Malaysia erscheint mir bisher als ein sehr fahrradfreundliches Land. Nach sechs Tagen auf dem Rad bin ich gestern in Port Dickson angekommen, wo ich nun einen Tag Pause mache. Hier gönne ich mir einmal ein Hotelzimmer mit Balkon, sonst sind die preiswerten Standardzimmer, in denen ich übernachte, eher fensterlos. Auf der Uhr stehen bereits knapp über 400 Kilometer, meist in gemächlichem Tempo gefahren. Mal bei bestem Sonnenschein, mal bei Regen lässt es sich entlang der westlichen Küste West-Malaysias sogar recht gut radeln. Ich bin häufig auf der nationalen Route 5, manchmal auf Nebenrouten unterwegs, die manchmal genauso gut ausgebaut sind, aber auch schmal sein können, und auch wenn der Verkehr auf der Hauptstraße manchmal dicht ist, am frühen Nachmittag und am abend z.B., bin ich als Radfahrer doch ziemlich unbehelligt, da der Seitenstreifen der Straße breit genug für mich ist und häufig sogar zu einem eigenen Fahrstreifen für Motorräder und -roller ausgebaut ist. Es wird verhältnismäßig viel Rücksicht genommen.
Eingewöhnt habe ich mich hier recht schnell. Was ich während des Tages auf der Straße an Lebensmitteln brauche, bekomme ich bei einfachen Straßenhändlern oder in Minimärkten in den Dörfern oder kleineren Städten, durch die ich komme. Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, war bisher auch kein Problem, es gibt viel mehr kleinere Hotels, als ich erwartet hatte. Die Zimmer sind oft in sehr gutem Zustand, manchmal gibt es sogar Frühstück.
Auch das Angebot an Restaurants, oder was man hierzulande als solches bezeichnet, ist sehr groß. Chinesische Garküchen sind oft nur am Nachmittag und Abend in Betrieb, indische und thailändische Küche ist eher in den größeren Städten zu finden, aber unterwegs an der Straße gibt es die verschiedensten einfachen Restaurants, teilweise mit vorgekochtem Büffet, manchmal auch mit frischer Zubereitung einfachster Teig- und Eierspeisen.
Vieles erinnert mich an Afrika. Die kleinen, alles für den Alltag verkaufenden kleinen Läden, die Freundlichkeit der Menschen, die hier aber noch dankbarer zu sein scheinen, wenn ich als westlicher Ausländer mich ausgerechnet ihrem kleinen Betrieb gewidmet habe. Sei es, dass ich zwei kühle Flaschen Cola gekauft habe, in dem eher herunter gekommenen kleinen Laden eines älteren Malayen an einer Nebenroute am Rand von Kuala Linggi, der mir eine gute Weiterreise wünscht, oder dass ich im Mini-Restaurant einer kleinen muslimischen Familie, im Schatten mehrerer ausladender Bäume in einer Kurve der Nationalroute 5 Mittagspause mache und mir von deren sogar recht umfangreichem Angebot Reis mit Gemüse und Fisch servieren lasse. Dazu einen lecker gewürzten und gesüßten, warmen Zitronentee.
Die Landschaft ist wunderbar grün und im Sonnenschein mischen sich die vielen blühenden Hecken und Büsche, die an und auf Privatgrundstücken entlang der Straße zu sehen sind, mit in ein helles und farbiges Gesamtbild.
Im Süden Malaysias dominieren Palmen-Plantagen, meist Ölpalmen, seltener auch Kokospalmen. Die Zufahrten in die Parzellen sind meist versperrt, aber dort gibt es viel Schatten unter den Bäumen, weshalb ich immer wieder einmal kurze Pausen ‚unter Palmen‘ mache. Einmal in einer großen, gemischten Plantage, wo zwischen die Kokospalmen noch Kaffee-Büsche gesetzt sind und in regelmäßigen Abständen einfache Bienenstöcke aus längsgeschlitzten, kurzen Abschnitten von Baumstämmen, etwa 50 – 60 cm lang und vielleicht 25 cm im Durchmesser, unter einer kleinen Überdachung platziert sind. Einfachste aber für den Imker praktische Unterbringung eines Bienenvolks. Einige Kilometer hinter dem Ort Pekan Nanas komme ich auf dem Weg nach Pontian Kecil an einem Ananas-Museum vorbei. Verschiedene Sorten sind im weitläufigen Garten des Museums zur Anschauung angebaut.
Tagsüber kann es heiß sein, mit Temperaturen bis 33° im Schatten bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Da bin ich dann froh, auf dem Rad sitzen zu können und den kühlenden Fahrtwind um mich herum zu haben. Natürlich schwitze ich, egal ob die Luft 28° oder mehr hat, aber wehe ich halte an, dann bricht der Schweiß erst richtig aus. Mein Wasserverbrauch ist entsprechend groß.
An einem der Vormittage, als ich im schon intensiven Sonnenschein vielleicht die ersten 15 Kilometer hinter mir habe, hält scharf vor mir ein Werkstattwagen eines der in Malaysia operierenden Mobilfunknetze und der Fahrer steckt mir von seinem Sitz aus eine Dose eines isotonischen Sportgetränks zu (nein, kein Red Bull). Da war ich erst etwas skeptisch, aber habe mich dann gefreut. Der wusste genau, was ich brauche. Mit dem Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen geht auch ein Teil wichtiger Elektrolyte dem Stoffwechsel und der Muskulatur verloren, die ich durch Wasser allein natürlich nicht ersetzen kann. Solch eine ‚Spende‘ kommt mir daher sehr entgegen.