Einerseits landwirtschaftlich geprägt, mit teils großflächigem Maisanbau und trockenen Weideflächen, mit wenigen verstreut liegenden Farmen und in deren weiterer Umgebung kleinsten Siedlungen der schwarzen Angestellten, andererseits aber eines der größten Kohlereviere Südafrikas, so stellt sich mir die Region zwischen Bronkhorstspruit und Ermelo dar, durch die ich in den vergangenen zwei Tagen beinahe diagonal südostwärts geradelt bin.
Das Gelände blieb wellig auf Höhen zwischen 1500 m und 1750 m, mit meist sanften, langgezogenen Anstiegen und ohne großartige Abwechslung. Trotzdem nicht ohne Überraschungen.
Vom Bronkhorstspruit Dam aus musste ich leider noch einige Kilometer weiter in Richtung Norden, bis fast an die Autobahn nach Pretoria heran fahren, bevor ich auf eine Nebenstraße in Richtung Süden und damit endlich in den Wind abzweigen konnte. Der ließ an den nächsten Tagen überhaupt nicht nach, kam zwar nicht immer direkt aus Norden, aber blies kräftig und war mehr als einmal eine Erleichterung beim Radfahren. Erstmal jedoch nicht, obwohl die Richtung stimmt, denn schon nach zwei Kilometern geht die schöne Nebenstraße in eine Piste über, die sich auch noch einen Hang hinaufzieht und dann ausgerechnet jetzt von Baumaschinen bearbeitet wird. Das hat mir natürlich gefehlt, auch wenn ich nun beinahe unbehelligt durch die Lande radeln kann. Aber erstmal können vor wellig aufgeschobenem Kies und vor lachen, weil die Balance nicht immer zu halten ist.
Dazu gibt sich die Sonne alle Mühe, die schattenarme Landschaft aufzuheizen und diesig die Fernsicht einzuschränken. So wirkt das neu entstehende Kohlekraftwerk, das nur schemenhaft im Dunst in der Ferne zu sehen ist, beinah gespenstisch. Der Anblick bleibt mir eine Weile erhalten. Viele Kilometer später mündet die Piste bei Arbor auf eine Zubringerstraße zur Autobahn nach Johannesburg und hier kann ich kurzzeitig den Rückenwind sogar genießen. Wie schnell man doch den Frust wieder abschütteln kann. Doch die Freude währt nur kurz, denn ich tauche mitten ins Revier ein, muss an Kohlehalden und Kohle-Verteilanlagen vorbei und mich dann auch noch mit dem zwischen Halden und weiteren Kraftwerken pendelndem Schwerverkehr arrangieren.
Sattelzüge mit je zwei längeren Loren rattern die schlechte Straße auf und ab, bis nach Ogies, einem Zentrum der Kohleaufarbeitung. Danach wird die Straße zwar wieder besser, aber der Verkehr lässt nicht merklich nach.
Bis ich nach Kriel komme, setzt die Dämmerung bereits ein und als ich feststellen muss, das meine erste Wahl für ein Nachtquartier dort geschlossen ist und meine erst in Ogies frisch erworbene Telefonkarte nicht funktioniert, wird es schnell auch richtig dunkel. Zweimal frage ich Passanten nach einer Alternative, aber die sind in dieser kleinen Stadt am Rande des Reviers rar. Dennoch finde ich in einer familiär geführten Lodge am Rande von Kriel noch ein Bett und der Sohn des Hauses fährt mit mir dann noch ins Zentrum zum Essen.