Veröffentlicht in Südafrika

Start in Johannesburg

Nach dem langen Flug mit wenig Schlaf und dem Schlangestehen mit hunderten anderer ebenfalls am frühen Morgen in Johannesburg gelandeter Reisender vor der Passkontrolle, fühlte ich mich doch verhältnismäßig Fit und beinahe voller Tatendrang, als ich mich auf die Suche nach meinem Gepäck machte. Der Beamte wünschte mir noch viel Spaß und drückte mir den Stempel für 90 Tage Aufenthalt in den Pass, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich mit dem Rad durch sein Land und in Richtung Mosambik reisen wolle. Seine Gedanken konnte ich freilich nicht lesen, aber ein wenig fragend sah sein Blick weiterhin aus.

An der ersten Sperrgepäckausgabe war noch nichts zu sehen, doch die Halle mit den Gepäckbändern im Ankunftsterminal des O.R. Tambo ist weitläufig und an der zweiten Gepäckausgabe lag dann (sehr zur Erleichterung) mein in der Gewebeplane eingewickeltes Fahrrad zwischen verstreuten Kinderwagen und anderen Paketen. Auf den ersten Blick unbeschädigt. Schnell damit auf einen Gepäckwagen und dann das Gepäckband finden, auf dem die restlichen Koffer und Taschen des Flugs aus Frankfurt ihre Kreise drehten. Von den Hinweistafeln war die Zuordnung der Flugnummer zu einer Bandnummer längst verschwunden, dabei hatte das Warten an der Passkontrolle keine Stunde gedauert.
Eine freundliche Angestellte sagte mir „number seven“ und richtig, dort zirkulierte auch meine schwarze Rucksackhülle, in der ich zwei Packtaschen und das Zelt zusammengewickelt und in Berlin aufgegeben hatte. Alles da – Klasse! Ich entschied mich schnell, das Rad am Ende der Halle in der Nähe des Ausgangs, unweit der Zöllner auszupacken und aufzubauen. Draußen im Ankunftsbereich würde vermutlich doch mehr Hektik zu erwarten sein und hier hatte ich Platz, ohne jemandem im Weg zu sein.

Alles da, alles in Ordnung – beinahe Punkt 10:00 Uhr schob ich das Rad dann mitsamt Gepäck durch die Ausgangstür und an den wartenden Taxis vorbei. Wo muss ich denn jetzt hin? Direkt auf die Autobahn wollte ich nicht radeln. So rollte ich erstmal nordwärts am Terminal entlang, unter dem Schatten der zweistöckigen Zufahrtsstraßen hervor und in die Wärme des sonnigen Vormittags. Der Nebenzugang galt hauptsächlich Fußgängern, aber auch mit dem Fahrrad kam ich so problemlos an eine der Zufahrtsstraßen, die an den Autobahnzubringern vorbei und durch Gewerbegebiete vom Flughafen wegführte. Schnell wurde der Verkehr dichter, doch die Straßen bieten mit fast überall vorhandenem Seitenstreifen genügend Raum auch für Radfahrer. So zumindest mein Eindruck, auch wenn ich weiter keine Radfahrer sehe.

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Am Straßenrand kaufe ich Bananen und Kekse und kurz darauf mache ich an einer Tankstelle mit kleinem Rastplatz eine kurze Pause. Gerne hätte ich auch noch richtig gefrühstückt, denn das Bisschen im Flieger liegt schon wieder viele Stunden zurück und ich habe gleich für den ersten Tag eine längere Etappe geplant, will Abstand zu Johannesburg gewinnen. Nach etwa 12 km bin ich bereits draußen auf dem Land, einer welligen Landschaft mit vielen Landwirtschaftlichen Flächen, allesamt abgeerntet, mit Viehweiden und Pferdekoppeln. Der Verkehr bleibt nennenswert, vor allem Schwerverkehr schiebt über die Lande, ich bin auf dem Rad der Exot auf der Straße. Leider folgt die dem Geländeprofil, so dass ich bald schon meine Oberschenkel spüre, wenn es wieder einmal aufwärts geht. Die sind an eine solche Belastung noch nicht gewöhnt, zumal ich mich hier auf einem Höhenniveau von 1600 – 1700 Metern über Meeresspiegel bewege. Gestern nachmittag in Berlin fuhren sich die 20 km bis zum Flughafen viel einfacher.

In einem Supermarkt mit Imbiss kaufe ich Sandwiches und Wasser für unterwegs und mache bald wieder kurze Pause, um etwas zu essen. In dem Dörfchen Petit kaufe ich bei einem Kleinkrauter dann noch eine MTN Prepaid SIM-Karte für 5 Rand, schließlich will ich ja nicht ganz von der Welt ‚abgeschnitten‘ sein. Doch die wird mich in den nächsten Tagen immer wieder mal beschäftigen, da ich den Fehler mache, sie nicht gleich auch bei dem Händler aktivieren zu lassen.

Später, nachdem ich durch das Städtchen Bapsfontein gekommen bin und rund 50 km auf der Uhr stehen, lasse ich mich in der Nachmittagssonne bei einem Tankstellenimbiss nieder, bestelle Chips und Tomatensandwich und esse erstmal bis ich satt bin.

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Der bisher hauptsächlich von der Seite aus Nordwesten wehende Wind hat mir lange Zeit zusätzlich das Radfahren erschwert, doch je näher ich nun Bronkhorstspruit, meinem Tagesziel, komme, desto mehr dreht die Straße auf östliche Richtung und irgendwann habe ich den Wind im Rücken. So bekomme ich zum Ende des Tages doch noch etwas Unterstützung auch an den langgezogenen Anstiegen, jetzt fährt es richtig angenehm. Die letzten Kilometer für heute fordern allerdings noch einmal Alles. Der wie eine natürliche Barriere vor dem Bronkhorstspruit-Stausee liegende Höhenzugs lacht mich beinahe aus, mit seinen steilen zwei Serpentinen, doch dahinter läuft es dann wieder leichter und hinunter bis an das Seeufer. Beinahe zumindest, denn die schönsten Stellen sind hinter weitläufigen Privatgrundstücken nur zu erahnen. Den Campingplatz wecke ich mit meiner Ankunft aus seinem Dornröschenschlaf, denn die Saison liegt noch in weiter Ferne. Doch immerhin bekomme ich nach einer warmen Dusche auch noch etwas zu essen. Mit Vorbestellung zwar und dann von Ferne geliefert, doch ich werde wieder satt von Fish and Chips und Süßkartoffelmus – und einem kühlen Windhoek Draught Bier.

So krabbele ich noch vor 20 Uhr ins Zelt und den Schlafsack und schlafe auch ziemlich augenblicklich ein…

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