Veröffentlicht in Malaysia

Wetterwechsel und Pausen

Der Schauer geht schnell vorbei, etwa eine Dreiviertelstunde lang regnet es wie aus Kübeln, dann wird es heller und der Regen wird dünner. Die Wolken bekommen wieder Konturen, die Schwalben fliegen wieder viel höher und der Regen hört schnell auf. Auch die drückende Wärme setzt schnell wieder ein.
Heute habe ich Glück und finde ein Quartier noch bevor der Regen stark wird, obwohl die hochsteigende Wolkenwand schon länger den Schauer angekündigt hat.
Nachmittags ist die Luft meist schwül-warm, eine Wolkendecke hat sich ab etwa der Mittagszeit aus Quellwolken gebildet und über mehrere Stunden immer weiter verdichtet, das T-Shirt klebt längst am Körper vom nicht mehr verdunstenden Schweiß, da macht ein bisschen Regen wenig Unterschied – ein richtiger Schauer ist aber doch etwas Anderes. Bin also ganz zufrieden, heute noch mehr oder weniger ‚trocken‘ in Sabak Bernam angekommen zu sein. Als ich mir einen Teil des Ortes angesehen und mich für das abseits der Hauptstraße liegende Dragon Inn entschieden habe und dort einchecke, beginnt der Regen richtig.

Gestern durfte ich meine Regenhaut gleich mehrmals anziehen, konnte aber einen lang anhaltenden Schauer am frühen Nachmittag in einem überdachten Restaurant am Ortsausgang von Kapar ‚absitzen‘, dabei dann auch noch gut essen, denn der grinsende, korpulente Koch war so nett, seine Empfehlung für mich auch gleich frisch zuzubereiten. Da war der Schauer Nebensache. Nudeln (oft steht nur Reis zur Auswahl) mit etwas Blattgemüse (Spinat ähnlich, meist mit Chili versetzt), Gurkenschnitze und dünn paniertem Tofu, grob gehackt, in einer hellen Erdnusssoße mit deutlicher aber milder Würze. Außerdem ein halbiertes, hart gekochtes Ei. Manchmal ist die malaysische Küche schlicht, schmeckt und macht richtig satt. Solch eine Portion kostet inkl. einem gesüßten Kaffee unter zwei Euro.

Die Art der Kaffee-Zubereitung ist eine eigene Erwähnung wert. Gab es in Singapur hauptsächlich löslichen Kaffee, außer bei Starbucks, Costa oder anderen Ketten vielleicht und sicherlich auch in den etwas luxuriöseren Hotelrestaurants, so wird der Kaffee hierzulande in der Regel mit einem strumpfähnlichen Sack gefiltert, wobei der Inhalt offenbar auch mehrmals verwendet wird, direkt in ein Glas abgefüllt und dann mit Milch serviert, es sei denn man redet dem Wirt die Milch aus. Zucker ist jedenfalls immer enthalten, in einer dicken Schicht am Boden des Glases. Dort würde sich auch zuerst die Milch befinden, wenn man nicht darauf verzichtet. In der Regel ist es dickflüssige, gesüßte Kondensmilch, die man schon kräftig rühren muss, damit sie sich vom Boden aus im gesamten Glas verteilt.
Wenn man als Radfahrer einen erhöhten Energiebedarf hat, dann schmeckt dieser Kaffee richtig gut, zumal er auch immer mit leicht würziger Note von Anis und Kardamom daher kommt.

Weitergefahren bin ich dann im nachlassenden Regen in meiner dünnen Regenkleidung, denn zu lange warten wollte ich auch nicht. So eine Regenperiode kann auch mehrere Stunden anhalten, was aber bisher selten vorkam.

 

Der Regen ist aber nunmal ein Begleitumstand in dieser Weltregion, umsonst ist die Vegetation natürlich nicht so üppig. In den Palmpflanzungen steht teilweise das Wasser und die Entwässerungsgräben, die überall zwischen Plantagen, neben der Straße, zwischen Gebäudeblocks verlaufen, sind ebenfalls nicht umsonst deutlich stärker dimensioniert, als wir das in unseren Breiten für gewöhnlich tun.

Die letzten zwei Tage über konnte ich mich fast durchgängig von der nationalen Route 5 fernhalten und meist parallel dazu verlaufene Nebenstraßen oder Wirtschaftswege nutzen. Seit Port Dickson wurde der Verkehr immer dichter und die Straße, die weiter südlich in der Provinz Johor eine noch recht beschauliche Landstraße war, wurde bis in die Stadt Klang hinein zu einer 2x dreistreifigen Schnellstraße, auf der ich mich mit meinem Rad und gemeinsam mit dem dicken Vormittagsverkehr dann auch noch über die Brücke am Klang-River schieben musste. Mit Blick auf eine prachtvolle Moschee, direkt am Flussufer gelegen. Na ja, ich hatte vielmehr den Vorteil, dass ich mich mit dem Rad am Stau vorbeimogeln konnte.

 

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Moschee am Rand von Klang

Klang, eine ansonsten nicht besonders hübsche Großstadt, wollte ich möglichst schnell hinter mir lassen. In dem kleinen Nest Telok Pangia Garang hatte ich am Morgen nur schnell zwei Bananen gefrühstückt und ein Stück Kuchenbrot von der Notverpflegung gegessen. Auf Kaffee hatte ich verzichtet, da es in dem fensterlosen Zimmer des Metro Inn Hotels keinen Wasserkocher gab, und bin dann auch ziemlich früh losgefahren. Leichtes Tröpfeln bei 24°.

Viel halte ich sonst ja nicht so sehr von McDonalds, aber zum Frühstücken ist die Kette doch ganz gut geeignet (siehe Singapur). Zuverlässig bekommt man überall die gleiche Qualität, das gleich geformte Rührei und der Kaffe schmeckt meistens schlichtweg nach Kaffee. Da saß ich dann also nach 11 Kilometern Fahrt im leichten Regen und bei schwerem Verkehr auf der überdachten Terrasse einer großen Shopping-Mall mit angeschlossenem McDonalds-Restaurant, aß mein zweites Frühstück und schaute dem Regen zu, der noch nicht nachlassen wollte. Die nassen Regenklamotten zum Trocknen übers Rad gehangen.
Die konnte ich zur Weiterfahrt dann einpacken und musste sie erst am Nachmittag wieder hervorholen (siehe weiter oben).

Auf diesen Nebenstraßen fährt es sich nicht nur sehr viel ruhiger, mehr zu sehen gibt es meistens auch. Und ich werde noch stärker wahrgenommen, als schon an der Hauptstraße. Heute werde ich gleich zweimal an der Strecke gestoppt, von jungen Leuten, die mich unbedingt fotografieren wollen. Ein junger Typ kommt auf seinem ziemlich neuen’Giant‘-Mountainbike hinter mir her (was bei meinem Tempo auch nicht sehr schwer ist) und erklärt mir, dass er erst am Tag zuvor zwei Niederländer auf Fahrrädern hier getroffen hätte, während er mich mit seinem Smartphone fotografiert hat. Einige Zeit später ist es ein junger Militärangehöriger in seinem Auto, der mich etwas ziellos an einer Zeile von Geschäften entlangfahren sieht, als ich gerade nach einer kühlen Cola Ausschau halte. Aus seinem Auto heraus bittet er mich, mich fotografieren zu dürfen, womit ich kein Problem habe.

So gibt es ganz verschiedene und immer wieder überraschende Begegnungen während eines Tages und die mit gleichgesinnten Radreisenden bekommen später noch einen eigenen Eintrag. Bisher sind es fünf, die auf ihren unterschiedlichen Routen auch sehr unterschiedliche Reiseziele haben.

Veröffentlicht in Malaysia

Angenehmes Malaysia

An der Straße von Malakka
An der Straße von Malakka

Malaysia erscheint mir bisher als ein sehr fahrradfreundliches Land. Nach sechs Tagen auf dem Rad bin ich gestern in Port Dickson angekommen, wo ich nun einen Tag Pause mache. Hier gönne ich mir einmal ein Hotelzimmer mit Balkon, sonst sind die preiswerten Standardzimmer, in denen ich übernachte, eher fensterlos. Auf der Uhr stehen bereits knapp über 400 Kilometer, meist in gemächlichem Tempo gefahren. Mal bei bestem Sonnenschein, mal bei Regen lässt es sich entlang der westlichen Küste West-Malaysias sogar recht gut radeln. Ich bin häufig auf der nationalen Route 5, manchmal auf Nebenrouten unterwegs, die manchmal genauso gut ausgebaut sind, aber auch schmal sein können, und auch wenn der Verkehr auf der Hauptstraße manchmal dicht ist, am frühen Nachmittag und am abend z.B., bin ich als Radfahrer doch ziemlich unbehelligt, da der Seitenstreifen der Straße breit genug für mich ist und häufig sogar zu einem eigenen Fahrstreifen für Motorräder und -roller ausgebaut ist. Es wird verhältnismäßig viel Rücksicht genommen.

Eingewöhnt habe ich mich hier recht schnell. Was ich während des Tages auf der Straße an Lebensmitteln brauche, bekomme ich bei einfachen Straßenhändlern oder in Minimärkten in den Dörfern oder kleineren Städten, durch die ich komme. Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, war bisher auch kein Problem, es gibt viel mehr kleinere Hotels, als ich erwartet hatte. Die Zimmer sind oft in sehr gutem Zustand, manchmal gibt es sogar Frühstück.

Auch das Angebot an Restaurants, oder was man hierzulande als solches bezeichnet, ist sehr groß. Chinesische Garküchen sind oft nur am Nachmittag und Abend in Betrieb, indische und thailändische Küche ist eher in den größeren Städten zu finden, aber unterwegs an der Straße gibt es die verschiedensten einfachen Restaurants, teilweise mit vorgekochtem Büffet, manchmal auch mit frischer Zubereitung einfachster Teig- und Eierspeisen.
Vieles erinnert mich an Afrika. Die kleinen, alles für den Alltag verkaufenden kleinen Läden, die Freundlichkeit der Menschen, die hier aber noch dankbarer zu sein scheinen, wenn ich als westlicher Ausländer mich ausgerechnet ihrem kleinen Betrieb gewidmet habe. Sei es, dass ich zwei kühle Flaschen Cola gekauft habe, in dem eher herunter gekommenen kleinen Laden eines älteren Malayen an einer Nebenroute am Rand von Kuala Linggi, der mir eine gute Weiterreise wünscht, oder dass ich im Mini-Restaurant einer kleinen muslimischen Familie, im Schatten mehrerer ausladender Bäume in einer Kurve der Nationalroute 5 Mittagspause mache und mir von deren sogar recht umfangreichem Angebot Reis mit Gemüse und Fisch servieren lasse. Dazu einen lecker gewürzten und gesüßten, warmen Zitronentee.

Die Landschaft ist wunderbar grün und im Sonnenschein mischen sich die vielen blühenden Hecken und Büsche, die an und auf Privatgrundstücken entlang der Straße zu sehen sind, mit in ein helles und farbiges Gesamtbild.
Im Süden Malaysias dominieren Palmen-Plantagen, meist Ölpalmen, seltener auch Kokospalmen. Die Zufahrten in die Parzellen sind meist versperrt, aber dort gibt es viel Schatten unter den Bäumen, weshalb ich immer wieder einmal kurze Pausen ‚unter Palmen‘ mache. Einmal in einer großen, gemischten Plantage, wo zwischen die Kokospalmen noch Kaffee-Büsche gesetzt sind und in regelmäßigen Abständen einfache Bienenstöcke aus längsgeschlitzten, kurzen Abschnitten von Baumstämmen, etwa 50 – 60 cm lang und vielleicht 25 cm im Durchmesser, unter einer kleinen Überdachung platziert sind. Einfachste aber für den Imker praktische Unterbringung eines Bienenvolks. Einige Kilometer hinter dem Ort Pekan Nanas komme ich auf dem Weg nach Pontian Kecil an einem Ananas-Museum vorbei. Verschiedene Sorten sind im weitläufigen Garten des Museums zur Anschauung angebaut.

Tagsüber kann es heiß sein, mit Temperaturen bis 33° im Schatten bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Da bin ich dann froh, auf dem Rad sitzen zu können und den kühlenden Fahrtwind um mich herum zu haben. Natürlich schwitze ich, egal ob die Luft 28° oder mehr hat, aber wehe ich halte an, dann bricht der Schweiß erst richtig aus. Mein Wasserverbrauch ist entsprechend groß.

An einem der Vormittage, als ich im schon intensiven Sonnenschein vielleicht die ersten 15 Kilometer hinter mir habe, hält scharf vor mir ein Werkstattwagen eines der in Malaysia operierenden Mobilfunknetze und der Fahrer steckt mir von seinem Sitz aus eine Dose eines isotonischen Sportgetränks zu (nein, kein Red Bull). Da war ich erst etwas skeptisch, aber habe mich dann gefreut. Der wusste genau, was ich brauche. Mit dem Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen geht auch ein Teil wichtiger Elektrolyte dem Stoffwechsel und der Muskulatur verloren, die ich durch Wasser allein natürlich nicht ersetzen kann. Solch eine ‚Spende‘ kommt mir daher sehr entgegen.

 

Veröffentlicht in Singapur

Sozusagen ein Wasserstart

Nach zwei Tagen verlasse ich heute Singapur in Richtung Johor Bahru, Malaysia. In der Nacht gab es immer wieder kräftige Schauer, so wie auch schon an den Tagen zuvor. Das macht mir ja eigentlich wenig Lust auf die Radreise. Aber gehört der Regen in den Tropen nicht dazu? Was will ich denn aber auch erwarten, auf dem 1. nördlichen Breitengrad und quasi mitten im Indischen Ozean?
Zum Glück hatte ich mich doch noch dazu entschlossen, meine Regenjacke einzupacken, und damit fährt es sich bei dem leichten Dauerregen heute früh sogar ganz gut. Es regnet gleichmäßig bei etwa 24°C und die Jacke hält das Wasser zurück und mich zwar nicht lange trocken, denn natürlich schwitze ich schon recht bald darunter, aber ich kühle in dem Regen wenigstens nicht aus. Als Hose reicht mir ein dünner Windschutz, der sich zwar schnell vollsaugt und auf der Haut klebt, aber eben auch warm hält, und wenn der Regen vielleicht nachlässt, dann auch schnell wieder trocknet.
Von meinen Schuhen bin ich allerdings überrascht. Leichte Gore Tex-Wanderschuhe, die ich erst im Herbst gekauft hatte. Die halten sogar den ganzen Tag über meine Füße trocken.

Frühstücken werde ich unterwegs, ich will möglichst schnell durch das Zentrum der Stadt hindurch sein, weiß nicht wie lange ich an der Grenze zu Malaysia werde warten müssen und stehe deswegen einfach früh auf, esse nur eine Banane und eine Mini-Quiche, die ich gestern zum Schnäppchenpreis in einem Café der Innenstadt bekommen hatte – Abverkauf kurz vor’m Schließen, und fahre dann los.
Neujahrstag in Singapur und Dauerregen – es sind nur wenige Menschen auf den Straßen. Ich halte mich überwiegend auf dem Fuß-/Radweg, der entlang der Hauptstraße fast immer verfügbar ist. Ein betonierter Weg, häufig mit Regenschutz in Form einer Blechüberdachung, vor allem in der Nähe von Metrostationen.
Ich will mich langsam an das Fahren mit Gepäck gewöhnen, orientiere über die zentralen Kreuzungen an der Victoria Street und vorbei an Little India, später entlang der Bukit Timah Road und am Botanical Garden vorbei aus dem zentralen Bereich der Stadt hinaus. An vielen der Ampeln muss ich halten, was unangenehm lange dauern kann. Nach etwa 8 Kilometern rolle ich an einem kleinen McDonalds vorbei und halte spontan an. Erstmal wieder für ungefähr eine halbe Stunde trocknen.
„Happy New Year“ – wünsche ich. Die Mädchen hinterm Tresen sind freundlich drauf und ich genieße ein Frühstück aus gebuttertem Toast, einer Art Rösti, einem in eine rechteckige Form gepressten Rührei und Kaffee, natürlich.

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Leihfahrräder an der Woodlands Road, Bukit Panjang – Singapur

Der Radweg, auf dem ich fahre, schlägt manchmal Haken und an vielen Stellen sind die in Singapur überall mit dem Smartphone ausleihbaren Fahrräder in den Weg gestellt oder sogar geschmissen. Der Weg ist auch eher für diese Räder mit Einkaufskorb am Lenker gedacht, als für den bepackten Radreisenden und an einer der Metrostationen, die auf meinem Weg liegen, wird der Weg durch geparkte Räder dermaßen eng, dass meine linke Vordertasche ein Rad touchiert, ich ins Schlingern gerate und mit der rechten vorderen Tasche gegen die Betonwand der Station stoße, woraufhin es mir das Rad zur linken Seite hinschmeißt. Zum Glück nur ganz langsam und das Rad ist schnell wieder aufgerichtet. Aber der kurze Schreck wirkt, ab hier fahre ich nur noch auf der Straße.

Der konstante Regen lässt den ganzen Vormittag über nicht nach. Erst in Woodlands, kurz vor der Grenze nach Malaysia wird er dünner und die Temperatur steigt schnell von den anfänglichen 24° auf 28°.
Die Grenzstation ist eine recht große Anlage in etwa 20 m Höhe, hat eine direkte Zufahrt von der Autobahn und vom Stadtteil Woodlands aus eine weitere Rampe, an der Fahrräder (und auch Mopeds, Motorräder) offenbar nicht vorgesehen sind. Ich probiere es dennoch an der Rampe für Autos. Oben angekommen, stehe ich plötzlich zwischen zwei Autofahrspuren und sehe ganz links, durch eine für jeweils mehrere Zentimeter unterbrochene Barriere davon getrennt, die ebenfalls von der Autobahn kommende Motorradspur. Auf die wechsle ich nun an einer geeigneten Stelle und fahre dann etwas bestimmter die etwa 50 Meter bis an die Kontrollstelle weiter, wo sich diese Motorradspur in drei Spuren aufteilt. Eine durchaus unübersichtliche Angelegenheit.
Von irgendwo weiter vorne ruft mir jemand zu, ich möge die ganz linke Spur nehmen, und das mache ich dann auch. An einem freien Schalter bekomme ich den Ausreisestempel und dann fahre ich aus der Kontrollstelle wieder hinaus und eine lang gezogene Linkskurve hinunter auf Meeresniveau und auf den etwa 600 Meter langen Damm in Richtung Malaysia.