Mosambik ist anders. Gleich hinter der Grenzschranke herrschen buntes Treiben und Handel mit Obst und Gemüse und einfachen Haushaltsdingen direkt an der Straße. Der Nordosten Swasilands war dagegen fast verwaist, das Grenzstädtchen Lomahasha bestand aus wenigen gemauerten Häuschen mit Blechdächern. Nach einem Geschäft, in dem man mir eine kühle Cola verkaufen würde, musste ich suchen. Aber es gab dann eines. Die Hänge der umliegenden Höhenzüge dort waren mit trockener Vegetation überzogen, ab und an ein Dorf aus Rundhütten. Eigentlich nicht typisch für Swasiland, wie ich es bisher gesehen hatte.
Mosambik ist dann zunächst etwas grüner und das kleine Städtchen Namaacha, mosambikanischer Grenzort mit viel gut erhaltener Bausubstanz aus Kolonialzeiten, ist dann ein starker Kontrast. Schöne Landhäuschen entlang der Hauptstraße, hinter niedrigen Mauern oder hübsch eingefassten Zäunen, mit gepflegten Gärten, teils mit privatem Gemüseanbau, erinnert tatsächlich ein wenig an Portugal. Also punktuell zumindest.
Der Grenzposten selbst wird nicht nur von auffallend vielen Grenzpolizisten, sondern offenbar auch von Militärpolizei kontrolliert. Bevor sich mir die Schranke öffnet (ohne Schrankenpass, wie kurz zuvor noch beim Verlassen von Swasiland), unterhält sich ein in Khaki uniformierter, pausbackiger junger Mann noch ruhig mit mir über mein Reiseziel und empfiehlt mir, wenn ich doch jetzt nach Maputo käme, ganz ruhig zu machen, nichts zu übereilen. Was er wohl meint?
Hier in Namaacha aber will ich heute erstmal bleiben, das Limbombos Hotel ist dann nach zwei Kilometern gemütlichen Rollens und Staunens über eine Facette Afrikas, die ich so noch nicht kannte, nicht zu übersehen. Ein sozialistischer Paradebau, könnte man meinen. Gegenüber auf einem Hügel und neben der Ruine eines großen Kirchenbaus sitzt ein Teil der Regionalverwaltung. Vielleicht sind deshalb auch so viele der alten Häuser gepflegt und bewohnt.
Danach folgt entlang der Straße das ‚afrikanischere‘ Zentrum des Ortes mit einer kleinen, in drei Richtungen offenen Markthalle und verschiedenen kleineren Alltagsgeschäften. Daneben dann eine Bank, deren beide Automaten kein Geld ausspucken wollen und in der die Leute Schlange vor den zwei Schaltern stehen, hinter denen unheimlich viel Papierarbeit geleistet wird. Meine Euro und die restlichen Rand will man aber nicht in Meticais umtauschen, da ich kein Konto bei der Bank habe.
Tja, was nun? An der Grenze wollte ich bei den aufdringlichen Geldwechslern, wenn auch unter den Augen der Behörden, kein Geld tauschen, da mir die genannten Kurse zu suspekt waren. Aber Geld brauche ich, auch wenn ich das Hotel in US$ bezahlen kann, denn sonst bekomme ich weder Lebensmittel aus der Markthalle noch eine neue SIM-Karte für mein Mobiltelefon, noch Wasser, noch sonstwas.
Wie Zufälle dann so sind steht unter den Wartenden in der Bank auch ein europäisch aussehender älterer Herr. Ein Portugiese, wie er sich dann vorstellt, der durchaus Euro und Rand gebrauchen kann, weil diese Währungen andersherum in Namaacha eben schwer zu bekommen sind. Er lebt in dem Ort, arbeitet für den Betreiber der Mineralwasserquellen (aha, deshalb die so gut ausgebaute Stadt schon zur Kolonialzeit) und kauft mir kurzerhand mein Geld ab, zum bankaktuellen Kurs, was mir natürlich auch recht ist.
Auf dem Markt bekomme ich dann Tomaten, Zwiebel und Paprika; bei einem Bäcker auch noch zwei Brötchen, bei einem malaysischen Händler Wasser und Obstsaft und im Hotel mache ich mir für den ersten Hunger dann einen Salat – aus Tradition und in Erinnerung an einige ‚Salat-Abende‘ mit den Mitradlern im vergangenen Jahr bei einer Reise durch Tansania.
Was war das doch noch eine Tortur heute mittag beim Aufstieg zum Pass mit der Grenzstation. Vom Ndlovu-Camp aus ging es schnurgerade aus dem Hlane Nationalpark wieder hinaus und nach 10 km durch die üppig grünen, weil ständig bewässerten Zuckerrohrplanzungen bei Simunye. In dem Ort konnte ich mich mit frischen Obst versorgen, das ich unterwegs bei meinen vielen Pausen dann gut gebrauchen konnte.
Dass ich nochmal über einen etwa 500 Meter hohen Berg fahren musste, war mir ja klar, dass sich dies aber auf etwa 20 km hinzog, bei Steigungen mal wieder bis 8%, mit anschließenden Gefällestrecken und mehrfach erneutem Anstieg, konnte ich nur ahnen. Einer der jungen Polizisten an der Schranke von Swasiland, war dann auch etwas aus dem Häuschen, als er mich mit dem Rad sah und auch noch hörte, das ich aus Berlin stamme. Selbst (Renn)radfahrer und Kenner von Berlin aus verschiedenen Fernsehfilmen, war er an meinem Rad interessiert, an seine Details und bat mich um Unterstützung bei seinem Radtraining für Rennen in Südafrika. Ja ja, dachte ich, da bist du schon der Zweite – nach einem der jungen Hotelangestellten des The George Hotels in Manzini.
Tolle aufregende Ereignisse, sehr gut formuliert, wir sind dabei!
Anneliese und Günter