Von Bangkok bin ich bereits am Dienstag weiter gereist und inzwischen wieder drei Tagesetappen entfernt. Besonders heute stand der Wind günstig, so dass ich trotz einem leicht welligen Gelände recht schnell vorwärts gekommen bin. Bei den jetzt etwas höher steigenden Temperaturen ist mir das ganz lieb, denn automatisch mache ich auch mehr Pausen und brauche trotzdem nicht länger.
Da ich mein Quartier in der Thailändischen Hauptstadt noch westlich des breiten Flusses Chao Phraya und des eigentlichen Zentrums hatte, musste ich zunächst quer durch die Stadt und dann vom östlichen Rand aus weiter in Richtung Flughafen radeln. Eine ständig dicht befahrene Strecke, auf der ich immer wieder am ewig langen Stau links vorbei fahren konnte, so wie all die vielen Mopedfahrer auch, die sich unerschrocken bis zur nächsten Ampel vorarbeiten, sich dort sammeln, immer weiter vortastend, und dann als ein brummender, röhrender Schwarm bereits zwei Sekunden vor der nächsten Grünphase sich über die noch nicht ganz freie Kreuzung ergießen.
Etwa 17 km Streß, Hektik, Staub und Rußwolken aus manchmal altertümlichen LKWs dauerten so mehr als eine Stunde, bevor ich auf der Ausfallstraße in Richtung Flughafen wieder etwas durchatmen konnte. Viel dünner war der Verkehr dort allerdings auch nicht, dafür aber die Straße etwas breiter.
Volle Aufmerksamkeit erfordern Sammeltaxis, die verhältnismäßig langsam auf der linken Spur fahren, manchmal nicht viel schneller als ich auch, und deren Fahrer mehr auf potentielle Kunden am Straßenrand schauen, als auf mich.
Erst weit hinter dem Flughafen, von dem ich aus der Entfernung nicht viel gesehen habe, wurde der Verkehr dann wirklich dünner. Dort liegen u.a. mehrere Depots von Reisebussen und dutzende dieser Busse, die vermutlich ihre Fahrgäste direkt vom Flughafen abholen, bzw. dort abliefern, fahren hier entweder in diese Depots, staubige Freiflächen hinter hohen Zäunen, oder wenden an einer dafür verbreiterten Wendestelle und fahren in Richtung Flughafen oder Bangkok zurück.
Nach weit mehr als 30 Kilometern für mich dann auch Zeit, endlich eine längere Pause zu machen und etwas zu essen. Allerdings kann man von Restaurantdichte nicht mehr sprechen, ich muss noch ein Stück weiterfahren, bis ich eines finde, und auf dessen überdachter Fläche mit Aussicht über einen kleinen See setze ich mich für etwa eine halbe Stunde in den Schatten.
Keine Gewerbegebiete und Industrie-Ansiedlungen mehr an der Straße, einfach nur Siedlungen und Geschäfte. Z.B. ein Fahrradhändler, bei dem ich mir eine große Luftpumpe nehmen durfte, um meine Reifen mal richtig nachzufüllen. Mit wieder rund 5 bar in den Rädern rollte es sich gleich nochmal so gut.
Doch kurz danach begann der richtig staubige Teil dieses Tages: die Straße wurde für viele Kilometer zu einer Baustelle, die Fahrbahn abgefräst und in der Breite reduziert, rechts und links wurde der Unterbau erweitert, teilweise neu angelegt. Nun war ich für LKWs ein Hindernis, die nur an mir vorbeikamen, wenn gerade kein Gegenverkehr kam. Ich machte mich richtig breit, damit es auch niemand versuchte. Die Fahrer können ja auch nichts dafür, doch wenn so ein breiter LKW erst vor mir fährt und mit seinen großen Rädern im Dreck wühlt, dann muss ich den Staub schlucken.
Zum Glück konnte ich vorzeitig auf eine kleinere Straße ausweichen und wie in einer anderen Welt, viel entspannter in Richtung Chachoengsao weiterfahren.
Auch eine größere Stadt, die ich dann an diesem Tag nach 78 Kilometern erreiche. In der weiten Landschaft, die von vielen Kanälen durchzogen ist, wird auch wieder Reis angebaut.
An den nächsten beiden Tagen hatte ich dann mit den Routen 304 und 359 hauptsächlich Schnellstraßen in meiner Richtung, die ich nur zum Teil umgehen konnte. Dabei ließ es sich auf diesen ziemlich geradlinig verlaufenden Straßen eigentlich ganz gut fahren, da der Wind inzwischen aus westlichen Richtungen kommt und mich hier jeweils gut geschoben hat. Außerdem war das Verkehrsaufkommen auf der Route 359 deutlich geringer als am Tag zuvor auf der 304.
Die Landschaft ist nun allerdings viel öder und trockener geworden, es wird viel Zuckerrohr angebaut und heute am Nachmittag, bevor ich Sa Kaeo erreicht habe, konnte ich über zwei Feldern schwarze Rauchsäulen stehen sehen. Wie in Afrika werden die Felder abgebrannt, um das Zuckerrohr leichter ernten zu können. Die Region ist verhältnismäßig dünn besiedelt, Restaurants oder vergleichbare Mikrobetriebe sind in Dörfern selten geworden, außerhalb davon erst recht. Aber was die Leute haben, bieten sie einem an.
So hatte ich in der Nachmittagshitze großen Appetit auf einen Eiskaffee, -tee oder zumindest eine kühle Cola und bei einem Restaurant, das durch einen schmalen Graben von der Straße getrennt war, angehalten und die Dame des Hauses aus ihrer Nachmittagsruhe vor dem altertümlichen Fernseher, der draußen im Schatten stand und lief, aufgestört und nach Cola gefragt, da Kaffee oder Tee nicht sehr wahrscheinlich waren. Die habe ich auch bekommen und ein Glas voll Eis dazu. Ihren Mann hatte ich im Schatten auf der Bank neben ihrem einfachen Stuhl gar nicht gesehen. Der wurde aber offenbar auch wach und kam nun zu mir und stellte mir noch ein Päckchen Toastbrot dazu, offenbar das einzige was seine Küche im Moment bieten konnte. Das fand ich ja auch nett.
Inzwischen ist das Chinesische Neujahrsfest vorrüber und heute morgen wurden in der Umgegend des Motels, in dem ich übernachtet hatte, viele kleine Feuerwerke abgebrannt. Jeweils ein kleiner Teppich von Knallkörpern die vor sich hin knattern und mit zwei lauten Böllern abschließen. Die Vögel der näheren Umgebung fühlen sich immer arg erschreckt. Gehört hatte ich soetwas morgens schon öfter in Thailand, aber nie so massiv wie heute morgen.
Zwei Tage vorher, kurz bevor ich nach Chachoengsao gekommen bin, hatte jemand vom Hof eines Tempels aus (Wat Bang Prong) Kanonenschläge in die Luft geschossen, die dann in vielleicht 100 bis 150 Metern Höhe als Dreifachböller mit kurzem Abstand explodiert sind.
In Sa Kaeo stehe ich nun kurz vor der Grenze nach Kambodscha und am Abend esse ich nochmal typisch Thailändisch, lasse mir Pad Thai machen und einen leckeren, Spicy Papaya-Salat mit Seafood im Mörser zubereiten (das habe ich nun auch gelernt).