Veröffentlicht in Malaysia

In der Provinz Perak

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Frühstück im Orient Star Resort, wo ich die letzten zwei Nächte verbracht habe. Lumut hat zwar als Städtchen überhaupt nichts zu bieten, außer dem Fähranleger zur Insel Pangkor, wo regelmäßig Leute zu- und aussteigen, aber die Pause dort tat mal gut und Wäsche waschen musste ich auch. Hier konnte sie auf der Leine trocknen und ich auf dem Balkon sitzen und schreiben, während der Muezzin der in Sichtweite liegenden Moschee nicht nur seinen Ruf zum Gebet mehrmals am Tag wunderschön singend in die Welt hinaus getragen hat, sondern gleich noch die ganzen Suren, seine Ermahnungen und Weisheiten über die Lautsprecheranlage seiner Moschee hinaus gesungen hat.
Ich habe vor dem Frühstücken den größten Teil schon gepackt, komme trotzdem erst um 10.00 Uhr los, habe heute auch nur eine eher kurze Strecke zu bewältigen. Bei inzwischen kühlen 24° ziehe ich noch eine Weste übers Funktionsshirt. Inzwischen habe ich mich an die Wärme gewöhnt, da wird es mir bei dem leichten Fahrtwind schnell zu kühl.
Nach etwa 3 km treffe ich eine Gruppe einheimischer Radfahrer mit Mountainbikes und Cross-Rennrädern, die sich an einer Tankstelle zu treffen scheint, während ich grüßend vorbei rolle. Sie haben mich dann auch bald eingeholt, drei Jungs und ein etwas älterer Herr, der sich mit mir kurz unterhält, während die anderen vorbei ziehen. Sie machen eine Ausfahrt, nichts besonderes, es ist ja Samstag. Später treffe ich eine weitere, etwas größerere Gruppe, die mir entgegen kommt, als ich gerade einen längeren Brückenanstieg über den Sungai Lumut hinauf pedaliere.

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Einheimische Radfahrer sehe ich hier eher selten. Ja, da ist schon mal ein Mountainbiker in Sportklamotten und auch in der Gegend von Muar hatte ich eine Gruppe junger Rennradfahrer gleich zweimal gesehen. Was Zweiräder angeht dominieren ansonsten ganz klar das Moped, Mofa, Motorroller. Aber es gibt natürlich auch ältere einfache Fahrräder chinesischer oder indischer Fertigung, die allerdings kaum aus Ortschaften heraus bewegt werden.

In Richtung Taiping folge ich einer zur 5 alternativen Route, die über mehrere Brücken an der Stadt Sitiawan vorbei und dann nach Norden führt. In der Gegend von Damat Laut, einige Kilometer hinter der mit über 1,5 km für heute längsten Brücke, an deren westlichem Ende auch mal wieder eine Baustele beginnt, mache ich eine Mittagspause unter der Überdachung eines Straßenrestaurants, esse Mee mit Gemüse und Spiegelei, trinke leckeren Eistee mit etwas Milch für insgesamt 7 RM und helfe einem Motorradfahrer mit meiner Luftpumpe aus.
Weiter geht es entlang der Route 60, die nun durch eine hügeligere Gegend führt. Auch diese ansonsten schmale Landstraße wird wohl ausgebaut, denn alle paar hundert Meter ist Bauaktivität, oder die Straße eingeengt, oder Sand neben der Fahrbahn aufgeschüttet.
An manchen Stellen müssen wohl noch einzelne Häuser abgerissen werden, andere, die jetzt noch einige Meter Abstand haben, werden die Fahrbahn direkt vors Haus gelegt bekommen.

Bei Segari verlasse ich die Straße und fahre auf einem Abstich in Richtung Küste. Dort soll es laut der Ausschilderung eine Schutzstation für Meeresschildkröten geben. Das will ich mir ansehen, wenn ich heute schon keine allzu weite Strecke auf dem Plan habe. Die 7 km hin und auch wieder zurück zur Hauptstraße kann ich mir erlauben.
Die kleine Schutz- und Infostation liegt dann auch direkt hinterm Strand (es gibt also doch welchen), ist lediglich durch einen Zaun vom direkten Zugang zum Meer getrennt. In verschiedenen Bassins mit Sonnenschutz werden hier Schildkröten unterschiedlichen Alters gehalten oder aufgezogen, von handtellergroß bis ausgewachsen und etwa 80 cm Länge.


Niedlich sehen sie aus, auch die größeren Tiere, doch wenn man so über den Strand hinaus aufs Meer blickt, dann sieht man, wie schwer sie es tatsächlich da draußen haben müssen. Über den ganze Horizont sind Fischerboote verteilt, klein zwar, aber sie fischen alle mit Netzen.

Während ich zur Hauptstraße zurückfahre setzt wieder leichter Regen ein. Für die noch etwa 10 km Strecke ist mir das aber egal. Manchmal scheint mir inzwischen die Erweiterung dieser Straße auch wirklich nötig zu sein, denn häufig gibt es gar keinen Seitenstreifen und der Asphalt löst sich am Rand schon langsam auf. Da fährt es sich teilweise unangenehm holprig, denn mein Fahrrad hat ja keine Federung wie bspw. Motorräder haben. Etwa 5 km vor Pantai Remis hört die Baustelle auf, hier biegt ein Zubringer zur weiter entfernt verlaufenen Route 5 ab.

Am Ortseingang der Stadt dann einige offene Restaurants, wo man bei Tee oder Kaffee sitzt und redet und kleinere Geschäfte, die ihre Auslage bis nah an die Straße heran und durch abgestützte Markisen verlängert haben. Hier wird frischer Fisch direkt aus mit Eis gefüllten Styropor-Boxen verkauft, daneben frische Muscheln.
In einem Tante-Emma-Laden kaufe ich bei einer älteren Frau, die sehr gut Englisch spricht, Bananen. Neugierig will sie wissen, wo ich herkomme, eine Frage an die ich mich mittlerweile auch schon gewöhnt habe.
Ich rolle langsam durch den Ort. An der anderen Straßenseite scheint eine größere Feier stattzufinden, viele Menschen tragen traditionelle Kleidung, jemand singt in ein Mikrofon. Ich sehe erst spät ein Hotel, wundere mich über die noch deutlich im Stadtbild vorhandenen älteren Holzhäuser, schnörkellose Geschäfts- und Wohnhäuser aus älteren Tagen. Ich entscheide mich für ein Hotel in einer Seitenstraße, etwa 50 Meter vom Durchgangsverkehr entfernt, wo ich ein großzügiges Zimmer für 60 RM bekomme und das Fahrrad für heute in der Garage verschwindet.

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Wetterwechsel und Pausen

Der Schauer geht schnell vorbei, etwa eine Dreiviertelstunde lang regnet es wie aus Kübeln, dann wird es heller und der Regen wird dünner. Die Wolken bekommen wieder Konturen, die Schwalben fliegen wieder viel höher und der Regen hört schnell auf. Auch die drückende Wärme setzt schnell wieder ein.
Heute habe ich Glück und finde ein Quartier noch bevor der Regen stark wird, obwohl die hochsteigende Wolkenwand schon länger den Schauer angekündigt hat.
Nachmittags ist die Luft meist schwül-warm, eine Wolkendecke hat sich ab etwa der Mittagszeit aus Quellwolken gebildet und über mehrere Stunden immer weiter verdichtet, das T-Shirt klebt längst am Körper vom nicht mehr verdunstenden Schweiß, da macht ein bisschen Regen wenig Unterschied – ein richtiger Schauer ist aber doch etwas Anderes. Bin also ganz zufrieden, heute noch mehr oder weniger ‚trocken‘ in Sabak Bernam angekommen zu sein. Als ich mir einen Teil des Ortes angesehen und mich für das abseits der Hauptstraße liegende Dragon Inn entschieden habe und dort einchecke, beginnt der Regen richtig.

Gestern durfte ich meine Regenhaut gleich mehrmals anziehen, konnte aber einen lang anhaltenden Schauer am frühen Nachmittag in einem überdachten Restaurant am Ortsausgang von Kapar ‚absitzen‘, dabei dann auch noch gut essen, denn der grinsende, korpulente Koch war so nett, seine Empfehlung für mich auch gleich frisch zuzubereiten. Da war der Schauer Nebensache. Nudeln (oft steht nur Reis zur Auswahl) mit etwas Blattgemüse (Spinat ähnlich, meist mit Chili versetzt), Gurkenschnitze und dünn paniertem Tofu, grob gehackt, in einer hellen Erdnusssoße mit deutlicher aber milder Würze. Außerdem ein halbiertes, hart gekochtes Ei. Manchmal ist die malaysische Küche schlicht, schmeckt und macht richtig satt. Solch eine Portion kostet inkl. einem gesüßten Kaffee unter zwei Euro.

Die Art der Kaffee-Zubereitung ist eine eigene Erwähnung wert. Gab es in Singapur hauptsächlich löslichen Kaffee, außer bei Starbucks, Costa oder anderen Ketten vielleicht und sicherlich auch in den etwas luxuriöseren Hotelrestaurants, so wird der Kaffee hierzulande in der Regel mit einem strumpfähnlichen Sack gefiltert, wobei der Inhalt offenbar auch mehrmals verwendet wird, direkt in ein Glas abgefüllt und dann mit Milch serviert, es sei denn man redet dem Wirt die Milch aus. Zucker ist jedenfalls immer enthalten, in einer dicken Schicht am Boden des Glases. Dort würde sich auch zuerst die Milch befinden, wenn man nicht darauf verzichtet. In der Regel ist es dickflüssige, gesüßte Kondensmilch, die man schon kräftig rühren muss, damit sie sich vom Boden aus im gesamten Glas verteilt.
Wenn man als Radfahrer einen erhöhten Energiebedarf hat, dann schmeckt dieser Kaffee richtig gut, zumal er auch immer mit leicht würziger Note von Anis und Kardamom daher kommt.

Weitergefahren bin ich dann im nachlassenden Regen in meiner dünnen Regenkleidung, denn zu lange warten wollte ich auch nicht. So eine Regenperiode kann auch mehrere Stunden anhalten, was aber bisher selten vorkam.

 

Der Regen ist aber nunmal ein Begleitumstand in dieser Weltregion, umsonst ist die Vegetation natürlich nicht so üppig. In den Palmpflanzungen steht teilweise das Wasser und die Entwässerungsgräben, die überall zwischen Plantagen, neben der Straße, zwischen Gebäudeblocks verlaufen, sind ebenfalls nicht umsonst deutlich stärker dimensioniert, als wir das in unseren Breiten für gewöhnlich tun.

Die letzten zwei Tage über konnte ich mich fast durchgängig von der nationalen Route 5 fernhalten und meist parallel dazu verlaufene Nebenstraßen oder Wirtschaftswege nutzen. Seit Port Dickson wurde der Verkehr immer dichter und die Straße, die weiter südlich in der Provinz Johor eine noch recht beschauliche Landstraße war, wurde bis in die Stadt Klang hinein zu einer 2x dreistreifigen Schnellstraße, auf der ich mich mit meinem Rad und gemeinsam mit dem dicken Vormittagsverkehr dann auch noch über die Brücke am Klang-River schieben musste. Mit Blick auf eine prachtvolle Moschee, direkt am Flussufer gelegen. Na ja, ich hatte vielmehr den Vorteil, dass ich mich mit dem Rad am Stau vorbeimogeln konnte.

 

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Moschee am Rand von Klang

Klang, eine ansonsten nicht besonders hübsche Großstadt, wollte ich möglichst schnell hinter mir lassen. In dem kleinen Nest Telok Pangia Garang hatte ich am Morgen nur schnell zwei Bananen gefrühstückt und ein Stück Kuchenbrot von der Notverpflegung gegessen. Auf Kaffee hatte ich verzichtet, da es in dem fensterlosen Zimmer des Metro Inn Hotels keinen Wasserkocher gab, und bin dann auch ziemlich früh losgefahren. Leichtes Tröpfeln bei 24°.

Viel halte ich sonst ja nicht so sehr von McDonalds, aber zum Frühstücken ist die Kette doch ganz gut geeignet (siehe Singapur). Zuverlässig bekommt man überall die gleiche Qualität, das gleich geformte Rührei und der Kaffe schmeckt meistens schlichtweg nach Kaffee. Da saß ich dann also nach 11 Kilometern Fahrt im leichten Regen und bei schwerem Verkehr auf der überdachten Terrasse einer großen Shopping-Mall mit angeschlossenem McDonalds-Restaurant, aß mein zweites Frühstück und schaute dem Regen zu, der noch nicht nachlassen wollte. Die nassen Regenklamotten zum Trocknen übers Rad gehangen.
Die konnte ich zur Weiterfahrt dann einpacken und musste sie erst am Nachmittag wieder hervorholen (siehe weiter oben).

Auf diesen Nebenstraßen fährt es sich nicht nur sehr viel ruhiger, mehr zu sehen gibt es meistens auch. Und ich werde noch stärker wahrgenommen, als schon an der Hauptstraße. Heute werde ich gleich zweimal an der Strecke gestoppt, von jungen Leuten, die mich unbedingt fotografieren wollen. Ein junger Typ kommt auf seinem ziemlich neuen’Giant‘-Mountainbike hinter mir her (was bei meinem Tempo auch nicht sehr schwer ist) und erklärt mir, dass er erst am Tag zuvor zwei Niederländer auf Fahrrädern hier getroffen hätte, während er mich mit seinem Smartphone fotografiert hat. Einige Zeit später ist es ein junger Militärangehöriger in seinem Auto, der mich etwas ziellos an einer Zeile von Geschäften entlangfahren sieht, als ich gerade nach einer kühlen Cola Ausschau halte. Aus seinem Auto heraus bittet er mich, mich fotografieren zu dürfen, womit ich kein Problem habe.

So gibt es ganz verschiedene und immer wieder überraschende Begegnungen während eines Tages und die mit gleichgesinnten Radreisenden bekommen später noch einen eigenen Eintrag. Bisher sind es fünf, die auf ihren unterschiedlichen Routen auch sehr unterschiedliche Reiseziele haben.

Veröffentlicht in Malaysia

Angenehmes Malaysia

An der Straße von Malakka
An der Straße von Malakka

Malaysia erscheint mir bisher als ein sehr fahrradfreundliches Land. Nach sechs Tagen auf dem Rad bin ich gestern in Port Dickson angekommen, wo ich nun einen Tag Pause mache. Hier gönne ich mir einmal ein Hotelzimmer mit Balkon, sonst sind die preiswerten Standardzimmer, in denen ich übernachte, eher fensterlos. Auf der Uhr stehen bereits knapp über 400 Kilometer, meist in gemächlichem Tempo gefahren. Mal bei bestem Sonnenschein, mal bei Regen lässt es sich entlang der westlichen Küste West-Malaysias sogar recht gut radeln. Ich bin häufig auf der nationalen Route 5, manchmal auf Nebenrouten unterwegs, die manchmal genauso gut ausgebaut sind, aber auch schmal sein können, und auch wenn der Verkehr auf der Hauptstraße manchmal dicht ist, am frühen Nachmittag und am abend z.B., bin ich als Radfahrer doch ziemlich unbehelligt, da der Seitenstreifen der Straße breit genug für mich ist und häufig sogar zu einem eigenen Fahrstreifen für Motorräder und -roller ausgebaut ist. Es wird verhältnismäßig viel Rücksicht genommen.

Eingewöhnt habe ich mich hier recht schnell. Was ich während des Tages auf der Straße an Lebensmitteln brauche, bekomme ich bei einfachen Straßenhändlern oder in Minimärkten in den Dörfern oder kleineren Städten, durch die ich komme. Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, war bisher auch kein Problem, es gibt viel mehr kleinere Hotels, als ich erwartet hatte. Die Zimmer sind oft in sehr gutem Zustand, manchmal gibt es sogar Frühstück.

Auch das Angebot an Restaurants, oder was man hierzulande als solches bezeichnet, ist sehr groß. Chinesische Garküchen sind oft nur am Nachmittag und Abend in Betrieb, indische und thailändische Küche ist eher in den größeren Städten zu finden, aber unterwegs an der Straße gibt es die verschiedensten einfachen Restaurants, teilweise mit vorgekochtem Büffet, manchmal auch mit frischer Zubereitung einfachster Teig- und Eierspeisen.
Vieles erinnert mich an Afrika. Die kleinen, alles für den Alltag verkaufenden kleinen Läden, die Freundlichkeit der Menschen, die hier aber noch dankbarer zu sein scheinen, wenn ich als westlicher Ausländer mich ausgerechnet ihrem kleinen Betrieb gewidmet habe. Sei es, dass ich zwei kühle Flaschen Cola gekauft habe, in dem eher herunter gekommenen kleinen Laden eines älteren Malayen an einer Nebenroute am Rand von Kuala Linggi, der mir eine gute Weiterreise wünscht, oder dass ich im Mini-Restaurant einer kleinen muslimischen Familie, im Schatten mehrerer ausladender Bäume in einer Kurve der Nationalroute 5 Mittagspause mache und mir von deren sogar recht umfangreichem Angebot Reis mit Gemüse und Fisch servieren lasse. Dazu einen lecker gewürzten und gesüßten, warmen Zitronentee.

Die Landschaft ist wunderbar grün und im Sonnenschein mischen sich die vielen blühenden Hecken und Büsche, die an und auf Privatgrundstücken entlang der Straße zu sehen sind, mit in ein helles und farbiges Gesamtbild.
Im Süden Malaysias dominieren Palmen-Plantagen, meist Ölpalmen, seltener auch Kokospalmen. Die Zufahrten in die Parzellen sind meist versperrt, aber dort gibt es viel Schatten unter den Bäumen, weshalb ich immer wieder einmal kurze Pausen ‚unter Palmen‘ mache. Einmal in einer großen, gemischten Plantage, wo zwischen die Kokospalmen noch Kaffee-Büsche gesetzt sind und in regelmäßigen Abständen einfache Bienenstöcke aus längsgeschlitzten, kurzen Abschnitten von Baumstämmen, etwa 50 – 60 cm lang und vielleicht 25 cm im Durchmesser, unter einer kleinen Überdachung platziert sind. Einfachste aber für den Imker praktische Unterbringung eines Bienenvolks. Einige Kilometer hinter dem Ort Pekan Nanas komme ich auf dem Weg nach Pontian Kecil an einem Ananas-Museum vorbei. Verschiedene Sorten sind im weitläufigen Garten des Museums zur Anschauung angebaut.

Tagsüber kann es heiß sein, mit Temperaturen bis 33° im Schatten bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Da bin ich dann froh, auf dem Rad sitzen zu können und den kühlenden Fahrtwind um mich herum zu haben. Natürlich schwitze ich, egal ob die Luft 28° oder mehr hat, aber wehe ich halte an, dann bricht der Schweiß erst richtig aus. Mein Wasserverbrauch ist entsprechend groß.

An einem der Vormittage, als ich im schon intensiven Sonnenschein vielleicht die ersten 15 Kilometer hinter mir habe, hält scharf vor mir ein Werkstattwagen eines der in Malaysia operierenden Mobilfunknetze und der Fahrer steckt mir von seinem Sitz aus eine Dose eines isotonischen Sportgetränks zu (nein, kein Red Bull). Da war ich erst etwas skeptisch, aber habe mich dann gefreut. Der wusste genau, was ich brauche. Mit dem Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen geht auch ein Teil wichtiger Elektrolyte dem Stoffwechsel und der Muskulatur verloren, die ich durch Wasser allein natürlich nicht ersetzen kann. Solch eine ‚Spende‘ kommt mir daher sehr entgegen.

 

Veröffentlicht in Singapur

Sozusagen ein Wasserstart

Nach zwei Tagen verlasse ich heute Singapur in Richtung Johor Bahru, Malaysia. In der Nacht gab es immer wieder kräftige Schauer, so wie auch schon an den Tagen zuvor. Das macht mir ja eigentlich wenig Lust auf die Radreise. Aber gehört der Regen in den Tropen nicht dazu? Was will ich denn aber auch erwarten, auf dem 1. nördlichen Breitengrad und quasi mitten im Indischen Ozean?
Zum Glück hatte ich mich doch noch dazu entschlossen, meine Regenjacke einzupacken, und damit fährt es sich bei dem leichten Dauerregen heute früh sogar ganz gut. Es regnet gleichmäßig bei etwa 24°C und die Jacke hält das Wasser zurück und mich zwar nicht lange trocken, denn natürlich schwitze ich schon recht bald darunter, aber ich kühle in dem Regen wenigstens nicht aus. Als Hose reicht mir ein dünner Windschutz, der sich zwar schnell vollsaugt und auf der Haut klebt, aber eben auch warm hält, und wenn der Regen vielleicht nachlässt, dann auch schnell wieder trocknet.
Von meinen Schuhen bin ich allerdings überrascht. Leichte Gore Tex-Wanderschuhe, die ich erst im Herbst gekauft hatte. Die halten sogar den ganzen Tag über meine Füße trocken.

Frühstücken werde ich unterwegs, ich will möglichst schnell durch das Zentrum der Stadt hindurch sein, weiß nicht wie lange ich an der Grenze zu Malaysia werde warten müssen und stehe deswegen einfach früh auf, esse nur eine Banane und eine Mini-Quiche, die ich gestern zum Schnäppchenpreis in einem Café der Innenstadt bekommen hatte – Abverkauf kurz vor’m Schließen, und fahre dann los.
Neujahrstag in Singapur und Dauerregen – es sind nur wenige Menschen auf den Straßen. Ich halte mich überwiegend auf dem Fuß-/Radweg, der entlang der Hauptstraße fast immer verfügbar ist. Ein betonierter Weg, häufig mit Regenschutz in Form einer Blechüberdachung, vor allem in der Nähe von Metrostationen.
Ich will mich langsam an das Fahren mit Gepäck gewöhnen, orientiere über die zentralen Kreuzungen an der Victoria Street und vorbei an Little India, später entlang der Bukit Timah Road und am Botanical Garden vorbei aus dem zentralen Bereich der Stadt hinaus. An vielen der Ampeln muss ich halten, was unangenehm lange dauern kann. Nach etwa 8 Kilometern rolle ich an einem kleinen McDonalds vorbei und halte spontan an. Erstmal wieder für ungefähr eine halbe Stunde trocknen.
„Happy New Year“ – wünsche ich. Die Mädchen hinterm Tresen sind freundlich drauf und ich genieße ein Frühstück aus gebuttertem Toast, einer Art Rösti, einem in eine rechteckige Form gepressten Rührei und Kaffee, natürlich.

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Leihfahrräder an der Woodlands Road, Bukit Panjang – Singapur

Der Radweg, auf dem ich fahre, schlägt manchmal Haken und an vielen Stellen sind die in Singapur überall mit dem Smartphone ausleihbaren Fahrräder in den Weg gestellt oder sogar geschmissen. Der Weg ist auch eher für diese Räder mit Einkaufskorb am Lenker gedacht, als für den bepackten Radreisenden und an einer der Metrostationen, die auf meinem Weg liegen, wird der Weg durch geparkte Räder dermaßen eng, dass meine linke Vordertasche ein Rad touchiert, ich ins Schlingern gerate und mit der rechten vorderen Tasche gegen die Betonwand der Station stoße, woraufhin es mir das Rad zur linken Seite hinschmeißt. Zum Glück nur ganz langsam und das Rad ist schnell wieder aufgerichtet. Aber der kurze Schreck wirkt, ab hier fahre ich nur noch auf der Straße.

Der konstante Regen lässt den ganzen Vormittag über nicht nach. Erst in Woodlands, kurz vor der Grenze nach Malaysia wird er dünner und die Temperatur steigt schnell von den anfänglichen 24° auf 28°.
Die Grenzstation ist eine recht große Anlage in etwa 20 m Höhe, hat eine direkte Zufahrt von der Autobahn und vom Stadtteil Woodlands aus eine weitere Rampe, an der Fahrräder (und auch Mopeds, Motorräder) offenbar nicht vorgesehen sind. Ich probiere es dennoch an der Rampe für Autos. Oben angekommen, stehe ich plötzlich zwischen zwei Autofahrspuren und sehe ganz links, durch eine für jeweils mehrere Zentimeter unterbrochene Barriere davon getrennt, die ebenfalls von der Autobahn kommende Motorradspur. Auf die wechsle ich nun an einer geeigneten Stelle und fahre dann etwas bestimmter die etwa 50 Meter bis an die Kontrollstelle weiter, wo sich diese Motorradspur in drei Spuren aufteilt. Eine durchaus unübersichtliche Angelegenheit.
Von irgendwo weiter vorne ruft mir jemand zu, ich möge die ganz linke Spur nehmen, und das mache ich dann auch. An einem freien Schalter bekomme ich den Ausreisestempel und dann fahre ich aus der Kontrollstelle wieder hinaus und eine lang gezogene Linkskurve hinunter auf Meeresniveau und auf den etwa 600 Meter langen Damm in Richtung Malaysia.

Veröffentlicht in Singapur

Ordentliche Großstadt

Der Empfang hätte erdender kaum sein können. Mein Fahrrad habe ich bei der Sperrgepäckstelle ausgepackt, aufgebaut und beladen, dabei dauert der Vorgang vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Losschieben des fertigen Rads etwa 2 Stunden. Durch die Zollkontrolle winken mich die lächelnden Beamten freundlich hindurch, Wasser kann ich an einem der Wasserspender im Flughafenterminal noch auffüllen. Jetzt stehe ich draußen in der tropischen Abendwärme vor der Ankunftshalle und suche, ein wenig abseits einer Bushaltestelle, den richtigen Weg zur Stadt. Das restliche Tageslicht wird mir dabei nicht mehr lange helfen.

In vielen Städten Europas und Afrikas konnte ich bisher den jeweiligen Flughafen mit dem Fahrrad direkt erreichen oder direkt von dort weiterfahren. Doch nicht so in Singapur, denn der Polizist, der hinter mir herruft, als ich das Fahrrad auf die Fahrbahn schiebe, erklärt mir eindeutig, dass ich hier nicht Radfahren dürfe und den Versuch auch besser sein lassen sollte. Auf Highways ist das Radfahren gesetzlich verboten und wird mit 100 S$ Strafe geahndet (etwa 60 Euro) und leider gilt die Straßenanbindung des Flughafens als Highway. Dabei wäre nach etwa 3 – 4 km bereits ein Wechsel auf einen Nebenweg möglich (so hatte ich es zumindest geplant), doch die Ordnungsmacht verweist mich an die Flughafen-Info und die verschiedenen ÖPNV-Möglichkeiten sowie Taxis. Metro und Bus scheiden aus, in der Metro sind maximal Falträder erlaubt, doch es gibt einen eigenen Service-Schalter für Großraumtaxis – na immerhin.

So dauert es etwa eine weitere Dreiviertelstunde, bis ich von einem älteren, knochigen Einheimischen dann doch noch in Richtung Downtown gefahren werde, zu meinem Hotel in der Sims Avenue. Es liegt noch wenige Kilometer vom eigentlichen Zentrum entfernt, am Rande eines chinesischen Viertels, und an den nächsten Tagen habe ich dann genügend Gelegenheit, vor allem die verschiedenen Eigenheiten der chinesischen Küche zu probieren.

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Und es gibt noch sehr viel mehr zu entdecken in dieser Großstadt, die bei Touristen in aller Welt so beliebt ist. Auf den ersten Blick vor allem architektonische Highlights, die sich im Zentrum im wahrsten Sinne ‚auftürmen‘. Bei Regenwetter ist es zwischen den Büro- und Geschäftstürmen nicht gar so angenehm und man bleibt im Zweifel einfach drinnen, denn ein umfangreiches Gewirr von Verbindungstunneln an den verschiedenen Metrostationen, lässt einen viele der verteilten Shopping-Zentren auch ohne Kontakt zum Tageslicht erreichen. Wenn man es denn darauf anlegen würde.

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An der Marina Bay und anderen touristisch vermarkteten Punkten trifft man auf die Besucher der Stadt aber wohl bei jedem Wetter.

 

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Die Stadt ist auch sehr grün, hat viele meist kleinere Parkanlagen und an der Ocean Front auch großzügige Beach-Parks. Wo die Vegetation nicht eingedämmt wird, und sei es nur eine kleine Lücke, breitet sie sich ansonsten schnell aus, denn in dem dauerhaft feuchtwarmen Klima kann man dem Wachstum beinahe zusehen.

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Veröffentlicht in Allgemein

Singapur – noch wenige Tage

Reisevorbereitungen – als Nicht-Profi habe ich dafür nie genügend Zeit. Etwa zweieinhalb Wochen vor meinem geplanten Abflug nach Singapur steht aber meine Streckenplanung zu bereits rund 80%, die Taschen sind so gut wie gepackt, Impfungen aufgefrischt und ein Visum für Kambodscha befindet sich auch schon in meinem Pass.

Es wird von Singapur aus nordwärts gehen, bis nach Bankok sogar ziemlich direkt in Richtung Norden. Und das mitten in der Saison des (hoffentlich) trockenen Nordost-Monsuns. Der Wind wird mir quasi immer ein wenig entgegen kommen. Danach will ich mich eine Weile in östlicher Richtung bewegen, bis an den breiten, gemächlich fließenden Mekong heran, um dann in Laos an diesem Strom weiter nordwärts entlang zu fahren.

Von dem mich dort erwartenden, tropischen bis subtropischen Klima habe ich bisher nur gelesen. Radreiseerfahrungen mit dem Fahrrad in feucht-schwüler Luft habe ich bisher nicht gemacht. So betrete ich ab Januar mit dieser Reise durch Südostasien mal wieder Neuland, nicht nur aufgrund des unbekannten Klimas und der Frage, wie ich mich damit arrangieren werde.

Vieles wird anders sein, als ich es bisher in Europa und Afrika während Radreisen erlebt habe. Die Länder sind dichter besiedelt, die Vegetation wird üppiger sein, die Sprachen für mich weniger verständlich. Aber ich werde erstmals auch richtig viel Zeit zur Verfügung haben, um mich über eine (zugegebener Maßen) auch sehr lange Distanz durch einen fremden Teil der Erde zu bewegen.

 

English translation:

I never find enough time to prepare a new journey as a non-professional of travels. But about two and a half weeks ahead to my scheduled departure to Singapore, 80% of the routes that I’ll use are already fixed, the bags are almost stuffed, vaccinations are refreshed and even a visa for Cambodia is alredy attached to my passport

.From Singapore I’ll head northward, as long as to Bankok nearly always directly in the north direction. And this within the season of the (hopefully dry) Northeast Monsun. So I’ll nearly always have the wind in the face. Then I want to move in eastern direction for a while, up to the wide and slowly flowing Mekong River, to follow this river then into Laos and on its eastern banks again northward.

Till now I only could read about the tropic climate of that region. I didn’t get any experiences with such humid hot climate as a traveler by bicycle so far, so from January I’ll enter new territories, and not only because of the unknown climate and the question about how I’ll get familiar with this.

Some things will be different from what I’ve seen and experienced so far, when cycling in Europe and in Africa. The region is more dense populated, vegetation will be greener and much more lucious, but also the spoken languages will be less comprihensible for me. And even it’s a long distance that I want to cover during the next weeks, I can really spend a lot of time for my private little freedom.

Veröffentlicht in Mosambik

Maputo bis Bobole und wieder zurück

Hatte ich mir ursprünglich ein deutlich weiter entfernt gelegenes Ziel gesetzt, so halte ich es nach längerer Überlegung für sinnvoller, meine Reise vorzeitig bereits hier in Maputo zu beenden. Ein Grund alleine führt sicherlich nicht dazu, aber eine Warnung mehr gibt am Ende den Ausschlag, und hier ist eine Gelegenheit für mich, ohne großen zusätzlichen Aufwand die Rückreise anzutreten.

Das nächstgelegene Quartier nördlich von Maputo sollte gleich hinter dem Städtchen Bobole an der EN1, der nach Norden weiterführenden Fernverbindungsstraße liegen. Dies nehme ich mir auch als quasi letzte Etappe vor, bevor ich nach Maputo zurück komme.

Frühstück gibt es bei Fatima’s Place nicht, aber immerhin etwas Kaffee aus der Thermoskanne. Einen Rest Brot habe ich noch, eine Tomate und Erdnussbutter ebenfalls, damit komme ich auch über die Runden. Heute ist wieder herrlich sonniges Wetter und kurz nach 9:00 Uhr verabschiede ich mich in Richtung Avenida da Marginal, einer Uferpromenade die direkt am Strand des Indischen Ozeans in Richtung Norden führt. Kilometerweit weißer Sandstrand, der Sand teilweise am Straßenrand verweht.
Auf dem Weg dorthin komme ich durch das Botschaftsviertel und an moderneren Hotelbauten vorbei, als ich sie bisher in der Innenstadt gesehen habe, dem Radison Blue z.B., das aus zwei geschwungenen Wohntürmen besteht.

Fliegende Händler verkaufen entlang des Strandes vor allem Kokosnüsse, die sie teils kunstvoll schälen und dem potentiellen Kunden zum Ausschlürfen öffnen. Dann liegt rechter Hand der Mercado do Peixe und gleich daneben ein groß angelegtes Restaurant, in dem man die frischen Fische auch gleich essen kann.

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Hier, entlang dieser schön glatt asphaltierten, vierspurigen Straße fährt es sich prima, und dann habe ich in meiner Fahrtrichtung auch noch den Wind im Rücken. So wie gestern schon kommt der inzwischen mehr aus Südosten, als während der letzten Wochen aus Norden. Und am Ende der Promenade: eine Polizeikontrolle. Kurz dahinter verlasse ich die Ausfallstraße und will direkt am Wasser entlang durch den Vorort Costa do Sol weiterfahren, doch das gestaltet sich schwierig, da die schmale Straße zu einer weichen Sandpiste wird, die sich letztlich auch nur parallel zur Hauptstraße durch den Ort zieht.
Kioske, Minigeschäfte, Frauen die Gemüse verkaufen, alles ist da – und lachende Menschen. Es ist heiß, manchmal muss ich schieben, weil der Sand einfach zu weich ist. Bis zurück auf die neu gebaute Umgehungsstraße ist es aber nicht weit, und so fahre ich auf dem Asphalt, manchmal auf dem Seitenstreifen weiter in Richtung Marracuene.

Maputo rüstet sich hier offenbar für die zukünftige weitere Stadtentwicklung in Richtung Norden, denn die Straße führt mit mehreren, bisher im Nichts endenden Verkehrskreiseln durch großflächiges Brachland. Nach 30 km und etwa um die Mittagszeit erreiche ich Marracuene dann auch. Kurz zuvor wird die Nebenstrecke mit der eigentlichen Schnellverbindung von Maputo her, der EN1 zusammengeführt. Der relativ kleine Ortskern ist sozusagen ein Verkehrsknotenpunkt und entsprechend viele Chapas halten hier. Es gibt einige Geschäfte, eine Art Kneipe und ein kleines Restaurant, wobei ich mich nach der kleinen Küche durchfragen muss, da nicht offensichtlich ist, wer denn hier eigentlich das Essen anbietet. Wie so häufig verkauft die Getränke eine andere Person, als eben die Köchin, auch wenn ich als einzelner Gast auf der von beiden angebotenen Terrasse sitze.
Jedenfalls werde ich satt und inzwischen wird auch die Wolkendecke, die sich gebildet hatte, wieder lockerer und die Sonne heizt vorübergehend wieder etwas ein. Bis Bobole wird jetzt das Geländeprofil wieder welliger – wie gemein. Doch die Steigungen bleiben eher kurz und moderat.

Für wenige Kilometer verläuft direkt neben der Straße eine Bahnlinie und überraschender Weise steht da auch plötzlich ein Zug, an dessen Ende sich mehrere Gepäck- sowie ein Güterwagen befinden. Einige Leute sind damit beschäftigt, einen schweren Getreidesack in den seitlich geöffneten Güterwagen zu hieven, während andere aus den Türen weiterer Waggons hinauslehnen. Eine Frau mit in einem Tuch auf den Rücken gebundenem Kleinkind versucht, Obst an Fahrgäste des Zuges zu verkaufen, und irgendwann gibt jemand ein Signal und der Zug setzt sich ganz langsam in Bewegung. Diejenigen, die am Güterwagen beschäftigt waren, springen dort auf und andere klettern schnell zu den Türen einiger der Personenwagen hinauf. Am Anfang des ganzen Gebildes befindet sich eine schwarz geruste Diesellok mit einem kleinen Tankwagen als erstem Wagen direkt dahinter, offenbar kann die Lok selbst nicht genügend Treibstoff transportieren. Es dauert eine Weile, bis der nur langsam beschleunigende Zug außer Sichtweite ist.
Ein Haltepunkt war für mich gar nicht zu sehen und außer einiger lockerer Bebauung in etwas größerem Abstand zu Straße und Bahnlinie ist auch kein Ort auszumachen. Ein Halt auf freier Strecke offenbar.

Kurz hinter dem Ort Bobole verlasse ich die Straße dann auf eine Sandpiste in Richtung der Casa Lisa Lodge. Das Hinweisschild an der Straße sieht etwas in die Jahre gekommen aus und ein zweites Schild weist auf ein weiteres Hotel in der Nachbarschaft hin. Die Zufahrten gabeln sich nach etwa halber Strecke, ohne dass von dem einen noch dem anderen Grundstück oder Gebäuden etwas zu sehen wäre und mir fällt schnell auf, dass dort wo ich hin will gar keine auch nur einigermaßen frischen Reifenspuren im Sand auszumachen sind. Den Grund sehe ich einige Minuten später, denn von der Casa Lisa Lodge, zu der auch ein weitläufiges Campingareal gehört, stehen nur mehr verkohlte Ruinen und im Umkreis einige ausgebrannte ansonsten heruntergekommene, schon offenbar lange Zeit nicht mehr benutzte Chalets. An der ungepflegten Rasenfläche des Campingplatzes ist ein Versorgungsgebäude in Holzbauweise mit hohem Strohdach zwar vorhanden, aber alle Tür- oder Fensteröffnungen sind verrammelt.

 

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Kein Wunder, dass ich auf meine E-Mail-Anfrage vor einigen Wochen keine Antwort bekommen hatte. Das habe ich aber von den wenigsten Gästehäusern, deshalb war das noch lange kein Grund zur Sorge. Dennoch befindet sich ein Mann auf dem Gelände, sitzt unter einem Baum und löffelt einen Teller Reis, als ich mein Rad durch den Sand in Richtung der ehemaligen Rezeption schiebe. Offenbar ein Wächter, der mich begrüßt und sich freut, dass einmal jemand vorbei kommt, habe ich den Eindruck.
Nun ja, bleiben will hier nicht und kehre nach kurzer Besichtigung der Ruinen um, zurück zu der Gabelung, versuche mein Glück nun in Richtung des Blue Anchor Inn, das in Reiseführern als die teurere Alternative der beiden Herbergen erwähnt wird.
Die Toreinfahrt zu dieser Lodge steht zwar offen, als ich dort ankomme, die hinter einer hohen Hecke zuerst sichtbaren Gebäude machen einen intakten und gepflegten Zustand, aber die Fenster sind dunkel und das Grundstück wirkt verlassen.
Sollte ich heute doch insgesamt Pech haben?

Der Eindruck täuscht, denn als ich einem Hinweis an der Tür folgend den Griff drehe und drücke, öffnet sich die Tür in den gemütlich eingerichteten Raum eines Restaurants hinein, in dem einige gedeckte Tische auf Gäste zu warten scheinen. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Rezeption und ein gar nicht so überrascht scheinender freundlicher Herr begrüßt mich.
Ein Zimmer für eine Nacht könne ich haben, sagt er mir, Zelten wäre auf dem Grundstück leider nicht möglich, ansonsten sei man für die nächsten Tage ausgebucht. Das ist dann doch eine kleine Enttäuschung, denn an diesem idyllischen Ort hätte ich es auch etwas länger ausgehalten.

Das Zimmer ist dann eine großzügige Wohnstube mit anschließendem Bad und zwei Betten unter Moskitonetzen in einem der auf dem Grundstück weitläufig verteilten Doppelbungalows. In die andere Hälfte des Häuschens zieht am Abend noch eine dreiköpfige Familie ein, so wie offenbar einige Familien diesen Ort als Zwischenhalt für eine Wochenend- oder auch Ferienreise von Südafrika her auf dem Weg in die Tauchregionen Mosambiks zu nutzen scheinen. Autos und Kleinbusse mit Kennzeichen aus Südafrika waren mir schon den ganzen Tag über immer wieder auf der Straße aufgefallen.

 

Veröffentlicht in Mosambik

Auf dem Weg in die Hauptstadt

Maputo ist eine dieser stetig wachsenden afrikanischen Großstädte, deren Zentrum noch lange nicht absehbar ist, während man schon kilometerweit auf breit ausgebauten Zufahrtsstraßen durch dichte Siedlungsgebiete fährt. Abgesehen vom dann auch nicht mehr abreißenden Straßenverkehr natürlich.

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Der Weg in die Hauptstadt zieht sich. Hatte ich bereits 30 Kilometer hinter Namaacha einen Wegweiser mit 42 Kilometern bis Maputo registriert und mich schon gefreut, dass es heute gar keine 80 Kilometer werden würden, so stand da 10 Kilometer später: ‚Maputo 40‘. Na ja, vermutlich ein sozialistisches Relikt zur Verwirrung des von Swasiland her einrückenden potentiellen Feindes, dachte ich und nahm’s gelassen hin. Mein Ziel im Zentrum der Stadt lag ja fest, ob ich nun eine halbe Stunde früher oder später dort ankommen würde, war belanglos.

Gleich etwa einen Kilometer hinter dem Ortsausgang wartete schon die erste Polizeikontrolle an der Straße. Das Stop-Schild war eindeutig und ich dachte mir – lieber einmal mehr freiwillig kurz stehen bleiben, als von Amts wegen zwangsgebremst zu werden – und wollte kurz grüßen, doch der Mann in Uniform stieg aus seinem geparkten Fahrzeug und bedeutete mir, stehen zu bleiben. Meinen Pass wollte er nicht sehen, denn dass ich gestern erst über die Grenze nach Namaacha gekommen war, hatte er wohl mitbekommen. Er wollte nur wissen, wie weit ich denn zu fahren geplant hätte und wann ich denn ungefähr dort ankommen wolle.
Oha – dachte ich mir, das kann ja doch lustig werden, wenn die Polizei ein ständiges Auge auf mich hat. Es blieb aber der einzige direkte Kontakt mit einem Beamten, trotz noch vieler weiterer Kontrollposten auf der Strecke, bei denen ich ansonsten jeweils freundlich nickend oder grüßend durchgerollt bin.

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Abfahrt in die Ebene

Bis in die Ebene zu fahren, war heute einmal eine schöne Abwechslung zu den bergigen Etappen der vergangenen Tage, wenn man auch hier in Mosambik die Straßen freilich nicht für Radfahrer optimiert hat und insgesamt immer noch 230 Meter an Anstiegen zu bewältigen waren. Außerdem war die Freude schnell etwas getrübt, duch den auffrischenden und jetzt auf Südost drehenden Wind, meiner heutigen Hauptrichtung, und die sich zwischen Namaacha und Boane in den auslaufenden Bergen befindenden Steinbrüche, an denen Kies gewonnen und von dort per LKW in Richtung Hauptstadt transportiert wird.

Abgesehen von der staubigen Luft in der Umgebung dieser insgesamt drei Steinbrüche, stellen die ständig vorbei ziehenden LKW einerseits eine gewisse Belastung für mich als Radfahrer dar, und zweitens verlieren die überladenen Fahrzeuge von ihren nur unzureichend mit meist kaputten Planen abgedeckten Ladeflächen überall und bei jeder Erschütterung einzelne Steinchen, oder auch größere Mengen der Ladung. So kann ich mit meinem Rad gar nicht auf den Seitenstreifen ausweichen, wenn es einmal nötig wäre, da sich hier die verlorenen Steine über viele Kilometer hinweg zu einer mehrere Zentimeter dicken Kiesschicht aufgeschoben hat.

Boane ist ein größeres Provinzstädtchen und offenbar auch größerer Militärstützpunkt. Die Kaserne liegt direkt an der geradlinig in die Stadt und einen Hang hinauf führenden Straße, ein kurzes Stück hinter einem der vielen Polizeiposten, die ich heute sehe, und offenbar befinden sich zur Zeit viel mehr Soldaten in der Kaserne, als die normal aufnehmen kann. Hinter der Einzäunung stehen einige Mannschaftszelte neben den Gebäuden und viele junge Menschen in Tarnuniformen befinden sich auf dem Gelände, Männer wie Frauen. Eine Feldküche verströmt den Geruch von Gegrilltem. Es gehen aber auch viele Zivilisten an der schrägwinklig zur Straße angelegten Zufahrt zu dem mit bunten Fähnchen geschmückten Militärgelände ein und aus.
In dem kurz darauf folgenden Zentrum des Ortes mit kleineren Geschäften und großem Shoprite Supermarkt finde ich auch schnell ein kleines Restaurant, wo ich mich auf die überdachte Terrasse setzen und Mittagspause machen kann. Reis mit etwas Salat und Huhn ist im Angebot und die Portion Reis fällt viel zu üppig aus.

 

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Vorort von Maputo

Bis an die Stadt Matola heran, die dann fast nahtlos in Maputo übergeht, ist für die nächsten etwa 20 Kilometer noch Landwirtschaft im größeren Stil dominierend und entlang der Straße befinden sich vereinzelt Gewerbebetriebe aus dem Transport- und Landmaschinensektor. Daneben finden sich international kooperierende Unternehmen z.b. aus China oder auch aus Portugal. An der Straße werden neben Obst und Gemüse vermehrt auch Setzlinge für Zierpflanzen, Sträucher, Palmen verkauft. Kleine Zöglinge in Kübeln aus schwarzen Plastiktüten.

Maputo ist erreicht, als ich den Umbeluzi überquere und die Straße der ich folge geht in eine vierspurig ausgebaute Schnellstraße über, an deren Ende offenbar eine Mautstation wartet. Doch ganz so weit fahre ich nicht, wechsele vorher schon auf eine das Zentrum weitläufig umgehende Querverbindung und stürze mich dort in das Verkehrsgetümmel des Distriktes Mafalata. Kleine Tuk-Tuks ziehen hupend und nach Zweitaktöl stinkend vorbei, überladene LKW blasen ächzend ihre schwarzen Abgase über die Straße, eine Polizeikontrolle hinter einer Kreuzung hält einmal mehr den Verkehr auf.

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Kunstvolle Werkstattwerbung an der Straße

Die Straße zieht dann in einer weiten Kurve in eine großflächige Senke ohne Bebauung hinunter, offenbar ein größeres Feuchtgebiet in dem Gemüseanbau auf vielen kleinen Parzellen betrieben wird. Dann sind in der Ferne auch schon die Hochhäuser des Zentrums der Stadt zu sehen und Wohnquartiere unterschiedlicher Qualität breiten sich entlang der bald erneut vierspurig ausgebauten Straße aus. Rechter Hand mehrstöckige Wohnblöcke, linker Hand einfachste Hütten und Häuschen bis dicht an die mit einer hohen Böschung eingefassten Straße heran. Die Fahrtrichtungen der Schnellstraße werden von einem breiten Wassergraben getrennt, der vermutlich von beiden Seiten all das wegtransportiert, was legal oder illegal dort eingeleitet oder abgekippt wird.

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Von dieser Zufahrt ins Zentrum endlich herunter, befinde ich mich schnell in einem Innenstadtbereich mit überwiegend zwei- bis dreigeschossiger Bebauung in hübscher portugiesischer Kolonialarchitektur, folge einem Straßenzug, der durch alten Baumbestand auch überraschend grün und schattig ist. In der schmalen Straße ist Verkehrsstau, was mich aber nicht weiter stört, da ich mit dem Fahrrad gut an der Fahrzeugschlange vorbei komme. Viele Straßen der Innenstadt sind nach ehemaligen Diktatoren afrikanischer Staaten oder nach Persönlichkeiten aus kommunistischen Zeiten benannt, so liegt mein Ziel dann in der Avenida Mao Tse Tung, nicht weit von der Kreuzung mit der Avenida Vladimir Lenine.

Dieser Innenstadtteil liegt auf einer leichten Anhöhe und das Ufer des Indischen Ozeans befindet sich keine 2 Kilometer weit davon entfernt.

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Neues Land, neue Eindrücke

Mosambik ist anders. Gleich hinter der Grenzschranke herrschen buntes Treiben und Handel mit Obst und Gemüse und einfachen Haushaltsdingen direkt an der Straße. Der Nordosten Swasilands war dagegen fast verwaist, das Grenzstädtchen Lomahasha bestand aus wenigen gemauerten Häuschen mit Blechdächern. Nach einem Geschäft, in dem man mir eine kühle Cola verkaufen würde, musste ich suchen. Aber es gab dann eines. Die Hänge der umliegenden Höhenzüge dort waren mit trockener Vegetation überzogen, ab und an ein Dorf aus Rundhütten. Eigentlich nicht typisch für Swasiland, wie ich es bisher gesehen hatte.

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Umgebung von Lomahasha

Mosambik ist dann zunächst etwas grüner und das kleine Städtchen Namaacha, mosambikanischer Grenzort mit viel gut erhaltener Bausubstanz aus Kolonialzeiten, ist dann ein starker Kontrast. Schöne Landhäuschen entlang der Hauptstraße, hinter niedrigen Mauern oder hübsch eingefassten Zäunen, mit gepflegten Gärten, teils mit privatem Gemüseanbau, erinnert tatsächlich ein wenig an Portugal. Also punktuell zumindest.

Der Grenzposten selbst wird nicht nur von auffallend vielen Grenzpolizisten, sondern offenbar auch von Militärpolizei kontrolliert. Bevor sich mir die Schranke öffnet (ohne Schrankenpass, wie kurz zuvor noch beim Verlassen von Swasiland), unterhält sich ein in Khaki uniformierter, pausbackiger junger Mann noch ruhig mit mir über mein Reiseziel und empfiehlt mir, wenn ich doch jetzt nach Maputo käme, ganz ruhig zu machen, nichts zu übereilen. Was er wohl meint?

Hier in Namaacha aber will ich heute erstmal bleiben, das Limbombos Hotel ist dann nach zwei Kilometern gemütlichen Rollens und Staunens über eine Facette Afrikas, die ich so noch nicht kannte, nicht zu übersehen. Ein sozialistischer Paradebau, könnte man meinen. Gegenüber auf einem Hügel und neben der Ruine eines großen Kirchenbaus sitzt ein Teil der Regionalverwaltung. Vielleicht sind deshalb auch so viele der alten Häuser gepflegt und bewohnt.

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Das einzige und beste Hotel im Ort

Danach folgt entlang der Straße das ‚afrikanischere‘ Zentrum des Ortes mit einer kleinen, in drei Richtungen offenen Markthalle und verschiedenen kleineren Alltagsgeschäften. Daneben dann eine Bank, deren beide Automaten kein Geld ausspucken wollen und in der die Leute Schlange vor den zwei Schaltern stehen, hinter denen unheimlich viel Papierarbeit geleistet wird. Meine Euro und die restlichen Rand will man aber nicht in Meticais umtauschen, da ich kein Konto bei der Bank habe.
Tja, was nun? An der Grenze wollte ich bei den aufdringlichen Geldwechslern, wenn auch unter den Augen der Behörden, kein Geld tauschen, da mir die genannten Kurse zu suspekt waren. Aber Geld brauche ich, auch wenn ich das Hotel in US$ bezahlen kann, denn sonst bekomme ich weder Lebensmittel aus der Markthalle noch eine neue SIM-Karte für mein Mobiltelefon, noch Wasser, noch sonstwas.

Wie Zufälle dann so sind steht unter den Wartenden in der Bank auch ein europäisch aussehender älterer Herr. Ein Portugiese, wie er sich dann vorstellt, der durchaus Euro und Rand gebrauchen kann, weil diese Währungen andersherum in Namaacha eben schwer zu bekommen sind. Er lebt in dem Ort, arbeitet für den Betreiber der Mineralwasserquellen (aha, deshalb die so gut ausgebaute Stadt schon zur Kolonialzeit) und kauft mir kurzerhand mein Geld ab, zum bankaktuellen Kurs, was mir natürlich auch recht ist.

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Mainroad in Namaacha

Auf dem Markt bekomme ich dann Tomaten, Zwiebel und Paprika; bei einem Bäcker auch noch zwei Brötchen, bei einem malaysischen Händler Wasser und Obstsaft und im Hotel mache ich mir für den ersten Hunger dann einen Salat – aus Tradition und in Erinnerung an einige ‚Salat-Abende‘ mit den Mitradlern im vergangenen Jahr bei einer Reise durch Tansania.

Was war das doch noch eine Tortur heute mittag beim Aufstieg zum Pass mit der Grenzstation. Vom Ndlovu-Camp aus ging es schnurgerade aus dem Hlane Nationalpark wieder hinaus und nach 10 km durch die üppig grünen, weil ständig bewässerten Zuckerrohrplanzungen bei Simunye. In dem Ort konnte ich mich mit frischen Obst versorgen, das ich unterwegs bei meinen vielen Pausen dann gut gebrauchen konnte.

Dass ich nochmal über einen etwa 500 Meter hohen Berg fahren musste, war mir ja klar, dass sich dies aber auf etwa 20 km hinzog, bei Steigungen mal wieder bis 8%, mit anschließenden Gefällestrecken und mehrfach erneutem Anstieg, konnte ich nur ahnen. Einer der jungen Polizisten an der Schranke von Swasiland, war dann auch etwas aus dem Häuschen, als er mich mit dem Rad sah und auch noch hörte, das ich aus Berlin stamme. Selbst (Renn)radfahrer und Kenner von Berlin aus verschiedenen Fernsehfilmen, war er an meinem Rad interessiert, an seine Details und bat mich um Unterstützung bei seinem Radtraining für Rennen in Südafrika. Ja ja, dachte ich, da bist du schon der Zweite – nach einem der jungen Hotelangestellten des The George Hotels in Manzini.

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Gepflegtes Grundstück in Namaacha
Veröffentlicht in Allgemein, Swasiland

Kleiner Park mit großen Werten

Von der Trockenzeit sehr stark gezeichnet und verglichen mit anderen Parks in  Botswana oder Südafrika eher ein Klecks auf der Landkarte, so beherbergt der Hlane Royal National Park doch eine ganze Reihe von Arten. Neben den Giraffen, die ich gestern in der Nähe der Durchgangsstraße gesehen hatte, wenigstens auch noch Impalas, Kudus und Wildbeests, die für die ebenfalls vorhandenen zwei größeren Löwenrudel die Hauptnahrungsquelle darstellen, dann noch Warthogs, Elefanten und Flusspferde sowie eine geheime Zahl von Breitmaulnashörnern. Abgesehen von ebenfalls einer ganzen Reihe von Vogelarten.

Etwas davon wollte ich ja gerne sehen, außer den drei reglos im nahe des Camps gelegenen Wasserloch stehenden Hippos. Wie drei abgerundete Felsen inmitten dieses größeren Teichs, ragt jeweils nur ein Teil des Rückens der Tiere aus dem Wasser, und würden sie sich nicht doch ab und zu bewegen, ein Ohrenpaar über die Wasseroberfläche hinaus schieben, oder sich mit der breiten Schnauze einen Schwall Wasser über den Rücken werfen, man würde sie glatt übersehen.

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Bei meiner Ankunft gestern hatte ich mich gleich danach erkundigt, ob am nächsten Morgen früh eine Pirschfahrt durch den Park angeboten würde, aber mangels Interesse war keine angesetzt. Lediglich für den selben Nachmittag noch, also quasi gleich, waren wohl schon vier Personen eingeschrieben und ich zögerte nicht lange und ließ mich schnell noch auf die Liste setzen. Um 16:00 Uhr sollte es losgehen, es war bereits 10 nach drei und so musste ich schnell mein Zelt aufbauen und einräumen, denn nach der Rückkehr von dem Ausflug (immerhin 2,5 Stunden) würde es bereits dunkel sein.
Auf das Duschen verzichtete ich und zog nur schnell lange Sachen an, um später, wenn die Sonne hinter den Horizont getaucht war, nicht im Fahrtwind des offenen Geländewagens zu frieren. Diese Erfahrung hatte ich schon einmal gemacht. Dann ließ ich mich gemeinsam mit zwei weiteren Deutschen und zwei Südafrikanern durch den Busch schaukeln.

Der Guide kennt natürlich sein Terrain und weiß wo er sehr wahrscheinlich welche Tiere finden wird, um sie uns Gästen zu präsentieren und dabei möglichst viele schöne Fotopositionen für uns zu arrangieren. Mit den Breitmaulnashörnern hatte er es nicht schwer, drei davon befanden sich gerade in der Nähe des Wasserlochs, vier weitere stöberte er in etwas größerem Abstand dazu auf. Vier Mädchen offenbar, wobei eine ‚den Hut aufhatte‘ und sich damit beschäftige, uns auf Abstand zu halten bzw. wieder loszuwerden. Nicht gereizt, nicht aggressiv, aber bestimmt.
Das war auch schon das Highlight des späten Nachmittags und offenbar auch das größte lebende Kapital des Parks.

 

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Zu dem Wasserloch vor der Terrasse des Restaurants des Camps, kommen die Tiere aber auch von allein, man muss ihnen jetzt zum Ende der Trockenzeit gar nicht hinterher fahren. Es ist nur schwer zu sagen, wann mal wieder eines vorbei schaut. Heute ist ein etwas heißerer Tag, die Sonne beginnt bereits am frühen Vormittag unerträglich zu werden und ich verbringe die Zeit überwiegend faul im Schatten eines der großen, ringsum offenen Rondavels. Ein Pausentag, denn die Beine einfach nur mal auszustrecken, ist auch wichtig.
Später, nach der größten Tageshitze, als ich mir die abgelegeneren Bereiche des Camps näher anschaue, tut sich dann auch am Wasserloch etwas mehr. Erst ist zunächst nur eine Gruppe Impalas in den Sträuchern, die etwas Abseits des Wassers wachsen, auf Nahrungssuche. Dann kommt eines der Rhinozerosse gemächlich ans Wasserloch spaziert, sondiert die Lage und setzt sich nach kurzer Zeit rücklinks in ein Schlammloch am Rand des Wassers und legt sich dann auf eine Seite.
Etwas später kommen noch zwei Elefanten etwas forscher aus dem Hintergrund an die Böschung des Wasserlochs heran gewandert, stürmen beinahe in das Wasserloch hinein, bespritzen sich mit Schlamm und saufen von dem Wasser.

Die Hippos lassen sich von all dem nicht aus ihrer Ruhe bringen, ja würdigen die Anderen nicht einmal eines Blickes.
Selbst lange nach Sonnenuntergang stehen die Drei dann immer noch in der Mitte des Wasserlochs, warten, bis auch die Dämmerung vorrüber ist, die den Himmel nach vielen verschiedenen Orange- und Rotnuancen langsam grau und dunkel werden lässt. So lange bis ich sie als Beobachter nicht mehr vom Grau der Umgebung des Wasserlochs unterscheiden kann. Dann erst stapfen sie schweren Schrittes geräuschvoll aus dem Wasser. Das Glucksen und Klatschen lässt aber schnell wieder nach und von den Tieren ist dann nichts mehr zu hören.

Über dem Horizont genau hinter dem Wasserloch und dem trockenen Busch färbt sich der Himmel dann erneut orangerot. Erst nur an einer Stelle, dann über einen immer breiter werdenden Bereich, und darüber steigt dann schwarzer Rauch in den Himmel, eine erst unscheinbare Rauchsäule, die sich zu einer gewaltigen Wolke auswächst und irgendwann in der Dunkelheit wieder verschwindet. Kein Buschfeuer, sondern gezieltes Abbrennen eines der Zuckerrohrfelder, etwa 10 km weiter nördlich bei Simunye. Das Röhricht erntet sich leichter, wenn alle trockenen Bestandteile schon vorher entfernt wurden, sagt einer der Ranger des Parks. – Hm, überlege ich, toller Umweltschutz – und den Fallout in Form feiner Ascheflocken sieht man dann auch noch am nächsten Tag immer wieder mal zu Boden segeln.

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