Es gibt viele Inseln in diesem längsten Fluss Asiens, allein hier im Süden von Laos sollen es 4000 sein. Was alles dazu zählt, ob jede einzelne Grassode, die aus dem Wasser ragt, oder ob nur bewohnte Inseln dazu zählen – ich kann es nicht sagen. Drei davon sehe ich mir näher an – Don Det, Don Som und Don Khong – und springe dazu mit unterschiedlichen Booten von Insel zu Insel, denn die Verbindungen zwischen den besiedelten Inseln sind gut organisiert, zu Preisen zwischen 10.000 und 20.000 Kip, je nach Streckenlänge. Don Det ist z.B. sehr beliebt bei Backpackern und der Ticket-Verkauf für die Überfahrt läuft in Nakasong am östlichen Ufer des Flusses an einem eigens errichteten Counter. In Nakasong enden all die Busverbindungen, die Leute zu den Inseln bringen, und um die frühe Mittagszeit ziehen dort Dutzende von Touristen mit bunten Rucksäcken bepackt die schattenfreie Hauptstraße entlang vom Sammelparkplatz der Busse zum Flussufer und zu den dort liegenden, bzw. pendelnden Booten.
Zwischen all diese Rucksackträger will ich mich mit dem Fahrrad nun nicht gerade drängen und setze mich in den Schatten eines kleinen Restaurants oberhalb des Flussufers und esse erst eine – Nudelsuppe, es gibt hier mal wieder eine. Kurz zuvor hatte ich am Ortseingang von Nakasong, im Laden eines Smartphone-Händlers Esther und Vassiliy getroffen, eine Vietnamesin und einen jungen Russen auf gemeinsamer Radreise von Jakarta nach Hanoi. Die beiden hatten das gleiche Problem wie ich, nämlich eine hiesige SIM-Karte für den mobilen Internet-Zugang gekauft, die nicht richtig funktionierte, und ließen sich nun helfen. Meine Karte, die ich schon gestern gekauft hatte, musste lediglich für das gewünschte Internet-Package aktiviert werden. Das dauerte nur wenige Minuten, aber bei den Beiden schien das Problem etwas größer zu sein.
Südlich von Ban Thakho, wo ich meine erste Nacht in Laos verbracht habe, tosen die Wassermassen des Mekong einige Stromschnellen und kleinere Wasserfälle hinunter. Ein nettes Naturschauspiel, das hier touristisch noch eher bescheiden aufgezogen wird, abgesehen, dass man selbst fürs Fahrrad eine Parkgebühr bezahlen und dann für den Zugang zu den Aussichtspunkten ein Ticket kaufen muss. Es gibt ein View-Restaurant und ein Café und wenn man früh am Morgen dorthin kommt, dann hat man den kleinen Park fast für sich alleine. Selbst die Souvenir-Händler sind dann noch nicht alle am Start.
Die Aussicht ist jetzt nicht so übermäßig spektakulär, der Wasserstand des Mekong auch verhältnismäßig niedrig, trotzdem wollte ich die Wasserfälle einmal gesehen haben, wenn ich schon hier in der Nähe bin. So habe ich heute einen eher geruhsamen Tag, denn auch auf den Inseln mache ich nur wenig Strecke und komme nicht besonders schnell vorwärts, denn Straßen sind rar, schmale Wirtschaftspfade bilden dort das Verbindungsnetz, das sich über die verschiedenen Bootsverbindungen über eine ganze Reihe von Inseln erstreckt.
Gestern Nachmittag war ich nach einer harten Etappe entlang der NR7, die Teil des Asia-Highways AH-11 ist, nach Laos eingereist und nur wenige Kilometer hinter der Grenze in einem einfachen Motel abgestiegen. Diese NR7 ist größtenteils eine schlechte Piste aus losem Laterit-Granulat und sich auflösendem Betonunterbau, manchmal ist die Straße vorübergehend auch asphaltiert,oft ist es ein ständiger Wechsel.
Glücklicherweise ist das Verkehrsaufkommen aber relativ gering, dafür, dass es sich um eine internationale Fernverbindung handelt. Deswegen lassen sich die etwa 60 km zwischen Stung Treng und der Grenzstation auch ganz gut fahren, trotz schlechter Versorgungslage. Restaurants gibt es wenige entlang dieser Strecke und eines, dass mir auch tatsächlich etwas zu essen bieten konnte, habe ich erst nach rund 50 km gefunden. Ein karger Landstrich, in dem die eine größere Bananen-Plantage, an der ich vorbeikomme, irgendwie fehlplatziert wirkt.
Der Grenzübergang von Kambodscha nach Laos wirkte dann irgendwie auch wie tot. Der Schlagbaum blieb unten, als ich mich näherte. Also Kopf einziehen und drunter durchrollen, ein einheimischer Mopedfahrer macht es in umgekehrter Richtung genauso. Die Ausreise aus Kambodscha geht schnell vonstatten. Nochmal die Fingerabdrücke scannen, Abschiedsfoto und Tschüss. Auch auf der Seite von Laos bleibt der Schlagbaum unten und hier stehen auch noch einige Personen aus dem thailändischen Reisebus, der einige Minuten bevor ich die Grenze erreicht hatte, an mir vorbei gefahren war, an den beiden Schaltern an. Aber ich habe Zeit, muss noch einen Einreisezettel ausfüllen, der dann später in meinen Pass geheftet wird. Als erstes wird aber von einer Sanitäterin meine Körpertemperatur erfasst – ich könnte ja Fieber haben.
Ich erinnere mich, dass vor sechs Jahren, als ich die Grenze zwischen Simbabwe und Sambia überquert hatte auch als erstes jemand im weißen Kittel die Körpertemperatur aller Einreisenden kontrolliert hatte. Das Gleiche später am Flughafen von Windhoek in Namibia. Schon komisch: irgendeine Epidemie ist immer.
Hier verlangt man nach kurzer Prüfung des ausgefüllten Zettels und des Visums in meinem Pass noch 2 Dollar Stempelgebühr, eine interessante Erfindung. Als ich noch um einen Stempel für mein Tagebuch bitte, macht man mir klar, dass ich doch weiterfahre solle. Schade.
Die Qualität der Straße wird dann geringfügig besser und kurz hinter der Grenze weist ein Kilometerstein darauf hin, dass es noch 823 km bis nach Vientiane sind. Eine Strecke, die ich mir auf die kommenden zwei Wochen aufteile, nicht immer nur der Fernstraße 13 nach, als die sie hier in Laos ausgewiesen ist. Der Mekong hat schließlich zwei Uferseiten und eben viele Inseln, auf denen ich heute schon mal angefangen habe.