist, liegt der Müll entlang der Böschung, oder unterhalb davon im Graben. Dort wird er dann offenbar von Zeit zu Zeit mitsamt dem trockenen Gras verbrannt. Spuren davon sind deutlich zu sehen. Abbrennen von trockenem Gras oder von Ernteresten auf Feldern ist hierzulande tägliche Praxis. Und es ist immer wieder auch Flugasche in der Luft unterwegs, die vermutlich von Bränden stammt, die weit ab der Straße auf Feldern für die Beseitigung der Erntereste kontrolliert gelegt werden. In der Ferne ist zumindest die eine oder andere Rauchsäule zu sehen und im Schweiß auf meinen Armen sammeln sich immer wieder kleine Ascheflocken.

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Das setzt sich in den Siedlungen entlang der Straße fort, wo manchmal auch offene Behältnisse aus alten Autoreifen als Sammelstellen dienen. Oft liegt der Müll jedoch drum herum. Ein Bewusstsein für den Dreck, bzw. ihn zu vermeiden, scheint es nicht zu geben. Das ist ziemlich traurig, zu sehen.

Kralanh ist ein deutlich kleineres Städtchen, eher ein Flecken mit großer Straßenkreuzung und einem Markt, der sich unweit dieser Kreuzung über mehrere schmale Gassen erstreckt. Außerdem gibt es dort eine große Schule.

Am Abend ist es gar nicht so leicht, noch etwas essbares zu finden. Manch kleines Straßenrestaurant schließt bereits am späten Nachmittag, dann wenn auch der Markt zur Ruhe kommt.

Am frühen Morgen werde ich vom Gesang eines Muezzins wach, der lange vor Sonnenaufgang zum Gebet ruft, und mit dem Sonnenaufgang ruft er später noch einmal. Am Abend war mir das nicht aufgefallen, aber vermutlich lag das an dem Straßenlärm vor dem Restaurant, in dem wir eine Weile gesessen hatten.

Schon vor Sonnenuntergang wurde die Luft leicht diesig von dem Rauch der dann plötzlich überall ist. Irgendwo zündet jemand den zusammengefegten Müll vor seinem Haus an, oder heizt den offenen kleinen Kohleherd zum Kochen des Abendessens an – und das natürlich überall in den kleinen Straßen.

Von Kralanh aus sind es dann keine 60 km mehr bis ins Zentrum von Siem Reap. Die Landschaft hatte sich schon gestern leicht verändert, in der Ferne war mehr dunkleres Grün zu sehen, dichtere Baumreihen zwischen größeren landwirtschaftlichen Flächen. Auch frisches Grün von Reisfeldern, so gesehen eine doch recht lebendige Landschaft, trotz der sengenden Hitze.

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Frischwasser-Reservoir östlich von Poipet

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