Veröffentlicht in Mosambik

Auf dem Weg in die Hauptstadt

Maputo ist eine dieser stetig wachsenden afrikanischen Großstädte, deren Zentrum noch lange nicht absehbar ist, während man schon kilometerweit auf breit ausgebauten Zufahrtsstraßen durch dichte Siedlungsgebiete fährt. Abgesehen vom dann auch nicht mehr abreißenden Straßenverkehr natürlich.

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Der Weg in die Hauptstadt zieht sich. Hatte ich bereits 30 Kilometer hinter Namaacha einen Wegweiser mit 42 Kilometern bis Maputo registriert und mich schon gefreut, dass es heute gar keine 80 Kilometer werden würden, so stand da 10 Kilometer später: ‚Maputo 40‘. Na ja, vermutlich ein sozialistisches Relikt zur Verwirrung des von Swasiland her einrückenden potentiellen Feindes, dachte ich und nahm’s gelassen hin. Mein Ziel im Zentrum der Stadt lag ja fest, ob ich nun eine halbe Stunde früher oder später dort ankommen würde, war belanglos.

Gleich etwa einen Kilometer hinter dem Ortsausgang wartete schon die erste Polizeikontrolle an der Straße. Das Stop-Schild war eindeutig und ich dachte mir – lieber einmal mehr freiwillig kurz stehen bleiben, als von Amts wegen zwangsgebremst zu werden – und wollte kurz grüßen, doch der Mann in Uniform stieg aus seinem geparkten Fahrzeug und bedeutete mir, stehen zu bleiben. Meinen Pass wollte er nicht sehen, denn dass ich gestern erst über die Grenze nach Namaacha gekommen war, hatte er wohl mitbekommen. Er wollte nur wissen, wie weit ich denn zu fahren geplant hätte und wann ich denn ungefähr dort ankommen wolle.
Oha – dachte ich mir, das kann ja doch lustig werden, wenn die Polizei ein ständiges Auge auf mich hat. Es blieb aber der einzige direkte Kontakt mit einem Beamten, trotz noch vieler weiterer Kontrollposten auf der Strecke, bei denen ich ansonsten jeweils freundlich nickend oder grüßend durchgerollt bin.

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Abfahrt in die Ebene

Bis in die Ebene zu fahren, war heute einmal eine schöne Abwechslung zu den bergigen Etappen der vergangenen Tage, wenn man auch hier in Mosambik die Straßen freilich nicht für Radfahrer optimiert hat und insgesamt immer noch 230 Meter an Anstiegen zu bewältigen waren. Außerdem war die Freude schnell etwas getrübt, duch den auffrischenden und jetzt auf Südost drehenden Wind, meiner heutigen Hauptrichtung, und die sich zwischen Namaacha und Boane in den auslaufenden Bergen befindenden Steinbrüche, an denen Kies gewonnen und von dort per LKW in Richtung Hauptstadt transportiert wird.

Abgesehen von der staubigen Luft in der Umgebung dieser insgesamt drei Steinbrüche, stellen die ständig vorbei ziehenden LKW einerseits eine gewisse Belastung für mich als Radfahrer dar, und zweitens verlieren die überladenen Fahrzeuge von ihren nur unzureichend mit meist kaputten Planen abgedeckten Ladeflächen überall und bei jeder Erschütterung einzelne Steinchen, oder auch größere Mengen der Ladung. So kann ich mit meinem Rad gar nicht auf den Seitenstreifen ausweichen, wenn es einmal nötig wäre, da sich hier die verlorenen Steine über viele Kilometer hinweg zu einer mehrere Zentimeter dicken Kiesschicht aufgeschoben hat.

Boane ist ein größeres Provinzstädtchen und offenbar auch größerer Militärstützpunkt. Die Kaserne liegt direkt an der geradlinig in die Stadt und einen Hang hinauf führenden Straße, ein kurzes Stück hinter einem der vielen Polizeiposten, die ich heute sehe, und offenbar befinden sich zur Zeit viel mehr Soldaten in der Kaserne, als die normal aufnehmen kann. Hinter der Einzäunung stehen einige Mannschaftszelte neben den Gebäuden und viele junge Menschen in Tarnuniformen befinden sich auf dem Gelände, Männer wie Frauen. Eine Feldküche verströmt den Geruch von Gegrilltem. Es gehen aber auch viele Zivilisten an der schrägwinklig zur Straße angelegten Zufahrt zu dem mit bunten Fähnchen geschmückten Militärgelände ein und aus.
In dem kurz darauf folgenden Zentrum des Ortes mit kleineren Geschäften und großem Shoprite Supermarkt finde ich auch schnell ein kleines Restaurant, wo ich mich auf die überdachte Terrasse setzen und Mittagspause machen kann. Reis mit etwas Salat und Huhn ist im Angebot und die Portion Reis fällt viel zu üppig aus.

 

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Vorort von Maputo

Bis an die Stadt Matola heran, die dann fast nahtlos in Maputo übergeht, ist für die nächsten etwa 20 Kilometer noch Landwirtschaft im größeren Stil dominierend und entlang der Straße befinden sich vereinzelt Gewerbebetriebe aus dem Transport- und Landmaschinensektor. Daneben finden sich international kooperierende Unternehmen z.b. aus China oder auch aus Portugal. An der Straße werden neben Obst und Gemüse vermehrt auch Setzlinge für Zierpflanzen, Sträucher, Palmen verkauft. Kleine Zöglinge in Kübeln aus schwarzen Plastiktüten.

Maputo ist erreicht, als ich den Umbeluzi überquere und die Straße der ich folge geht in eine vierspurig ausgebaute Schnellstraße über, an deren Ende offenbar eine Mautstation wartet. Doch ganz so weit fahre ich nicht, wechsele vorher schon auf eine das Zentrum weitläufig umgehende Querverbindung und stürze mich dort in das Verkehrsgetümmel des Distriktes Mafalata. Kleine Tuk-Tuks ziehen hupend und nach Zweitaktöl stinkend vorbei, überladene LKW blasen ächzend ihre schwarzen Abgase über die Straße, eine Polizeikontrolle hinter einer Kreuzung hält einmal mehr den Verkehr auf.

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Kunstvolle Werkstattwerbung an der Straße

Die Straße zieht dann in einer weiten Kurve in eine großflächige Senke ohne Bebauung hinunter, offenbar ein größeres Feuchtgebiet in dem Gemüseanbau auf vielen kleinen Parzellen betrieben wird. Dann sind in der Ferne auch schon die Hochhäuser des Zentrums der Stadt zu sehen und Wohnquartiere unterschiedlicher Qualität breiten sich entlang der bald erneut vierspurig ausgebauten Straße aus. Rechter Hand mehrstöckige Wohnblöcke, linker Hand einfachste Hütten und Häuschen bis dicht an die mit einer hohen Böschung eingefassten Straße heran. Die Fahrtrichtungen der Schnellstraße werden von einem breiten Wassergraben getrennt, der vermutlich von beiden Seiten all das wegtransportiert, was legal oder illegal dort eingeleitet oder abgekippt wird.

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Von dieser Zufahrt ins Zentrum endlich herunter, befinde ich mich schnell in einem Innenstadtbereich mit überwiegend zwei- bis dreigeschossiger Bebauung in hübscher portugiesischer Kolonialarchitektur, folge einem Straßenzug, der durch alten Baumbestand auch überraschend grün und schattig ist. In der schmalen Straße ist Verkehrsstau, was mich aber nicht weiter stört, da ich mit dem Fahrrad gut an der Fahrzeugschlange vorbei komme. Viele Straßen der Innenstadt sind nach ehemaligen Diktatoren afrikanischer Staaten oder nach Persönlichkeiten aus kommunistischen Zeiten benannt, so liegt mein Ziel dann in der Avenida Mao Tse Tung, nicht weit von der Kreuzung mit der Avenida Vladimir Lenine.

Dieser Innenstadtteil liegt auf einer leichten Anhöhe und das Ufer des Indischen Ozeans befindet sich keine 2 Kilometer weit davon entfernt.

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